Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Dagmar Ullmann-Bautz · 14. Mär 2015 · Theater

Mann! armer Mann - "Acht Frauen" am Vorarlberger Landestheater

Der französische Schriftsteller, Schauspieler und Regisseur Robert Thomas (1927 - 1989) hat mit "Acht Frauen" nicht nur einen spannenden und höchst unterhaltsamen Krimi geschrieben, sondern auch ein Sittenbild des französischen Großbürgertums der 50er-Jahre gezeichnet. Tobias Materna inszenierte das Stück für das Vorarlberger Landestheater und feierte am 13. März damit Premiere.

Bunt, schnell und humorvoll


Es ist eines der ganz wenigen Stücke, das mit acht absolut gleichwertigen Frauenrollen und Figuren und damit ausschließlich mit Schauspielerinnen besetzt ist. Die Bregenzer Inszenierung präsentiert sich bunt, schnell, humorvoll und versetzt mit einigen wunderbaren Regieeinfällen.

Eine wohlhabende Familie trifft sich in ihrer abgelegenen Villa. Nachdem der Hausherr ermordet aufgefunden wurde, gerät das familiäre Zusammentreffen aus den Fugen, denn jede der anwesenden Frauen hat ein vermeintliches Mordmotiv. Und so bröckelt immer mehr die gutbürgerliche Fassade, während die gegenseitigen Vorwürfe zunehmend heftiger werden. Materna setzt auf die Ausdruckskraft seiner Schauspielerinnen und tut bei den meisten von ihnen gut daran.

Großzügige Treppenkonstruktion


Das Ausstatterduo Lorena Diaz und Jan Hendrik Neidert tobte sich bei Bekleidung und Frisuren der Schauspielerinnen aus, verstärkte und überhöhte die Charakteren mit ausladenden und farblich passenden Haarskulpturen. Die Kostüme zeigen sich als bunter Mix aus neckischen, teils unbeschreiblich weiblichen bzw. eleganten Kleidungsstücken kombiniert mit häuslich biederer Garderobe. Die freie und großzügige Treppenkonstruktion bot Regie wie und auch Schauspielerinnen eine optimale Spielfläche, die auch weidlich genutzt wurde. Insgesamt wurde die Bühne vom Bühnenteam eher konservativ gehalten, vielleicht ein wenig überladen. In diesem Ambiente feierte Lichtdesigner Arndt Rössler ein schillerndes Lichtfest, indem er gekonnt das statisch-wohnliche Ambiente zeitweise in virtuelle Seelenwelten der  Protagonistinnen verwandelte.

Tolles Ensemble


Alles in allem boten die acht Schauspielerinnen eine tolle Ensembleleistung, mit viel spielerischem Spaß, kleinen peppigen Slapstickeinlagen und musikalischen Nummern, die teils auch in großartiger Qualität dargeboten wurden.
Steffi Staltmeier und Grit Paulussen, als die beiden Töchter des Hauses, bringen den jugendlichen Schwung auf die Bühne, Großmutter Mamy wird von Helga Pedross mit der nötigen Bosheit und Hintertriebenheit ausgestattet. Susanne Kubelka als Gaby, die Frau des Hauses, hat einen schweren Stand gegen den Rest der Familie, besonders gegenüber ihrer hypochondrischen und überdrehten Schwester Augustine, die, mit herrlichem Witz von Tamara Stern gespielt, sie immer wieder an den Rand der Verzweiflung bringt. Adelheid Bräu überzeugt als fürsorgliche und aufmerksame Hausdame Madame Chanel, Sybille Weiser als freches, frisches Hausmädchen Louise. Als Gast von außen und Schwester des Ermordeten betört Elisabeth Ebner als Pierrette durch Eleganz und einen souveränen Auftritt.

Lieder als innere Monologe


Die Lieder der deutschen Sängerin Annett Louisan, von den Protagonistinnen vorgetragen und von einem auf die Bühne gestellten Pianola begleitet, erweisen sich als innere, die Beweggründe der Charaktere verdichtende Monologe, die den Figuren zusätzlich Farbe und Tiefe verleihen – eine ganz wunderbare Sache. Hier muss man einfach Tamara Stern und Elisabeth Ebner als großartige Interpretinnen nochmals hervorheben.

Das Publikum hatte am Premierenabend seinen Spaß und genoss mit allen Sinnen den Augen- und Ohrenschmaus.

 

Weitere Vorstellungen:
17/03, 28/03, 02/04, 10/04, 15/04, 19/04, jeweils 19.30 Uhr
Stückeinführungen: 28/03, 02/04, jeweils 19 Uhr