Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Dagmar Ullmann-Bautz · 15. Jän 2013 · Theater

Plattform für junge Kreative – das Theater KOSMOS – neuer Spielplan und neue Angebote

Ein gutgelauntes Quartett präsentierte sich am Dienstagvormittag auf der Bühne des KOSMODROM: Augustin Jagg und Hubert Dragaschnig, ihres Zeichens Leiter des Theater KOSMOS, wurden flankiert vom jungen Bregenzer Autor Max Lang und dem inzwischen bekannten Regisseur Stephan Kasimir. Gemeinsam stellten sie den Spielplan 2013 vor und auch die neue Spielstätte im Foyer des Theaters – das KOSMODROM, das am kommenden Wochenende seine Pforten erstmals öffnet.

Das KOSMODROM WEEKEND ist ein neues „Low-Budget“-Theaterangebot, bei dem junge Stücke interessanter GegenwartsautorInnen in einer szenischen Einrichtung im KOSMOS-Foyer vorgestellt werden. Dazu sind Lesungen von jungen AutorInnen, Musik-Acts und DJ-Abende geplant. Verschiedene Musikrichtungen wie Jazz oder Klassik werden im Rahmenprogramm des Theater KOSMOS schon länger präsentiert. Das KOSMODROM widmet sich daher ganz neu der Popkultur. Initiator und Kurator der Veranstaltungsreihe ist Stephan Kasimir, dem es gemeinsam mit den KOSMOS-Leitern ein Anliegen ist, jungen Kreativen eine Plattform zu bieten.

Am Donnerstag startet das Weekend mit zwei Vorarlberger Nachwuchs-Autorinnen – Raphaela Konzett und Filiz Ugurlu, musikalisch begleitet von DJane Cosmic Fire. Am Freitag zeigt Stephan Kasimir seine szenische Einrichtung des Stückes „Demut vor deinen Taten, Baby“ von Laura Naumann mit den SchauspielerInnen Michaela Bilgeri, Anja Pölzl, Tatjana Velimirov und Hubert Dragaschnig und in einer Ausstattung von Caro Stark. Das Stück wird auch am Samstag und Sonntag gezeigt, jeweils mit einem anschließenden musikalischen Feuerwerk.

Auftakt mit scharfzüngigem Stück

Das KOSMOS-Theaterjahr beginnt am 7. März mit der österreichischen Erstaufführung von „Muttersprache Mameloschn“. Das Stück der jungen, in Russland geborenen Autorin Marianna Salzmann verspricht in der Regie von Barbara Schulte einen unterhaltsamen Abend. Drei Generationen – Großmutter, Mutter und Tochter – liefern sich eine Redeschlacht um Identität, Emanzipation, Familienbande, Liebe, Enttäuschung, Sehnsucht, Kultur und Religion.

Literarische Verweise

Auch das zweite Stück wird eine österreichische Erstaufführung sein – „Seymour“ von Anne Lepper verheißt ein besonderes Erlebnis. Die junge Autorin Anne Lepper wurde letztes Jahr von der Kritikerjury des Fachblattes Theater heute zur Nachwuchsdramatikerin des Jahres gewählt. Peter Michalzik schrieb in der Zeit wahre Lobeshymnen über die Autorin und ihre Arbeit. Auch Regisseur Stephan Kasimir erzählt voller Hingabe von dem Stück, das er inszenieren wird. Er habe sich in das Stück verliebt, in die Sprache, die Szenerie. Was Kasimir besonders fasziniert sind die literarischen Verweise. Fünf dicke Kinder wurden in ein Berg-Sanatorium abgeschoben um abzunehmen. Und es scheint, als entstamme das Berg-Sanatorium der Moderne des letzten Jahrhunderts: Thomas Manns „Zauberberg", Thomas Bernhards „Feste mit Behinderten" und auch Sartres „Geschlossene Gesellschaft" oder Becketts „Ausweglosigkeiten" existieren hier weiter.

Junger Bregenzer Autor

Wie schon oben erwähnt, beanspruchte auch Max Lang das Podium. 2006 war sein erstes Stück „Herbst und Winter“ im Theater KOSMOS äußert erfolgreich zu sehen gewesen. Im Herbst inszeniert Augustin Jagg nun das zweite Stück des jungen Bregenzers – „Das Reich der Mitte“. Im Gespräch mit einem jungen chinesischen Kellner erzählt der alte Mann von seinem Sohn, der nach China ausgewandert ist. Im Rückblick auf sein eigenes Leben und sein kleines Dorf beginnt er die Entwürfe seiner Existenz als Vater und „einfacher“ Bürger, der seine Heimat selten verlassen hat, anzuzweifeln.

Förderung junger Künstler

Mit der zweiten Uraufführung leistet das Theater KOSMOS wertvolle Nachwuchsarbeit. Ein Autorenwettbewerb wurde unter jungen Schreibtalenten aus Vorarlberg ausgeschrieben. Gefragt war die Auseinandersetzung mit ihrem Geburtsland, ihrer Lebensumgebung. Unter dem Titel „OberUnterOderLand“ soll ein Theaterabend entstehen, der eine Bestandsaufnahme und Zeitdiagnostik zum Ziel hat – ein Stück, das die Befindlichkeiten junger, in Vorarlberg aufwachsender Menschen spiegelt. Die Uraufführung inszenieren wird Hubert Dragaschnig.

Junge Menschen, die sich im kreativen Bereich professionalisieren wollen, finden beim Theater KOSMOS Unterstützung und Begleitung. Dies ist für die Vorarlberger Kunst- und Kulturszene ein kostbarer Beitrag.

Auch die Allianz, die das Theater KOSMOS in jüngster Zeit mit anderen freien Theatern geschlossen hat, verspricht einiges. Zu diesem Bündnis gehören das Schauspielhaus Wien, das Theater Phoenix Linz, das Schauspielhaus Salzburg und das Klagenfurter Ensemble. Der Austausch von SchauspielerInnen und RegisseurInnen ist ein positiver Aspekt. Bereichernd für die Vorarlberger Theaterlandschaft werden vor allem die geplanten Gastspiele der für Qualität bekannten Häuser sein.

Am Ende des Vormittags und unter dem abschließenden Verweis, dass nicht nur Berlin „arm, aber sexy“ sei, konnte das Duo Jagg/Dragaschnig neuerlich ein ordentliches Maß an Interesse und Neugierde für und auf die kommende Theatersaison des Theater KOSMOS wecken.