Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Dagmar Ullmann-Bautz · 03. Okt 2014 · Theater

Zwei zum Preis von einem! – Die Stücke "Man muss dankbar sein" und "Ihr könnt froh sein" als Uraufführung im Theater Kosmos

Einem begeisterten Publikum präsentierte das Bregenzer Theater Kosmos am gestrigen Premierenabend gleich zwei Stücke des österreichischen Autors Volker Schmidt in einer gekürzten und neu zusammengefügten Fassung. Unter der Regie von Hubert Dragaschnig agierten mit bewundernswertem Einsatz drei mitreißende, junge Schauspielerinnen - Susanna Bihari, Michaela Bilgeri und Felicitas Franz.

Der in Kornneuburg geborene Autor, Regisseur und Schauspieler Volker Schmidt scheint, wenn man in seiner Biographie nachliest, ständig aktiv zu sein. Etwa zwei bis vier neue Stücke fließen jährlich aus seiner Feder und ebenso viele Premieren gilt es anschließend in Wien, Graz, Salzburg oder Berlin zu feiern. Das Theater Kosmos spielte als letztes 2009 sein Erfolgsstück "Die Mountainbiker".

Geschickt gekürzt


"Man muss dankbar sein" feierte seine Uraufführung 2007 in Wien. Als nun die Fortsetzung "Ihr könnt froh sein" erschien, kreierte das Theater Kosmos daraus einen sehr schlüssigen und spannenden Theaterabend. Hubert Dragaschnig und Stephan Kasimir kürzten beide Texte derart geschickt, dass trotz der Kürzung alle wesentlichen Elemente der Geschichte erzählt werden.

Burka oder Darth Vader


Der freischaffende Künstler und Ausstattungsleiter des Kärntner Theaters k.l.a.s. auf der Heunburg, Reinhard Taurer, entwickelte eine Bühne, die dem Regisseur einiges an Möglichkeiten bot, die Hubert Dragaschnig großartig zu nutzen wusste. Eine Bühne, die großen Interpretationsspielraum gewährte - so hörte man im Publikum Begriffe wie Scheibenwelt, Pizza, Jurte oder Burka fallen und auch Darth Vader wurde von einigen fantasievollen Zuschauern visualisiert. Herrlich auch die ebenfalls von Taurer entworfenen Kostüme, eine Einheitstracht genäht aus Bodenputztüchern, die ein tolles Bild einer „sauberen Gesellschaft“ abgeben.

Scharfe Brüche


Der junge Götzner Matthias Zuggal hüllte die Szenerie wunderbar ein in ein stimmungs- und abwechslungsreiches Lichtspiel. Absolut dazu passend die musikalischen Arrangements, die eingesetzte Heile-Welt-Hollywoodmusik mit scharfen Brüchen und Misstönen.

Hoffnung und Enttäuschung


Das Stück ist eine Art Science Fiction und für die Protagonisten, spiegelverkehrt, doch hautnahe und gegenwärtige Realität. Die wirtschaftlichen Verhältnisse der Welt haben sich umgekehrt, die reichen Länder wurden zu Billigproduktionsstätten und die ehemals armen sind nun die wohlhabenden Länder, die sich von der westlichen Welt abschotten. Drei junge Frauen, Näherinnen, präsentieren sich und ihre Arbeit in einer Vorarlberger Textilfabrik einer internationalen Delegation von NGOs und sehr schnell wird klar, wie schmal hier der Grat ist, um zu überleben. Im zweiten Teil der Geschichte fliehen die jungen Frauen, erhoffen, erträumen sich ein neues, ein selbstbestimmtes Leben in der anderen Welt, drüben, über der Grenze. Es schmerzt zuzusehen, wie alle drei scheitern, jede für sich kämpft und sich schließlich von ihren Träumen verabschieden muss.

Tolle Schauspielerinnen


Hubert Dragaschnig schickt seine drei Schauspielerinnen in ein hartes, kräftezehrendes Rennen, das diese mit Bravour meistern. Susanna Bihari einfach großartig als Kathi, die sich beflissentlich jeder Situation anpasst und trotzdem keinen Schritt vorwärts kommt. Ganz stark Michaela Bilgeri in ihrer diametralen Figur - Lisl ist die Schöne, die Naive, die ihrer Rolle nicht entfliehen kann und immer wieder missbraucht wird, selbst dann, wenn sie meint selbst zu bestimmen. Felicitas Franz überzeugt als kraftvolle nie aufgeben wollende, ständig revoltierende Hanni. Hanni, die sich abmüht, kämpft, rennt und trotzdem nicht vom Fleck kommt.

Am Ende des Abends großer Applaus für die drei ausgezeichneten Schauspielerinnen von einem Publikum, das sich aufteilt - aufteilt in solche, die über das Gesehene noch schlafen wollen und andere, die spontan und stundenlang noch weiter diskutieren.

 

Weitere Vorstellungen:
4., 10., 11., 16., 17., 18., 23., 24. Oktober, jeweils 20 Uhr


12. und 19. Oktober, jeweils 17 Uhr

www.theaterkosmos.at