Junge Stimmen zu Tattoos
„Hausfrauen und Mütter gehören genauso zu den Tattookunden“
HAK HAS Lustenau · Feb 2025 · Gesellschaft

Auf in die zweite Runde! Wir setzen unser Jugendprojekt „Junge Stimmen“ fort und bieten auch dieses Jahr wieder Schülerinnen und Schülern der HAK Lustenau die Möglichkeit, sich mit eigenen Beiträgen aktiv am Kulturjournalismus zu beteiligen. Betreut werden sie dabei von den Lehrerinnen Monika Ruppe und Nadja Naier, die im Zweig „21st Century Management“ Journalismus und Mediengestaltung unterrichten. Mit dem Kooperationsprojekt möchten wir den kritischen Umgang mit Medien und Kunst fördern sowie den Kulturerfahrungen und Meinungen der Jugendlichen Platz und Gehör einräumen. Für diese Ausgabe wollte sich Elida Tip (*2007) zum Thema „Tattoo“ äußern.

Leute aus allen Gesellschaftsschichten gehören zu den Kunden von Tätowierer und Geschäftsführer Pascal Benzer von „Underdog“ in Götzis. Auch lässt er mich bei unserem Interview wissen, dass ein großer Teil davon Hausfrauen und Mütter sind, was schön zu hören war, denn dass eine Frau, ohne komisch angesehen oder beurteilt zu werden, ins Tattoostudio gehen kann, ist eine Sensation für mich. 
Aber beginnen wir von vorne. Ich, Schülerin, 17 Jahre jung, interessiere mich schon seit langem für Tattoos, denn dahinter steckt sehr viel Arbeit und Kunst. Jede Tätowierung verkörpert auch Leidenschaft und eine Sehnsucht nach etwas Schönem. Doch wie steht die Vorarlberger Gesellschaft heute zu Tattookunst? Und wie sehen das meine Altersgenossinnen und -genossen? Kann man sich als junge Frau heute tätowieren lassen, ohne gleich ungefragt den Stempel mitgeliefert zu bekommen, in schlechte Gesellschaft geraten zu sein und einen unsteten Lebenswandel zu führen? All diese Fragen führen mich in meiner neuen Rolle als Nachwuchsjournalistin in ein Vorarlberger Tattoostudio und an eine Vorarlberger Oberstufe, wo ich versuche, Antworten zu bekommen.  

Wie sehen junge Menschen in Vorarlberg heute Tattoos?  

Beginnen wir an meiner Schule, einer Oberstufe. Ich habe eine Umfrage gestartet und einige Schüler:innen der BHAK/BHAS Lustenau haben daran teilgenommen. Das Ergebnis zusammengefasst: Für die meisten kommen Tätowierungen wie beispielweise das eigene Haustier oder Daten von geliebten Menschen in Frage. Eins steht fest – es muss bedeutungsvoll sein. Junge Erwachsene tendieren dazu, sich ein Tattoo stechen zu lassen, weil sie glauben, dass sie damit ihre Persönlichkeit besser ausdrücken können, auch weil es mittlerweile in der Vorarlberger Jugend als Körperschmuck angesehen wird und es natürlich als „cool“ und stylisch gilt. Bei der Frage, ob Tätowierungen die Persönlichkeit oder den Charakter eines Menschen widerspiegeln, sind sich die Befragten jedoch uneinig. Im selben Boot befanden sich die Schüler:innen wieder, als gefragt wurde, ob die Preise für Tattoos gerechtfertigt sind, denn sie finden, dass die Arbeit und Leistung des Tattoo-Künstlers geschätzt werden sollte.

Wandel des Rufes in Vorarlberg

Die Jugend sieht also kein großes Problem darin, sich tätowieren zu lassen, solange es sich um Relevantes aus dem eigenen Leben handelt. Aber wie sieht das der Tattoo-Profi? Pascal Benzer von Underdog in Götzis rät, bei einem gedanklichen „Schnellschuss“ kein Tattoo stechen zu lassen, denn das seien nicht die besten Ideen. Es will wohlüberlegt sein, was man sich für Jahrzehnte auf der Haut verewigen lässt.
Meine anfänglichen Befürchtungen, Tattoos könnten heute noch unangenehme Reaktionen in der Gesellschaft auslösen, kann Herr Benzer auch minimieren. Sogar in der Sparte der Polizisten und Zollmitarbeiter, wo man früher gedacht hätte, dass das eigentlich niemals möglich sein werde, hätte sich auf jeden Fall die Sichtweise gelockert, weil Tattoos eben nicht mehr den Ruf von „Knasti“ oder von einem „Seefahrer“ hätten, so der Tätowier-Profi.
Beim weiteren Plaudern erfahre ich, dass laut Schätzungen des Fachmannes Tattoos erst seit etwa 30 Jahren in Vorarlberg gestochen werden, was eigentlich gar keine lange Zeitspanne ist. Dennoch lassen sich auch in dieser Kunstform Trends feststellen. Verschiedene Tattoodesigns feiern gerade in abgewandelten Formen ihre Wiederkehr: Die Tribals aus den 90er und 00er Jahren (eindrucksvolle, lebhafte geschwungene Symbole, Flächen oder auch Linien) kämen derzeit zurück, stellt Pascal Benzer fest, jedoch in feinerer und schattierter Machart, beispielweise die „floralen Geschichten“ – die habe es schon früher gegeben, aber in gröberen Formen, also kräftiger. Heute gebe es sie in feiner und femininer Form. Auch habe ich erfahren, dass keine bestimmten Motive nur für junge Menschen gestochen werden, jedoch sei hier ebenfalls die Vorliebe für „Fineline“, also feine und detaillierte Linien, da.
Abschließend gibt mir Pascal Benzer noch einige Tipps für all jene mit, die mit dem Gedanken spielen, sich ein Tattoo-Kunstwerk auf der Haut gestalten zu lassen: Wichtig sei, dass man sich gut erkundige, Google-Rezensionen lese, sich umhöre und ein Studio schon vorher selbst besuche, denn die Sympathie spiele auch eine wichtige Rolle. Schließlich verbringe man schon eine gewisse Zeit mit der Person, die das Kunstwerk steche, und komme ihr körperlich sehr nahe.

Persönliches 

Rechtlich gesehen dürfen sich Jugendliche wie ich schon ab 16 Jahren ein Tattoo stechen lassen, jedoch nur mit Unterschrift eines Erziehungsberechtigten im Studio. Ab 18 Jahren braucht man keine Genehmigung der Eltern mehr. 
Jetzt stellt sich abschließend noch die Frage, ob ich selbst ein Tattoo haben möchte? Und darauf kann ich nur mit einem Ja antworten, weil eine Tätowierung ein schönes Andenken an etwas Besonderes ist und ich dann immer über etwas Schönes sprechen kann.

Dieser Artikel ist bereits in der Februar-Ausgabe 2025 erschienen. Hier gehts zum E-Paper!

 

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