Aktuell in den Filmclubs (22.12. – 28.12. 2023) Walter Gasperi · Dez 2023 · Film

Während das Skino Schaan einen bunten Strauß an älteren Weihnachtsfilmen zeigt, steht am Spielboden Dornbirn nochmals Martin Scorseses episches Krimidrama „Killers of the Flower Moon“ auf dem Programm.

Killers of the Flower Moon: Martin Scorsese erinnert in seinem trotz einer Länge von dreieinhalb Stunden intimen Epos an eine Mordserie, der in den frühen 1920er Jahren in Oklahoma mindestens 18 Angehörige der indigenen Osage zum Opfer fielen: Ölfunde hatten die Osage Ende des 19. Jahrhunderts unermesslich reich gemacht, doch dieser Reichtum weckte Neid und Gier der weißen Bevölkerung. So bewegt der Rinderbaron William Hale (Robert De Niro) seinen Neffen (Leonardo DiCaprio) die junge Osage Mollie (Lily Gladstone) zu heiraten, um sie dann schleichend zu vergiften und so an deren Vermögen zu kommen.
Die detailreiche Ausstattung von Jack Fisk, die atmosphärisch dicht den Trubel in der aufblühenden Kleinstadt beschwört, die zahlreichen Statisten und die prächtigen Totalen des ländlichen Oklahomas lassen in diese Welt eintauchen. Großartig ist auch die Kameraarbeit von Rodrigo Prieto, der zwischen lichtdurchfluteten Szenen im Freien und dunkleren Innenszenen wechselt und schließlich gegen Ende durch kaltes Licht Verhörszenen eine entsprechende Härte verleiht.
Vor allem aber ist das ein Schauspieler:innenfilm. Massenszenen spielen insgesamt eine untergeordnete Rolle, im Zentrum steht das Dreieck Robert De Niro, Leonardo DiCaprio und Lily Gladstone. Souverän spielt De Niro Hale als scheinbar sanften und gütigen Mann, der nach außen vorgibt, ein Wohltäter der Region zu sein und die Osage zu lieben, in Wirklichkeit aber nur hinter deren Geld her ist und skrupellos Killer engagiert. – Seine eigenen Hände macht sich dieser Heuchler dabei aber nie schmutzig.
Eindrücklich vermittelt andererseits DiCaprio die zunehmende Zerrissenheit des Neffen, der sich in Mollie verliebt, aber es nicht wagt, seinem Onkel zu widersprechen. Der eigentliche Star des Films ist aber Lily Gladstone, die Mollie zurückhaltend und mit großer physischer Präsenz spielt. In ihr wird das Leid, das die Osage-Indianer durch die weiße Bevölkerung erfuhren, eindringlich gebündelt. 
Spielboden Dornbirn: Sa 23.12., 19.30 Uhr

 

Bunter Strauß an Weihnachtsfilmen: Neben dem aktuellen Familienfilm „Wonka“, in dem Paul King mit Liebe zum Detail und Einfallsreichtum schwungvoll erzählt, wie Willie Wonka zum großen Schokoladenproduzenten wurde, und dem Disney-Animationsfilm „Wish“ zeigt das Skino Schaan eine sorgfältig kuratierte Auswahl älterer Weihnachtsfilme.  
Ein Fest für die jüngsten Zuschauer:innen ist so der nur 46-minütige britische Stopp-Motion-Animationsfilm „Die Kaola-Brüder feiern Weihnachten“ (2005), in dem zwei Koala-Bären auf eine abenteuerliche Reise an den Südpol aufbrechen. Dort steckt nämlich ein kleines Pinguinmädchen fest, das die Brüder abholen wollen, um ihm das schönste Weihnachtsgeschenk zu überreichen. Ein Klassiker des Märchenfilms ist dagegen die tschechoslowakische Produktion „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ (1973). In dieser frechen und frischen Variante des klassischen Grimm‘schen Märchens nimmt Aschenputtel nicht alles hin, sondern nimmt mit Witz, List und drei Zaubernüssen den Kampf gegen die Ungerechtigkeit auf.
Weihnachtliche Unterhaltung für Erwachsene bieten dagegen Nancy Meyers „The Holiday – Liebe braucht keine Ferien“ (2006) und Richard Curtis‘ „Love Actually – Tatsächlich Liebe“ (2003). Im Zentrum von „The Holiday“ stehen die Amerikanerin Amanda und die Engländerin Iris, die nach gescheiterten Beziehungen für die Weihnachtsferien ihre Häuser tauschen, um Abwechslung zu finden. Bald verliebt sich so in der mit Cameron Diaz, Kate Winslet, Jude Law und Jack Black hochkarätig besetzten Liebeskomödie Iris im sonnigen Los Angeles in einen Amerikaner, während Amanda im kalten und verschneiten, ländlichen England einem unwiderstehlichen Briten begegnet.
Richard Curtis entwickelt dagegen in „Love Actually“ mit einem Starensemble parallel zehn verschiedene Geschichten über die Liebe, in deren Zentrum unterschiedliche Generationen stehen und die in unterschiedlichen Milieus spielen. Curtis spannt dabei den Bogen von der Vorweihnachtszeit bis zum 24. Dezember, an dem sich die Geschichten miteinander verbinden, und feiert hemmungslos romantisch die Macht der Liebe.  
Skino Schaan: 
Wonka und Wish: mehrere Spieltermine
Die Koala Bären feiern Weihnachten: Sa 24.12., 11 Uhr
Drei Haselnüsse für Aschenbrödel: Fr 22.12., Sa. 23.12. + So 24.12. - jeweils 14.15 Uhr
The Holiday – Liebe braucht keine Ferien: Fr 22.12., 20.15 Uhr
Love Actually – Tatsächlich Liebe: Sa 23.12., 20.15 Uhr


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