Aktuell in den Filmclubs (10.3. - 16.3. 2023) Walter Gasperi · Mär 2023 · Film

Die pro mente-Filmreihe am Spielboden wartet diese Woche mit dem Pixar-Animationsfilm „Alles steht Kopf“ auf, der quasi aus dem Kopf eines elfjährigen Mädchens heraus erzählt wird. Beim FKC Dornbirn startet dagegen mit „Solaris“ eine Reihe mit drei Meisterwerken des 1986 verstorbenen russischen Regisseurs Andrej Tarkowski.

Alles steht Kopf: Was geht im Kopf eines elfjährigen Mädchens vor, welche Gefühle treten auf? – Nicht von außen blicken Pete Docter und Co-Regisseur Ronaldo del Carmen im 15. Pixar-Langfilm auf die kleine Riley, sondern erzählen aus dem Innern ihres Kopfes heraus: Einfach ist die äußere Handlung mit der elfjährigen Riley, die mit ihren Eltern von Minnesota nach San Francisco übersiedelt, einen wenig erfreulichen ersten Schultag erlebt und von Heimweh geplagt wird. Grau in Grau ist folglich die Welt des Mädchens; knallbunt dagegen ist es im Innern ihres Kopfes, in dem sich die inhaltlich unglaublich reiche Haupthandlung abspielt.
Die immer optimistische Freude in Gelb leuchtendem Kleid, die blaue, stets niedergeschlagene und langsame Traurigkeit, der rote Zorn, der grüne Ekel und die hagere graue Angst sitzen hier in einer Kommandozentrale, die an „Raumschiff Enterprise“ erinnert, und steuern Rileys Gefühle. Probleme gibt es, als Freude und Traurigkeit durch ein Missgeschick aus der Zentrale herausgerissen werden. Mühsam müssen sie sich jetzt nämlich quer durch das Gehirn zurückkämpfen.
Ein simpler Abenteuerfilm könnte das sein, doch Docter und sein Team entfliehen nicht in die Fantasie, sondern spielen virtuos mit wissenschaftlich erforschten Prozessen im Gehirn. Im Minutentakt wird man so mit psychologischen Themen konfrontiert, doch perfekt ist diese „wissenschaftliche“ Ebene in die rasante Erzählung integriert, bei der Docter leichthändig zwischen dem Mädchen, den Aktionen von Wut, Angst und Ekel in der Kommandozentrale und der im Zentrum stehenden und mit zahlreichen spektakulären Momenten gespickten Reise von Freude und Traurigkeit wechselt.
Spielboden Dornbirn: Mi 15.3. + Di 28.3. – jeweils 19.30 Uhr


Andrej-Tarkowski-Reihe: Anlässlich der Ausstellung „The Mirror of Memories – Andrej Tarkowski“ im Dornbirner Flatz Museum (12.3. bis 13.5.) und der Konzert-Hommage an Andrej Tarkowski von Duo Gazzana im Kulturhaus Dornbirn (12.3.) zeigt der FKC Dornbirn im März und April drei Filme des 1986 verstorbenen Meisterregisseurs. Schmal ist das Werk Tarkowskis, umfasst nur sieben Spielfilme und den mittellangen Diplomfilm „Die Walze und die Geige“. Immer wieder wurden seine hochpoetischen und rätselhaften Werke von der sowjetischen Zensur behindert oder lange zurückgehalten. Am wenigsten Probleme wurden ihm bei der Stanislaw Lem-Verfilmung „Solaris“ (1972) gemacht, die auch als sowjetisches Gegenstück zu Kubricks „2001: A Space Odyssee“ betrachtet wird.
Im Gegensatz zu Kubrick spielt bei Tarkowski die Technik keine Rolle, sondern der Fokus liegt ganz auf dem Menschen. Im Mittelpunkt steht der Psychologe Kelvin, der zu einer verwahrlosten Raumstation im Orbit des Planeten Solaris reist, um die Hintergründe des Selbstmordes eines dort stationierten Wissenschaftlers und unerklärliche Vorgänge auf der Station zu erforschen. Bald entdeckt Kelvin, dass durch den riesigen Ozean des Planeten Erinnerungen der Menschen materialisiert und die Besatzung mit ihren Ängsten und Träumen konfrontiert wird.
Keine Action ist hier angesagt, sondern in langen Plansequenzen werden Diskussionen über die menschliche Existenz geführt. Lässt man sich aber auf den langsamen Erzählrhythmus ein, kann dieses ebenso bildmächtige wie vielschichtige Meisterwerk einen Sog entwickeln, vielfältige Fragen aufwerfen und zum Nachdenken anregen.
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 15.3., 18 Uhr + Do 16.3., 19.30 Uhr

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