Aktuell in den Filmclubs (25.4. – 1.5.2025) Walter Gasperi · Apr 2025 · Film

In der Lustenauer Programmkinoschiene Kinothek extra steht diese Woche mit „Willkommen in den Bergen - Un mondo a parte“ ein italienischer Kassenschlager auf dem Programm, in dessen Mittelpunkt ein Lehrer steht, der die Schließung einer Zwergschule zu verhindern versucht. Das Kinotheater Madlen zeigt dagegen mit „Naima“ einen Dokumentarfilm, in dem Anna Thommen ein eindrückliches Bild vom Alltag einer venezolanischen Migrantin in der Schweiz zeichnet.

Willkommen in den Bergen – Un mondo a parte: Ein Grundschullehrer aus Rom lässt sich in ein Bergdorf in den Abruzzen versetzen, wo er bald um den Erhalt der unter Schüler:innenmangel leidenden Schule kämpfen muss.
Mit über einer Million Besucher:innen war „Willkommen in den Bergen„ in Italien 2024 der größte Publikumserfolg. Die Gründe dafür liegen auf der Hand, denn einerseits werden mit den Problemen von kleinen Dörfern aktuelle Probleme angesprochen, andererseits wird mit der warmherzigen Erzählweise und dem Gespür für Situationskomik Unterhaltung geboten, die niemandem wehtut.
Klug war die Entscheidung, professionelle Schauspieler:innen mit Laien aus den Dörfern zu mischen, denn speziell die Laien verleihen dem Film einen authentischen Anstrich. Zu viele Themen und Problemfelder packt Riccardo Milani allerdings hinein, wenn der Klima- und Umweltaktivismus des Lehrers zwar bald in den Hintergrund tritt, dafür Kritik an ländlicher Intoleranz ins Spiel kommt, wenn ein lesbischer Teenager von seinen Eltern abgelehnt wird und auch der Wunsch eines jungen Mannes, im Dorf eine Landwirtschaft aufzubauen, bei den Eltern auf Widerstand stößt. Wenn die Rettungsszene, zu der es im Laufe des Films kommt, in Zeitlupe inszeniert wird, gleitet „Willkommen in den Bergen“ zudem in puren Kitsch ab. Wirklich entwickelt werden die verschiedenen Themen allerdings nicht, sondern bleiben im Hintergrund, während im Mittelpunkt die Schule steht, zu deren Erhalt schließlich auch nicht ganz legale Mittel eingesetzt werden.
Mit der Realität hat diese einfach erzählte Komödie, in der am Ende dann auch noch die sommerlichen Schönheiten der Abruzzen gefeiert werden, nur hinsichtlich der Themen, aber kaum in der Handlungsführung etwas zu tun, bietet aber sympathische Unterhaltung.
Kinothek "Extra" in der Kinothek Lustenau: Mo 28.4., 18 Uhr (ital. O.m.U.)

Naima: Der Titel von Anna Thommens Dokumentarfilm ist Programm. In jeder Szene ist die gebürtige Venezolanerin Naima Cucia im Bild, ganz aus ihrer Perspektive wird erzählt. Thommen folgt der Migrantin von ihrer Kündigung ihres Jobs in einer Basler Krankenhauskantine über ihre Ausbildung zur Pflegefachfrau, bei der auch ein Rückschlag durch die negative Beurteilung eines Praktikums nicht ausbleibt, bis zum erfolgreichen Abschluss und der feierlichen Verleihung des Diploms.
Nah dran ist Thommen an ihrer Protagonistin, empathisch ist der Blick auf die kommunikative Frau. Auf jeden Kommentar wird verzichtet. Die begleitende Beobachtung gibt Einblick in den Alltag einer Migrantin, in Vorurteile ihr gegenüber ebenso wie in eine gescheiterte Beziehung und die nicht immer einfache Beziehung zu ihren beiden Kindern im Teenageralter. Hautnah lässt der Film an den Freuden und Leiden dieser vitalen und trotz Niederschlägen optimistisch bleibenden Frau teilhaben und zeichnet so nicht nur das bewegende Bild einer Kämpferin, deren Durchhaltewillen mit einem Rapsong im Nachspann nochmals gefeiert wird, sondern auch einer geglückten Integration.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 28.4., 20.15 Uhr (deutsch-spanisches O.m.U.)

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