Aktuell in den Filmclubs (13.6. – 19.6.2025) Walter Gasperi · Jun 2025 · Film
Beim TaSKino Feldkirch werden diese Woche im Spielfilm „Armand – Elternabend“ menschliche Verhaltensweisen ausgelotet, surreale Momente können dabei aber auch zu Irritation führen. Im Heerbrugger Kinotheater Madlen brilliert dagegen Pamela Anderson in „The Last Showgirl“ als alternde Revue-Tänzerin, die ihr Leben überdenken muss.
Armand - Elternabend: Eine Mutter wird wegen eines Vorfalls mit ihrem sechsjährigen Sohn in die Grundschule gerufen, doch beim Elterngespräch stellt sich rasch heraus, dass der Sachverhalt nicht so klar ist.
In dem praktisch in Echtzeit ablaufenden und sich ganz auf das Schulgebäude konzentrierenden Kammerspiel lotet Halfdan Ullmann Tøndel, ein Enkel von Ingmar Bergman und Liv Ullmann, der in Cannes mit der Camera d‘Or für den besten Erstlingsfilm ausgezeichnet wurde, dicht aus, wie persönliche Befindlichkeiten der Eltern so ein Schulgespräch bestimmen, wie vergangene Erfahrungen das aktuelle Gespräch mitbestimmen, wie schwierig es ist, Kinderaussagen zu beurteilen und wie sehr diese teilweise auch von Eltern aufgebauscht oder falsch interpretiert werden.
Dass sich dabei aber nach realistischem Beginn zunehmend surreale Momente einschleichen, macht „Armand – Elternabend“ nicht gerade zu einem leichten, sondern zu einem verstörenden Film. Aber gerade dieser Mut zum Ausbruch aus dem Konventionellen macht dieses intensive Debüt, das durch die visuell eigenwillige Inszenierung der Schule teilweise einen traumartigen Charakter entwickelt, aufregend. Getragen wird aber so ein Kammerspiel immer von seinen Schauspieler:innen.
Fulminant agiert vor allem Renate Reinsve, die eindrücklich den ganzen Facettenreichtum und die Zerrissenheit ihres Charakters vermittelt.
TaSKino Feldkirch im Kino GUK: Fr 13.6., bis Do 19.6.
The Last Showgirl: Pamela Anderson brilliert als alternde Revue-Tänzerin, deren Show in Las Vegas nach 30 Jahren abgesetzt wird. Der ehemalige „Baywatch“-Star zeigt keine Scheu das Altern ihrer Figur in zahlreichen Großaufnahmen sichtbar zu machen, zeigt sich aber auch menschlich als nicht nur sympathische Frau mit Ecken und Kanten. Nicht weniger beeindruckend als Anderson spielt Jamie Lee Curtis eine Cocktail-Kellnerin, die in einem Casino in glänzenden, engen Strumpfhosen und Jacke mit tiefem Dekolleté, in das das Trinkgeld gesteckt wird, die vorwiegend männlichen Kunden an Spieltischen und Automaten bedient. Auch Curtis hat keine Angst, ihr Alter zur Schau zu stellen, und einen großen Auftritt, wenn sie in einer langen Plansequenz zu Bonnie Tylers „Total Eclipse of the Heart“ selbstvergessen auf einem Podest im Casino allein tanzt.
Unaufdringlich, aber stimmig spielt Regisseurin Gia Coppola mit dem Gegensatz zwischen den Glücksverheißungen der Spielerstadt Las Vegas und dem realen Alltag und Leben der Tänzerinnen. Auch über die visuelle Ebene vermittelt die 38-jährige Amerikanerin in ihrer Verfilmung von Kate Gerstens Theaterstück „Body of Work“ eindringlich dieses Spannungsfeld. Glitzerkleidung mögen da die Tänzerinnen zwar tragen und die berühmte Kulisse von Las Vegas mag – zumindest teilweise – Glücksversprechen evozieren, doch gleichzeitig verleihen die leicht unscharfen und rauen 16-mm-Aufnahmen von Kamerafrau Autumn Durald Arkapaw, das kalte natürliche Licht und die matten Farben dem Film einen schäbig-schmutzigen Look.
Die Handlung mag insgesamt zwar eher dünn sein und die Erzählweise zu mäandernd oder auch fahrig sein, dennoch beeindruckt und bewegt „The Last Showgirl“ durch seine atmosphärische Dichte und die Leistung Pamela Andersons als Porträt einer widersprüchlichen Frau, in deren Schicksal sich auch der zerbrochene amerikanische Traum spiegelt.
Kinotheater Madlen, Heerbrugg: Mo 16.6., 20.15 Uhr
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