Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Dagmar Ullmann-Bautz · 07. Feb 2014 · Theater

Wenn Mädchen Putzmittel klauen und ihre Slips verschenken - "Bunny" im Theater Kosmos in Bregenz

Alle Voraussetzungen für einen rockigen, witzigen und berührenden Theaterabend waren gegeben, als gestern im Theater Kosmos die Premiere der österreichischen Erstaufführung des englischen Monologs "Bunny" von Jack Thorne gefeiert wurde.

Doch dann sitzt man als Rezensentin ratlos da und fragt sich: Woran lag es, dass niemand lachte, dass der berühmte Funke zwischen Bühne und Zuschauerraum einfach nicht überspringen wollte? Auf der Bühne stand mit Michaela Spänle schließlich eine junge, talentierte, großartige Schauspielerin. Sie spielte und sang sich die Seele aus dem Leib, bot eine bemerkenswerte Leistung. Regisseur Hubert Dragaschnig hatte sehr genau mit ihr gearbeitet und es war greifbar, wie detailliert die Befindlichkeiten der Figur der jungen Katie untersucht worden waren.

Erwachsen werden ist nicht leicht


Kein braves Mädchen ist diese 18-jährige Katie. Katie, die in einer kleinen englischen Industriestadt lebt und nach außen stets die Fassade wahrt, Katie, die es als erste ihrer Mittelschichtfamilie auf die Universität schaffen könnte, Katie, die soviel nachdenkt, obwohl sie eigentlich gar nicht nachdenken will, Katie, die sich an allen heimlich rächt, die ihr zu nahe treten. Katie, die keine richtige Freundin hat, aber einen älteren, schwarzen Freund, Katie, die bekannt ist für ihre Blowjobs, die es reizvoll findet, Putzmittel zu klauen, Katie, die nach ihrem Platz im Leben sucht.

Englische Milieustudie


Der Text des angesagten englischen Autors Jack Thorne verharrt im Jugendmilieu der britischen Kleinstadt Luton, die mit einem großen Bevölkerungsanteil mit migrantischem Hintergrund und wachsender Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat. Und es ist wahrscheinlich auch das größte Problem des Abends, dass der Text zwar in England oder vielleicht auch noch im deutschen Ruhrgebiet sehr gut funktioniert, aber bei uns keine Entsprechung, keine Berührungspunkte findet. Dass der gesamte Text per Headset verstärkt wurde, hat leider auch das seine dazu beigetragen, die Authentizität, die Direktheit und Natürlichkeit der Figur zu schwächen.

Fetzige junge Musik


Herwig Hammerl hat tolle Songs geschrieben, stimmig zum Milieu. Die Musikerinnen Ida Gerstenmayer, Irina Schneider und Renate Watzdorf spielten brav, was ihnen aufgetragen wurde, hatten aber vermutlich viel zu wenig Probenzeit, um auch wirklich locker zu wirken, um den Spaß daran zu haben, den es für so eine Performance einfach braucht. Für Killerbunnys, so der Name der Band, sind diese Mädels einfach zu brav.

Ambitioniertes Projekt


Caro Starks Konzertbühne mit verschiedenen Ebenen bietet der Schauspielerin und dem Regisseur Hubert Dragaschnig genügend Raum für Bewegung, genügend Hintergrund für die Erzählung. Witzige Details, wie zum Beispiel die Computeranimationen, lockerten auf, lenkten aber auch etwas ab.

"Bunny" ist ein sehr ambitioniertes Projekt mit einem tollen Team, aber leider einigen Macken, die den Zugang erschweren. Für die Leistungen der Protagonistinnen und des Teams bedankte sich das Publikum mit großem Applaus.

 

Weitere Aufführungen:
8. / 20. / 21. / 22. Februar
6. / 7. / 8. / 12. / 13. / 14. März, jeweils 20 Uhr