Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Dagmar Ullmann-Bautz · 17. Jul 2015 · Theater

Junge Theatermacher erobern den Muttersberg - Shakespeare am Berg präsentiert "Macbeth"

Gestern Abend feierte die Umsetzung einer großartigen Idee, eines ambitionierten, mehrjährigen Projekts in Form einer gewagten Theaterproduktion seine Premiere. Das Open-Air-Theater-Festival "Shakespeare am Berg" möchte in Zukunft jährlich eines der unzähligen Meisterwerke Shakespeares in der Muttersbergarena, rund 700 Meter oberhalb von Bludenz, zur Aufführung bringen.

Bestechende Neuübersetzung


Thomas A. Welte, Gründer von "Shakespeare am Berg", ist Autor, Dramaturg und Regisseur und er wählte für den Auftakt seines ehrgeizigen Vorhabens eines von Shakespeares düstersten Stücken, "Macbeth", ein Drama um das grenzen- und rücksichtslose Streben nach Macht. Seine Neuübersetzung, bei der ihn Susanne Fuchs unterstützt hat, kann sich sehen lassen. Knackig gekürzt besticht sie durch gut verständliche Klarheit und bleibt doch nahe an des Autors Fabulierkunst. Die Inszenierung leidet jedoch an einer gewissen Trägheit und verliert sich manchmal in absurden, nicht nachvollziehbaren Ideen.

Großartige Bühne und packende Sounds


Die Bühne, die Mitbegründer und Architekt Benjamin Obholzer für den Muttersberger Macbeth entworfen hat, fasziniert, hat Größe und Stil. Mit riesigen Fracht-Containern baute er eine großartige und in sich perfekt funktionierende Spielwiese für die Mächtigen und ihr gewissenloses Treiben. Die recht verspielten und detailverliebten Kostüme von Nicole Wehinger beeindrucken, sind aber durch die Entfernungen nicht wirklich erlebbar. Tanja Rühls Lichtdesign lenkt die Aufmerksamkeit und schafft effektvolle Stimmungen. Die Sounds von Wolfgang Dorninger sind einfach fantastisch, sie begleiten und unterstützen das Stück und geben ihm immer wieder Anstoß und Kraft.

Eindrückliche Momente


Das Ensemble arbeitet hart auf dieser großen Bühne und immer wieder glänzen ganz eindrückliche Momente, die aufzeigen, welches Potential in den SchauspielerInnen steckt. Um alles herauszuarbeiten hätte es vermutlich noch etwas Zeit gebraucht. Tim Engemann als Macbeth, Michaela Spänle als Lady Macbeth, Rebecca Selle unter anderem als Banquo und Philipp Scholz als Duncun sowie Malcom wandeln zwischen nüchterner Darstellung und dramatischem Spiel. In weiteren Rollen sind Rowan Blockey und Dino Eicher zu sehen.

Organisatorische Mängel


Ohne Frage ist es eine wunderbare Sache, Shakespeares Meisterwerke auf den Muttersberg zu bringen. Organisatorisch muss das Team um Thomas A. Welte jedoch noch einiges dazulernen. So war niemand da, der bei der Platzsuche behilflich war, was zur Folge hatte, dass etliche Zuschauer, die Kategorie 1 gebucht und bezahlt hatten, dort keinen Platz mehr fanden. Die Anfangszeit war mit 20.45 Uhr angegeben, der Vorhang hob sich jedoch erst eine Stunde später und strapazierte die Geduld des Publikums unnötigerweise. Die zur Überbrückung auf die Bühne geschickte junge Sängerin, die anderenorts sicher mit Begeisterung aufgenommen worden wäre, wirkte in Erwartung von "Macbeth" wie die sprichwörtliche "Faust aufs Auge". Als krönenden Abschluss wurde darauf vergessen, den Weg zurück zur Bahn, trotz Vorhandenseins von Lampen, zu beleuchten, was für manche Zuschauer zum recht gefährlichen Abenteuer geriet.

Doch Rom wurde schließlich auch nicht an einem Tag erbaut und so darf man voller Freude und Neugierde noch einiges an innovativer Entwicklung und Entfaltung von diesem jungen, dynamischen und kreativen Team erwarten.

 

Weitere Aufführungen:
18. / 19. / 23. / 24. / 25. / 30. / 31. Juli und 1. / 6. / 7. / 8. August 2015
Karten: www.shakespeareamberg.at
Infos: +43 5552 68035, täglich von 9-17 Uhr
post@shakespeareamberg.at