Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Dagmar Ullmann-Bautz · 03. Dez 2015 · Theater

Willkommen! Bienvenue! Welcome! - Das aktionstheater ensemble brilliert am Spielboden mit "Kein Stück über Syrien"

Sie haben es wieder getan! Zum wiederholten Mal löste das Aktionstheaterensemble unter der Leitung von Regisseur Martin Gruber einen wahren Begeisterungssturm des Publikums aus. Neugierig waren sie alle, alle die gekommen waren. "Kein Stück über Syrien" - was verbirgt sich hinter diesem Titel? Am Ende wurde es ein hochaktueller, ein brisanter Theaterabend, unwahrscheinlich witzig und dabei so tief bewegend und aufrührend, dass es kaum zu beschreiben ist.

Mit gekonnter Leichtigkeit erzählen Michaela Bilgeri, Susanne Brandt, Robert Finster und Alexander Meile, unterstützt von der Band Panda Pirate, über dich und mich, über ganz persönliche, damit aber auch über unsere eigenen Wahrnehmungen und Erfahrungen, über den Umgang bzw. "Nichtumgang" mit dem Flüchtlingsthema. Jedes Wort ist so genau, so wunderbar sensibel gesetzt und es trifft entweder, volle Ladung, das Zwerchfell und/oder, gut gezielt, auch mitten ins Herz.

Grandioser Mix


Das ist Martin Gruber-Style vom Allerfeinsten. Absolut nichts Überflüssiges und doch so viel scheinbar Nebensächliches durchzieht den Theaterabend, von der Völkerwanderung der Bienen über Vorlieben bei der Pediküre, exhibitionistische Charakterzüge und Adabeis bis zu persönlichen Eitelkeiten und Eifersüchteleien. Ein grandioser Mix, in dem nichts dem Zufall überlassen wurde, der tief unter die Oberfläche blicken lässt und punktgenau den Nerv der Zeit trifft.

Herausragende schauspielerische Qualität


Michaela Bilgeri und Susanne Brandt sind ein kongeniales Paar. Sie fordern sich heraus, sie provozieren und potenzieren gegenseitig ihre herausragende schauspielerische Qualität. Robert Finster und Alexander Meile unterstützen, umrahmen höchst attraktiv, sensibel, minutiös und herrlich detailverliebt die Performance, die von den Musikern Andi Dauböck, Martin Tiefenthaler, und John Norman ordentlich deftig, schräg und auch etwas schrill begleitet wird. Einziger Wermutstropfen waren die nur schwer akustisch verständlichen Songtexte.

Subtile Kostüme


Valerie Lutz hat eine eindrucksvoll kahle Bühne entworfen, eine lange, schräg in den Raum gestellte, leicht transparente Wand, die einfach nur Halt von hinten gibt. Außerdem hat sie die Schauspielerinnen in höchst subtile Kostüme gesteckt und damit jeweils eine eigene Geschichte um die Figur herum gebaut.

Der Abend im Spielboden Dornbirn ist ein sehenswerter, einer, den man keinesfalls versäumen sollte!

Weitere Aufführungen:
3./4./5.12., 20.30 Uhr
Spielboden Dornbirn
www.spielboden.at
www.aktionstheater.at