Aktuell in den Filmclubs (23.8. – 29.8.2024) Walter Gasperi · Aug 2024 · Film
Das Kinotheater Madlen in Heerbrugg zeigt diese Woche mit dem Spielfilm „Bolero“ ein Porträt des Komponisten Maurice Ravel. Beim Filmforum Bregenz steht dagegen mit „Rivalen – Challengers“ ein Spielfilm auf dem Programm, in dem Luca Guadagnino drei Tennis-Karrieren mit einer Dreiecksgeschichte verbindet.
Bolero: Ausgehend von der Entstehungsgeschichte des Orchesterstücks „Bolero“ zeichnet Anne Fontaine ein Porträt des Komponisten Maurice Ravel (Raphaël Personnaz).
Fontaine fokussiert ganz auf ihren Protagonisten. Gesellschaftliche und historische Hintergründe werden ausgespart. Auf Abendveranstaltungen folgt ihm die Kamera ebenso wie zu Orchesterproben oder zeigt ihn in seiner Wohnung beim Versuch zu komponieren. Sorgfältig ausgestattet und ausgeleuchtet sind die vorwiegend in warme Brauntöne getauchten Bilder, doch in seiner Aufgeräumtheit und in der Beschränkung auf die vornehm gekleidete Oberschicht und ihre Dienerschaft wirkt dieser Historienfilm auch sehr glatt und steril.
Auch schauspielerisch werden zwar durchaus solide Leistungen geboten, doch wirklich Profil und Facettenreichtum gewinnen die Figuren nicht. Zu bieder und einfallslos ist doch die Regie der Französin, die auch kaum Momente akzentuiert, sondern gleichförmig Szenen aneinanderreiht. Daran ändert auch nichts, dass die lineare Erzählweise punktuell durch Rückblenden in die Zeit des Ersten Weltkriegs aufgebrochen oder bei einer Amerika-Tournee das Bildformat zur Erzeugung einer Zeitstimmung verkleinert wird.
In eleganter Montage wird diese Tournee zwar mit einer fließenden Abfolge von Konzertszenen, die durch Inserts geographisch verankert werden, verkürzt, für Spannung sorgt letztlich aber einzig der Zeitdruck, der mit dem Abgabetermin des Ballettstücks aufgebaut wird. Zu bruchlos und einfach entwickelt sich der Film insgesamt aber auf den triumphalen Erfolg des „Bolero“ hin, der auch penetrant in ständigen Variationen und Wiederholungen den Soundtrack bestimmt.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 26.8., 20.15 Uhr
Rivalen - Challengers: Zwei Männer, eine Frau: Luca Guadagnino entwickelt vor dem Hintergrund dreier Tennis-Karrieren ein an François Truffauts „Jules et Jim“ erinnerndes Beziehungsdreieck, bei dem Rivalitäten auf dem Platz immer wieder in persönliche Auseinandersetzungen übergehen – und umgekehrt.
Auch wenn immer wieder über Tennis geredet wird, macht Guadagnino doch unverkennbar spürbar – und lässt dies auch die Protagonist:innen erkennen –, dass es hier um persönliche Beziehungen geht. Wie die Bälle schießt sich das Trio die Sätze zu und mit der treibenden Techno-Musik von Trent Reznor und Atticus Ross heizt der Italiener ebenso die Stimmung und Spannung an, wie durch den Einsatz von Zeitlupe, ungewöhnliche Kameraperspektiven oder Licht- und Farbsetzung. Meisterhaft intensiviert er Momente, wenn er nicht nur die durchtrainierten Körper der beiden Spieler ausgiebig ins Bild rückt, sondern auch jeden Schweißtropfen oder Gesichter bei einer nächtlichen Begegnung in rotes Licht taucht.
Ausführlich wird aber auch Product Placement betrieben von Adidas und Aston Martin über Gatorade und Dunkin Donuts bis zu Chanel und wie ein Werbefilm wirkt „Challengers – Rivalen“ so teilweise, denn eine kritische Position zu dieser Kommerzialisierung des Sports und zur Rolle von Sportler:innen als Werbeträger:innen lässt sich nicht erkennen. Der Sport ist im Grunde für Guadagnino auch nicht das Thema, denn trotz eines dramatischen Karriereknicks der Frau interessiert ihn die sportliche Ebene nur als Background, um darin verpackt seine Dreiecksgeschichte zu erzählen.
Ganz auf seine drei von Mike Faist, Josh O‘Connor und Zendaya gespielten Protagonist:innen konzentriert er sich so, Nebenfiguren gibt es dagegen kaum. Während Faist und Connor mit großem Körpereinsatz agieren, brilliert Zendaya, die auch als Co-Produzentin fungierte, als kühle Königin, die stets die Zügel in der Hand hält und für die im Gegensatz zu den beiden Männern immer Erfolg und Karriere über den Gefühlen steht.
Filmforum Bregenz im Metrokino Bregenz: Mi 28.8., 20 Uhr
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