Aktuell in den Filmclubs (24.11. – 30.11. 2023) Walter Gasperi · Nov 2023 · Film

Am Spielboden Dornbirn läuft diese Woche einerseits Luc Bessons wilder Genre-Mix „DogMan“, in dem ein junger Mann zu Hunden eine intensivere Beziehung als zu Menschen pflegt, und andererseits mit „Close“ Lukas Dhonts bewegendes Drama über eine Bubenfreundschaft.

DogMan: Mit einem famosen Caleb Landry Jones in der Hauptrolle entwickelt Luc Besson ein düsteres, teils märchenhaftes Thriller-Drama um einen in der Kindheit schwer misshandelten Mann namens Douglas. Retrospektiv erzählt dieser nach seiner Verhaftung einer Psychiaterin seine Geschichte. 
Einblick bekommt man so in eine erschütternde Kindheit mit einem gewalttätigen Vater, der Hundekämpfe organisiert und der seinen Sohn brutal misshandelt und in den Zwinger sperrt, weil er die Hunde unerlaubterweise füttert. Prägend sind diese Erfahrungen, denn später entwickelt Douglas, der bald aufgrund einer Schussverletzung im Rollstuhl sitzt, vor allem zu Hunden eine Beziehung. Unter den Menschen dagegen freundet er sich einzig mit einer Theaterschauspielerin an. Als diese in eine andere Stadt übersiedelt, zieht Douglas sich noch mehr zurück und lebt mit zahllosen Hunden in einem abbruchreifen Haus. Seinen Lebensunterhalt bestreitet er mit kriminellen Aktionen, bei denen die Hunde unglaubliche Fertigkeiten entwickeln, gleichzeitig droht ihm aber auch Gefahr von einer Gangsterbande.
Während sich mit diesen Wunder-Hunden ein Fantasy-Element durch „DogMan“ zieht, bestimmt auf der anderen Seite ein schmutziger und düsterer Realismus den Film. Nicht differenziertes, sondern plakatives, aber kraftvoll-saftiges, sehr physisches und mitreißendes Genrekino bietet dieses an Todd Philipps „Joker“ erinnernde Thriller-Drama dabei in der beinharten Abrechnung Douglas‘ mit seinen Gegnern. Gleichzeitig lädt Besson diesen Mix aus Charakterstudie, Sozialdrama und Thriller aber auch mit religiösen Elementen auf: In keine Schublade passt dieser Film, ist anders als das meiste, was man im Kino sieht – und gerade deshalb aufregend und nachwirkend.
Spielboden Dornbirn: Fr 24.11. + Sa 2.12. – jeweils 19.30 Uhr

Close: Schon Lukas Dhonts Debüt „Girl“ bestach durch das große Feingefühl und die vielschichtige Auslotung der Psyche eines 15-Jährigen, der sich als Mädchen fühlt und vor einer geschlechtsangleichenden Operation steht. Im Zentrum von „Close“ stehen nun die beiden Zwölfjährigen Léo (Eden Dambrine) und Rémi (Gustav De Waele). 
Von der ersten Einstellung an sind die beiden Buben fast immer gemeinsam im Bild, wenn sie über die Felder rennen, sich mit ihren Fahrrädern ein Wettrennen liefern oder nebeneinander im Bett liegen. Ganz selbstverständlich schläft der eine immer wieder mal beim anderen. Auch die leuchtenden Sommerfarben und das warme gelbliche Licht vermitteln die Unbeschwertheit und das Glück dieser Freundschaft.
Sie freuen sich auch, als sie auf der Mittelschule in die gleiche Klasse kommen. Ganz unbefangen fragt dann aber bald ein Mädchen, ob sie nicht nur beste Freunde sondern ein Paar seien. Entschieden weist dies vor allem Léo zurück, doch die anderen Buben greifen bald zu einem feindseligeren Ton und beschimpfen sie als Schwuchteln. Um jeden Verdacht der Homosexualität von sich zu weisen, beginnt Léo sich so in der Folge zunehmend von Rémy zu distanzieren.
Dhont erkundet nicht nur intensiv den fließenden Grenzbereich von Freundschaft und Liebe, sondern erzählt auch, unterstützt von den beiden wunderbar natürlich und intensiv agierenden Kinderdarstellern, bewegend von den tragischen Folgen dieser Zurückweisung. Eine abrupte Wende nimmt „Close“ nämlich nach etwa 45 Minuten. An die Stelle der Freundschaft, die zuvor Lebensfreude und Glück verbreitete, treten nun Einsamkeit, Verstummen und Schuldgefühle. Nah dran ist die Kamera nun nur noch an Léo, fokussiert ganz auf ihn, der mit den vergangenen Ereignissen nicht umgehen, aber auch nicht darüber sprechen kann.
Spielboden Dornbirn: Di 28.11., 19.30 Uhr

Weitere Filmkritiken, Streamingtipps, DVD-Besprechungen und Regisseur-Porträts finden Sie auf meiner Website https://www.film-netz.com.  

Teilen: Facebook · E-Mail