Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Dagmar Ullmann-Bautz · 14. Nov 2014 · Theater

TRASH AS TRASH CAN!! - walktanztheater.com präsentiert die Premiere von "TRASH ME UP BEFORE YOU GO GO"

Gestern Abend feierte das walktanztheater.com seine diesjährige Premiere mit der Uraufführung von "TRASH ME UP BEFORE YOU GO GO", ein Stück der bulgarischen Künstlerin und Autorin Irina Orlovskaya. Zeitgleich wurde die Ausstellung "THE IRINA IN ME IS THE IRINA IN YOU MY LOVE" eröffnet. Der Ausstellungstitel ist ebenso ein Zitat wie das gesamte Stück, das vor Zitaten aus der Musik-, Literatur- und Filmwelt nur so überströmt. Nicht verwunderlich, wenn die Vernissagerede des Kurators Axel Jablonski eine einzige Zitatensammlung darstellt, da sich die besprochenen Kunstwerke selbst als Verweise auf Werke anderer Künstler präsentieren.

Die Autorin, Philosophin, Künstlerin und Putzfrau Irina Orlovskaya, ein eigenes Kunstwerk in persona und über die letzten Wochen auf Facebook hinlänglich präsentiert, bereicherte mit ihrer Anwesenheit den gestrigen Abend.

Spannende Wort- und Satzgebilde


Eines vorweg, es hat großen Spaß gemacht, das Stück zu sehen und zu hören. Die Vermischung, das Verquirlen von Zitaten und Sprachmüll, die Konstruktion neuer, spannender Wort- und Satzgebilde, haben das Zuhören spannend und konzentriert gemacht.

Beeindruckende und kreative Ausstattung


Das Stück erzählt von einer Sekte, "Den Kindern des Schmutzes", die auf die Ankunft ihres Gottes Rhupos warten und bis dahin ihre wilden, orgiastischen und unreinen Messen feiert. Das Publikum befindet sich mitten drin, sozusagen im Zentrum des Geschehens, im TrashoDome, einer beeindruckenden Müllkathedrale, entworfen von der kreativen wie gescheiten Ausstatterin Caro Stark, die auch für die Kostüme und die Ausstellung verantwortlich zeichnet. Optimal ins rechte Licht gerückt wurden der Raum und die Darsteller vom jungen Lichtdesigner Matthias Zuggal.

Künstlerische Kompetenz


Man erfährt in kurzen Geschichten wie die Anführer, fünf an der Zahl, zu ihren Ehren kamen, wie sie Horsemen wurden, wie Rhupos, "der klingt wie eine transsexuelle Elfe", sie auserwählt und gekürt hat. Abstruse kleine, gruselige Geschichten, wie sie in trashigen Horrorfilmen zu finden sind.

Das Stück erzählt keine große Geschichte, besticht auch nicht durch kluge Inhalte, nein, eigentlich ist es MÜLL .. ABER großartig und klug gemacht, mit viel Kreativität, künstlerischer Kompetenz und Humor!

Regisseur Stephan Kasimir hat sich ausgetobt, hat seinen Phantasien freien Lauf gelassen und zum wiederholten Mal seinen Ideenreichtum und seine Originalität bewiesen. Beeindruckend ist sein enormes Portfolio an Musik-, Film- und Kunstzitaten! Ein weiteres Highlight des Abends präsentiert sich in Person eines außergewöhnlichen Tänzers, Kilian Haselbeck, der mit seiner Beweglichkeit, seiner Körpersprache und Ausdruckskraft fasziniert. Die Schauspielerinnen Helena Daehler, Maria Fliri und Brigitte Walk, sowie der Schauspieler Anwar Kashlan punkten mit ihrem reichhaltigen, bewegten und humoristischen Spiel.

Stimmige Choreographie und energiegeladene Musik


Wie jedes Jahr wird auch diese walktanztheater-Produktion von einem Bewegungs- und Sprechchor begleitet und unterstützt. Anne Thaeter hat eine herausfordernde und für Haselbeck sehr kraftraubende Choreographie entworfen, die sich gut in die Inszenierung von Kasimir fügt.
Die Musik, als ganz essentieller Part des Abends, kommt live von den Fire Licks Dynamite, die laut, hart, schräg und energiegeladen Ausrufezeichen setzen.

Das teilweise ein wenig irritierte Publikum, wohl durchaus erwünscht, amüsierte sich blendend und belohnte die Leistungen des gesamten Ensembles und des Leadingteams mit großem Applaus.