Aktuell in den Filmclubs (16.2. – 22.2.2024) Walter Gasperi · Feb 2024 · Film

Der Spielboden Dornbirn entführt diese Woche in den Gazastreifen, wo sich in „Gaza mon amour“ trotz der bedrückenden äußeren Verhältnisse eine zarte Liebe entwickelt. Im TaSKino Feldkirch steht dagegen mit „Der Schatten von Caravaggio“ ein bildmächtiges Biopic auf dem Programm, das den Stil des Malers eindrücklich auf den Film überträgt.

Gaza mon amour: Vor dem Hintergrund der bedrückenden Verhältnisse im Gazastreifen verliebt sich ein schüchterner 60-jähriger Fischer in eine verwitwete Schneiderin.
Mit bewundernswerter Ruhe und Lakonie erzählen Arab und Tarzan Nasser, die den Film ihrem Vater gewidmet haben. Geduldig entwickeln sie die Geschichte, forcieren nichts, sondern lassen ihren Charakteren und Szenen Raum. Vertrauen können sie dabei auch auf die beiden großartigen Hauptdarsteller:innen Salim Dau und Hiam Abbass sowie sorgfältig besetzte Nebenrollen. 
Hinreißend ist der in Israel geborene Dau als bärtiger, nach außen bärbeißiger Fischer, in dem aber eine zarte Seele schlummert. Kongeniale Partnerin hat er in Hiam Abbass, die die Schneiderin als stolze und verschlossene Witwe spielt, die sich hinter der zur Schau gestellten kühlen Fassade aber doch nach Liebe und einer Beziehung sehnt.
Stoff für ein Drama böten Hintergrund und Geschichte, doch die Nassers entwickeln mit ihrem ebenso feinfühligen wie warmherzigen Blick eine von leisem Humor durchzogene, sehr menschliche Komödie, deren Figuren man rasch ins Herz schließt. Nicht gerade neu ist zwar die Botschaft, dass Liebe in Zeiten äußerer Bedrängnis der einzige Trost ist, doch wie hier davon erzählt wird, wirkt echt und glaubwürdig.
Ein echtes Kleinod ist den beiden Palästinensern mit ihrem zweiten Spielfilm so gelungen, den sie nur mit finanzieller Unterstützung Frankreichs, Deutschlands, Portugals und Katars realisieren und nicht in Gaza, sondern in Jordanien und Spanien drehen mussten. Aus der Ferne erklären die 1988 in Gaza geborenen Zwillinge damit den Menschen ihrer Heimat ihre Liebe, rechnen aber auch bissig mit der Bürokratie und der Macht der Hamas ab.
Spielboden Dornbirn: Sa 17.2. + Di 27.2. – jeweils 19.30 Uhr

 

Der Schatten von Caravaggio: Nur 38 Jahre alt wurde Michelangelo Merisi, der nach dem Herkunftsort seiner Eltern unter dem Namen Caravaggio (1571 – 1610) bekannt ist, und beeinflusste dennoch mit seinen Hell-Dunkel-Kontrasten (Chiaroscuro), seiner naturalistischen Bildgestaltung und der Verbindung von Sakralem und Profanem die Kunstgeschichte entscheidend.
Michele Placido, der vor allem in den 1980er Jahren als unerschrockener Ermittler in der TV-Serie „Allein gegen die Mafia“ bekannt wurde, rollt das Leben des genialen, aber auch von der Kirche angefeindeten Malers retrospektiv aus. Nach einem heftigen Einstieg mit einem Mordanschlag auf Caravaggio (Ricardo Scamarcio) in den dunklen Gassen von Neapel im Jahr 1609 wechselt der Film nach Rom. Dort beauftragt Papst Paul V. einen Sonderermittler (Louis Garrel), Nachforschungen über den Maler anzustellen. Dieser „Schatten“ soll nicht nur Caravaggios Begnadigungsansuchen gegen das Todesurteil wegen eines Tötungsdelikts prüfen, sondern auch untersuchen, ob dessen Lebenswandel und Gemälde im Einklang mit der Kirche stehen.
Mag die Erzählweise auch anekdotenhaft-oberflächlich und recht einförmig sein, so ist doch aufregend, wie Kameramann Michele D‘Attanasio den Stil Caravaggios auf den Film überträgt. Wie der Maler arbeitet auch er mit starken Hell-Dunkel-Kontrasten und taucht die Filmbilder immer wieder in Brauntöne, sodass Erzählung und Gemälde teilweise ineinander übergehen. Plastisch wird dabei auch die düstere Welt dieses schillernden Malers geschildert und aufregend die Kunst mit Caravaggios Alltag verbunden, wenn ihm ein Bettler als Inspiration für die Darstellung des Heiligen Petrus oder Prostituierte als Vorbilder für die Madonna oder andere biblische Frauenfiguren dienen.
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Do 22.2. bis So 24.2.

 

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