Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 20. Apr 2018 · Theater

„Saturn kehrt zurück“ - Wenn sich im Theater Kosmos ein Kosmos auftut!

Lachen und Weinen liegen so nah beieinander. Das hat das Theater Kosmos bei der gestrigen Premiere von „Saturn kehrt zurück“ des amerikanischen Autors Noah Haidle ganz eindrücklich aufgezeigt. Augustin Jagg führte behutsam Regie und präsentierte dem Publikum die Lebensgeschichte eines Mannes mit all seinen Höhen und Tiefen, berührend, komisch und ganz ehrlich.

Klug gebautes Stück

Der Autor Noah Haidle hat ein großartiges, sehr klug gebautes Stück geschrieben, das mit ganz einfachen Worten auskommt, aber ganz tief in die Seele der Menschen blicken lässt, das den Kosmos eines ganzen Lebens mit all seinen Sehnsüchten und Hoffnungen, mit allem Glück und Leid offen legt. 30 Jahre braucht der Planet Saturn, um die Sonne zu umrunden. Und alle 30 Jahre erlebt Gustin einen Wendepunkt in seinem Leben, mit 28 Jahren verliert er seine Ehefrau, mit 58 seine Tochter und mit 88 ist der alte Mann sehr einsam. Der stumme und doch unglaublich laute Schrei am Schluss des Abends ist nur auszuhalten, da in der Szene davor ein Hoffnungsschimmer aufblitzt. Die Fragen, die der Text nicht beantwortet, verleihen dem Abend noch zusätzlich Spannung, Gesprächsstoff und somit auch Nachhaltigkeit.

Tolles Ensemble

Philipp Butz überzeugt in der Rolle des verliebten jungen Ehemanns, der sich ganz bezaubernd um seine große Liebe Loretta bemüht. Den 58-jährigen Gustin spielt mit großer Eloquenz Bernhard Majcen, der schon öfters im Theater Kosmos zu sehen war. Ein wahres Theaterurgestein steht mit Michael Gruner erstmals auf der Kosmos Bühne und begeistert mit großer Wahrhaftigkeit sowohl in seiner Trauer wie auch in seiner Pfiffigkeit. Die junge Schauspielerin Julia Sewing verkörpert in allen drei Lebensphasen die Frau an der Seite von Gustin, die junge, gelangweilte und unselbstständige Ehefrau Loretta, die Tochter Zephyr, die ihren einnehmenden Vater mit knapp 30 endlich verlassen will und Suzanne, die Pflegerin, die den alten, dickköpfigen und klugen Gustin ins Herz schließt. Sewing spielt alle drei Frauen äußerst fein nuanciert, mit starker Präsenz und Genauigkeit.

Das Weltall, unendliche Weiten

Stefan Pfeistlinger hat ein sehr schönes Bühnenbild mit mehreren Ebenen und unterschiedlichen, der jeweiligen Mode entsprechenden Tapetenwänden entworfen, das somit die 60-jährige Geschichte miterzählt. Die Projektion des sich langsam bewegenden Weltalls am Anfang, zwischen den Szenen und am Schluss ist eine wunderbare Idee, die das Herz öffnet und die Neugierde weckt. Unterstützt wird dies von der großartigen, sehr sensitiven Musik von Herwig Hammerl. Die Kostüme von Constanze Wagner sind äußerst stimmig und den Figuren entsprechend.

Es lohnt sich!

Das Publikum bedankte sich mit jubelndem Applaus bei allen Mitwirkenden, die es geschafft haben, in 90 Minuten einen ganzen Lebenskosmos auszubreiten. Es lohnt sich, dieses Stück anzusehen!

Weitere Vorstellungen:
21., 27., 28. April und 3., 4., 5., 9., 11., 12., 18., 19. Mai 2018, jeweils 20 Uhr