Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Walter Gasperi · 08. Jän 2012 · Theater

Plädoyer für Toleranz in liebevoll gestaltete und unterhaltsame Fabel verpackt

Für die 10. Produktion des Puppentheater Hard adaptierten Iris Biatel-Lerbscher und Angelika Büchele-Herburger Picco Kellners und Eva Billisichs „Ananas Bananas“ und passten es Vorarlberger Verhältnissen an. Dank liebevoll gestalteter Details, viel Musik und spielfreudigen Schauspielerinnen unterhält „Alles nass bei Ananas“ kleine ebenso wie große ZuschauerInnen, wirkt aber insgesamt auch etwas überfrachtet und sehr belehrend.

Ein paar Tuscheskzizen (Bühne: Eckehard Krischke und Gerd Menia) mit Wasserturm, Brücke über einen Fluss, zeitweise durch das Bild einer Klomuschel verdeckten Fernsehbildschirm – ein Kommentar zum Fernsehprogramm oder einer speziellen Sendung? - und Brunnen reichen Regisseurin Iris Biatel-Lerbscher als Kulisse. Im Mittelpunkt und Vordergrund stehen die Menschen – pardon: Tiere.

"Ghörige" Härdler und ein Flüchtling

Denn im Gewand einer Fabel wird in „Alles nass bei Ananas“ von Vorurteilen, Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung – aber natürlich auch von deren Überwindung erzählt. Im Mittelpunkt stehen die elegante Ziege, die am liebsten in der Stadt shoppt, Frau Bürgermeisterin Kuh und Herr Schwein. Nicht als Puppen werden sie vorgeführt, sondern treten in Gestalt von Angelika Büchele-Herburger, Heidi Woitsche und Sonja Biatel-Kassler auf. Ihre Tiergestalt wird nur mit wenigen Requisiten wie Hörner, Ohren oder einem Rüssel angedeutet. Gerade in dieser Reduktion ist aber die Liebe spürbar, mit der dieses Stück gestaltet wurde.
Das Trio gibt den Ton in der Gemeinde Härdle an, dazu kommt noch ein Hahn – in diesem Fall eine Puppe – der als Moderator von „Härdle heute“ immer wieder über Neuigkeiten im Gemeindeleben berichtet. Unruhe ruft nämlich der fremde Fisch Ananas hervor, der nach langer Reise um die halbe Welt im Wasserturm Quartier bezieht. Tieftraurig berichtet diese Puppe, die allein schon durch ihre warme hellgrüne und gelbe Farbe Liebenswürdigkeit und Sanftheit ausstrahlt, in einem Lied von seinem Flüchtlingsschicksal.
Bald gilt freilich unter den alteingesessenen Tieren, wer keine Ohren und kein Fell hat, hat hier nichts zu suchen. Wie es dabei mit dem Hahn ausschaut, wird handgreiflich untersucht – und die Regeln schließlich erweitert. Aber einen mit Flosse und Schuppen kann man hier nicht brauchen und wird ein anderes Tier verletzt, hat man in Ananas auch gleich den Schuldigen gefunden. – Weg muss dieser Fremdling notfalls mit Gewalt, doch dann führt ein dramatisches Erlebnis bei Kuh, Ziege und Schwein zum Umdenken.

Nicht rundum gelungen, aber stimmig in Details und einzelnen Szenen

Charme strahlt „Alles nass bei Ananas“ vor allem in den vielen Liedern und durch die originellen Figuren aus, die Geschichte an sich bleibt aber auf ein Skelett reduziert, dient weitgehend dazu eine Botschaft zu transportieren. Zu plakativ werden da letztlich die Vorurteile gegen Fremde durchdekliniert, zu penetrant für Toleranz plädiert.
Schwer verständlich dürften durch die Verkürzungen für kleinere Kinder wichtige Details wie die Verletzung von Ziege und Schwein sein, kaum nachvollziehbar der Wechsel im Finale von der real gespielten Ebene zu einer Puppenebene sowie die dabei angedeutete Katastrophe.
Problematisch scheint auch der Versuch kindgerechte Unterhaltung mit Momenten zu verbinden, die auf ein etwas älteres oder erwachsenes Publikum abzielen. Die TV-Sendung „Härdle heute“ wird bei Vierjährigen – für Kinder ab diesem Alter ist die Produktion ja gedacht - höchstens Irritation auslösen. Mit den dort nur sehr knapp verbal gebrachten Schlagzeilen, die die Handlung des Stücks betreffen, wird diese Zielgruppe so wenig anfangen können, wie mit eingestreuten Schlagzeilen zum Sport oder der Einleitung „Grüß Gott in Härdle“.
Zu viel wollte da wohl das Puppentheater Hard, aber auch wenn die Produktion insgesamt wohl kaum als rundum gelungen bezeichnet werden kann, so gibt es doch viele kleine Szenen und Details sowie vor allem die Musik von Herwig Hammerl, die einen Besuch dieser Aufführung lohnt.