Aktuell in den Filmclubs (1.3. – 7.3.2024) Walter Gasperi · Feb 2024 · Film

Der FKC Dornbirn zeigt diese Woche den Spielfilm "Persona Non Grata", in dem Antonin Svoboda, inspiriert von der Geschichte der Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg, von einer fiktiven Skirennläuferin erzählt, die sexuellen Missbrauch im österreichischen Skisport publik macht. Eine Plattform für Senta Berger und Günther Maria Halmer bietet dagegen Rainer Kaufmanns Tragikomödie "Weißt du noch", die im Feldkircher Kino GUK gezeigt wird.

Persona Non Grata: Antonin Svoboda erzählt, inspiriert von der Geschichte Nicola Werdeniggs, von einer fiktiven österreichischen Skiläuferin, die im Zuge der Me-Too-Bewegung 2017 Machtmissbrauch und sexuelle Gewalt im österreichischen Skisport vor allem in den 1970er Jahren publik macht.
Herz und Motor des zwar konzentriert und feinfühlig, aber auch etwas uninspiriert inszenierten Spielfilms ist Gerti Drassl. Eindrücklich vermittelt sie mit ihrem Spiel die schweren inneren Wunden, die der Missbrauch im Jugendalter hinterlassen hat, die jahrzehntelange Verdrängung aufgrund von Schamgefühlen, aber auch die innere Befreiung, die das Reden über die damaligen Ereignisse bewirkt.
Bewegend ist vor allem das lange Interview, in dem sie dem Standard-Redakteur detailliert das System des Missbrauchs schildert. Eine spätere Diskussionsrunde im Fernsehen dient dagegen doch eher dazu, pflichtschuldig die unterschiedlichen Reaktionen auf das Outing aufzuzeigen und bewusst zu machen, welchen Staub sie damit aufwirbelte.
Ganz offen zielt „Persona Non Grata2 damit auch darauf ab, anderen Frauen Mut zu machen, solche Erfahrungen nicht mehr hinzunehmen und hinunterzuschlucken, sondern auch trotz Widerständen und Anfeindungen publik zu machen, um so zu einer Beseitigung dieser Missstände beizutragen. Etwas zu sehr mag dieses Drama dieses Anliegen vor sich hertragen, bewegt aber dank Drassls Spiel und Svobodas Gespür für seine Hauptdarstellerin dennoch und setzt auch der Zivilcourage Werdeniggs ein Denkmal.  
FKC Dornbirn im Cinema Dornbirn: Mi 6.3., 18 Uhr + Do 7.3., 19.30 Uhr

Weißt du noch: Marianne und Günter sind über 50 Jahre verheiratet. An ihrem Hochzeitstag frischen sie mit einer Pille ihre Erinnerungen auf und Sticheleien wechseln bald mit Zärtlichkeiten.
Ein Routinier ist der 64-jährige Rainer Kaufmann. Nicht nur bei den Fernsehserien „Tatort“, „Polizeiruf 110“ und „Bella Block“ hat er schon Regie geführt und Fernsehästhetik kennzeichnet auch das von der ARD koproduzierte und mit seinen 90 Minuten aufs Hauptabendprogramm abgestimmte Kammerspiel „Weißt du noch“.
Nur eine Straßenszene in der der 80-jährige Günter (Günther Maria Halmer) von seinem besten Freund Heinz (Konstantin Wecker) zwei magische blaue Pillen bekommt, mit denen alte Erinnerungen zurückkehren sollen, und der anschließende Einkauf im Supermarkt spielen außerhalb des am Rande von München liegenden Blockhauses. Nur ein Fernsehtechniker stört nach Rückkehr in dieses Haus noch zweimal kurz die Zweisamkeit von Günter und Marianne (Senta Berger), davon abgesehen bleibt das Paar unter sich.
Man spürt in jeder Szene, wie sehr Senta Berger und Günther Maria Halmer ein eingespieltes Duo sind. Schon mehrfach haben sie in Filmen und Serien ein ähnliches Paar gespielt. Bestens harmonieren sie, jeder Blick, jede Geste und jede Berührung sitzen, sodass man ihnen in jeder Szene dieses alte Paar glaubt. 
Die pointierten Dialoge von Martin Rauhaus sorgen dafür, dass kein Leerlauf aufkommt. Gleichzeitig ist aber auch nicht zu übersehen, dass das Drehbuch sehr schematisch angelegt ist. Da müssen in genau getimtem Wechsel auf Auseinandersetzungen und gegenseitige Kränkungen immer wieder Momente der Zärtlichkeit und Versöhnung folgen. Nicht wirklich wehtun will dieses Kammerspiel – trotz bitterer Momente wirkt es insgesamt doch sehr weichgespült.
Kino GUK, Feldkirch (Reihe: Treffpunkt Kino): Mo 4.3., 15.30 Uhr

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