Uraufführung des Stückes „Stromberger oder Bilder von allem“ im Vorarlberger Landestheater (Foto: Anja Köhler)
Anita Grüneis · 18. Mär 2017 · Theater

Premiere von „Kunst“ im TAK - Männerfreundschaft und ihre fake news

Yasmina Rezas „Kunst“ ist immer noch aktuell. Oder schon wieder. Vor über 20 Jahren wurde das Stück über drei Männer und ein Kunstwerk uraufgeführt. Im TAK ist diese Komödie nun als Eigenproduktion in der Regie von Tim Kramer zu sehen. Ein Stück über Männer in den Fünfzigern, über Männerfreundschaft oder das, was davon übrigblieb. Fritz Hammel, Thomas Beck und Matthias Rott bilden das Trio, das sich über den Kauf eines abstrakten Gemäldes in die Haare bekommt, das sich tüchtig fetzt und am Schluss doch wiederfindet.

Elegante Designer-Wohnungen


Die TAK-Besucher blicken in eine helle Loftwohnung mit einer Dreier-Couch und einem eleganten Glastisch. Es ist das Zuhause von Serge, der sich zu seiner weißen Wohnung das große nichts-als-weiße Bild gekauft hat, das nun schräg über einer Ecke lehnt. Ausstatterin Christina Bertl hat jedem der drei Freunde die gleiche Couch zugedacht, gekennzeichnet werden die Männer jeweils über ihre Sessel: Bei Serge steht ein unbequemer Designer-Hocker aus Zeitschriften neben der Couch. Marc hat einen gemütlichen gelben Ohrensessel und Yvan einen knautschigen Sitzsack, dessen Flieder-Farbe sich auch in seinem Pullover wiederfindet. Eine Triptychon-Wand verändert immer wieder den Blickwinkel in die Zimmer.

Die drei von der Kunstdiskussion


In diesen sehr ähnlichen Umgebungen hausen die drei sehr verschiedenen Freunde. Serge, der Bilderkäufer, von Beruf Dermatologe, ist bei Fritz Hammel ein nervöser, leicht in die Jahre gekommenen Feingeist, der immer unter Volldampf zu stehen scheint, dies aber tunlichst zu verbergen sucht. Da zappeln dann nur die Hände und der Kiefer mahlt. Seinen Freund Marc, den Ingenieur, spielt Matthias Rott als schlaksigen, frustrierten Zyniker, der niemanden zu achten scheint, die anderen verletzt und das nicht einmal bemerkt. Yvan, der Papierhändler, wirkt bei Thomas Beck wie ein gutmütiger Quirl, der es jedem recht machen will, der immer um Deeskalation bemüht ist und alles tut, um die anderen beiden Raufbolde auseinanderzuhalten. Dabei ist er selbst ein großer Egoist, der sich nicht wirklich um die anderen schert und seine ehrliche Meinung tunlichst zurückhält.

Wahre Freundschaft soll nicht wanken


Doch sind die Drei auch wirklich Freunde? Regisseur Tim Kramer zeigt sie von Anfang an als Einzelkämpfer, kleine kriselnde Ich-AGs, die unbekümmert auf dem anderen herumhacken. Oft stehen sie an der Rampe, reden ins Publikum, aber möglichst nicht miteinander. Was verbindet die Drei außer den 15 Jahren, die sie sich Freunde nennen? Den Regisseur schien das weit weniger zu interessieren, als das, wie sich die drei Männer demaskieren, wie ihnen ihre vermeintliche Freundschaft in einem regelrechten Ehekrach um die Ohren fliegt. Das weiße Bild mag Stein des Anstoßes gewesen sein, anstößig wird aber die Demaskierung. Endlich sagen sich die Drei, was sie wirklich voneinander denken. Alle sind empört, aufgebracht, entsetzt. Die Katastrophe wegen einer weißen Leinwand wird zur Katharsis für eine Männerfreundschaft. So sitzen sie am Schluss einträchtig nebeneinander auf der Couch, erkennen im weißen Bild einen Skifahrer in einer Schneelandschaft und die Bühne erstrahlt dazu in hellstem Scheinwerferlicht. Ist den Dreien endlich ein Licht aufgegangen. Worüber? Über Kunst? Über ihre Freundschaft? Dass jeder Krach eine reinigende Wirkung hat? Im Filmbusiness wäre das ein klassischer Cliffhanger zu einem Teil zwei.

Weitere Aufführung: 1.4., 5.5, 7.6., jeweils um 20.09 Uhr
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