Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Dagmar Ullmann-Bautz · 27. Sep 2013 · Theater

Rundherum geglückt – „Das Reich der Mitte“ in der Uraufführung am Theater Kosmos

Einen Theaterabend großer menschlicher Gefühle durfte man gestern im Theater Kosmos in Bregenz erleben. Die Uraufführung von „Das Reich der Mitte“ des jungen Bregenzer Autors Max Lang, einfühlsam inszeniert von Augustin Jagg, auf den Punkt genau gespielt von Günter Baumann und Benedikt Uy, begeisterte das Theater-Publikum.

Max Lang, gerade einmal frische 27 Jahren jung, schrieb einen wunderbar poetischen Text, der von großer und reifer Menschenkenntnis sowie Menschenliebe zeugt. Zwei Männer, ein alter und ein junger, begegnen sich in einem kleinen Wiener Beisl. Der alte Mann ist aus einem kleinen Tiroler Dorf nach Wien angereist, um seinen Sohn noch einmal zu sehen, bevor dieser mit seiner Familie nach China auswandert. Doch er versäumt ihn und so beginnt er dem jungen chinesischen Kellner des kleinen Lokals seine Geschichte zu erzählen. Traurig ist er, ja verzweifelt, hadert mit sich und der Welt. Geduldig hört ihm der junge Mann zu, bis auch er plötzlich beginnt über sein Leben, seine Situation zu berichten. Die Erzählungen der beiden verweben sich und das Publikum erlebt eine herrlich komplexe facettenreiche Geschichte über Vater-Sohn-Beziehungen, über gelebte und nicht gelebte Leben, über gescheiterte Existenzen, über Hinterlassenschaften, über Erfolg und globale Machtverschiebungen.

Heitere Momente und Momente Betroffenheit

Günter Baumann spielt den alten Mann mit bewundernswerter Eindringlichkeit, beschert dem Publikum heitere Momente und Momente großer Betroffenheit. Großartig serviert er den sehr trockenen, feinsinnigen Humor des Autors und bewegt sich gekonnt auf dem schmalen Grat, der entsteht, wenn es auf der Bühne um große Gefühle, um Verzweiflung, Liebe und Trauer geht. Der junge Benedikt Uy fasziniert durch seine Art zuzuhören vom ersten Moment an. Seine Reaktionen sind minimalistisch, doch jeder Blick, jede noch so kleine Bewegung der Mundwinkel, während er behutsam ein Glas in die Hand nimmt, zeigt, wie er die Worte, die Gedanken des alten Mannes richtiggehend aufsaugt, sie inhaliert.

Gesamtkunstwerk


Augustin Jagg hat es verstanden, Langs Text zu sezieren und ihn genau und bis ins kleinste Detail ausgefeilt, und doch spielerisch auf die Bühne zu bringen. Die Musik, komponiert von Herwig Hammerl, nimmt alles auf, was das Stück ausmacht, begleitet es jedoch nicht nur, sondern verbindet vortrefflich Text und Spiel. Stefan Pfeistlinger hat ein hinreißendes Bühnenbild gezaubert, ein Bühnenbild, das genau ausstrahlt, was es bedarf, um aus dieser Uraufführung ein Gesamtkunstwerk zu machen, in dem sich auch die Kostüme von Monika Loser wohlfühlen.

Die wirklich geglückte Inszenierung einer wunderbaren Geschichte von Max Lang wurde verdienterweise vom Publikum mit ganz großem Applaus belohnt.