Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Dagmar Ullmann-Bautz · 18. Sep 2016 · Theater

Junge KünstlerInnen auf die Bühne! – Yeliz Akkaya und Nico Raschner im Kosmodrom

Das Kosmodrom, die Förderschiene des Theater Kosmos für junge Talente, zeigte dieser Tage wieder auf, welch kreatives Potential sich im künstlerischen Schaffen junger Menschen entfaltet. Zwei Stücke der JungautorInnen Yeliz Akkaya und Nico Raschner wurden mit einem ebenso jungen Team umgesetzt und einem begeisterten Publikum präsentiert.

Kosmodrom, das ist die Spielstätte im Foyer des Theater Kosmos, eine kleine feine Bühne, die Nachwuchskünstlern und -künstlerinnen der schreibenden und darstellenden Kunst zur Verfügung gestellt wird. Stephan Kasimir hatte dazu die Idee und fungiert nach wie vor auch als Kurator und Begleiter des Programms. Literatur Vorarlberg fungiert als Partner, vermittelt die Autorinnen und Autoren der Jungen Szene, die eingeladen sind, Stücke für die Talenteschmiede zu schreiben.

Großartige Kurzstücke

Am zweiten diesjährigen Kosmodrom-Wochenende vom 15.-18. September wurden die zwei Kurzstücke „Notizen an mich“ von Yeliz Akkaya und „Jonas“ von Nico Raschner gezeigt. Constanze Wagner inszenierte, Caro Mercedes Hochfelner zeichnete für die Ausstattung verantwortlich, in die sie sich praktischerweise gleich selbst mit eingebaut hatte.

Freiheit als höchstes Gut

Das erste Stück des Abends, „Notizen an mich“, erzählt die Geschichte eines jungen Mannes, der nach erfolgreichen Jahren als „toller Hecht“ in eine tiefe Depression stürzt. Alles erscheint ihm sinnlos, er verbringt seine Tage als Gefangener seiner selbst auf der Couch, unermüdlich umsorgt von seinem Freund Deniz. Als Deniz von der ehemals gemeinsamen Freundin Sophie erzählt und berichtet, dass sie nach einem längeren Auslandsaufenthalt wieder zurückkommen wird, huscht ein erstes Leuchten über das Gesicht von Alex. Er erkennt, dass er Sophie liebt und sieht in ihr die Lösung all seiner Probleme und Licht und Glück für sein Leben. Doch wie das Leben so spielt, ist Sophie verlobt und wird heiraten. Erst jetzt erkennt Alex, dass nur er selbst für sein Leben, für sein Glück verantwortlich ist und er wünscht sich von ganzem Herzen nur eins, nämlich frei zu sein.

Tolles Ensemble

Yeliz Akkaya hat einen klugen Text voller Lebensweisheit mit viel Humor geschrieben, der von Constanze Wagner auch herrlich witzig umgesetzt wurde. Die beiden Schauspieler Philipp Scholz und Max Berlinger brillieren als Alex und Deniz, ergänzen sich wunderbar und spielen mit den Worten als ginge es um eine Ping-Pong-Weltmeisterschaft. Michaela Spänle als Sophie fügt sich mit ihrer erfrischenden Spielweise großartig in dieses Duett.
Hochfelner baute eine einfache, klare Bühne und entwarf den Typen entsprechende Kostüme. Ihre kommentierende und unterstützende Randfigur mit Megaphon ist nicht nur eine großartige Idee, sie wird auch von ihr selbst ganz herrlich gespielt.

Sensible Regie

Nico Raschner hat mit „Jonas“ ein von der Ausgangssituation ähnliches und dann doch völlig anderes Stück geschrieben. Auch sein Protagonist leidet an sich und seiner Umwelt. Er schafft es jedoch nicht einen selbstbestimmten Weg zu wählen und zu gehen. Jonas findet sein Glück in der Gruppe, einer Gruppe, die nach schwachen, nicht konformen, leidenden Menschen sucht, um sie in der Gruppe zu binden und sie stark zu machen, stark für „Ehre, Freiheit und Vaterland.“ Ein gefährlicher Weg! Auch Nico Raschner hat einen äußerst beeindruckenden Text abgeliefert, der von Johannes Rhomberg mit viel Gefühl und sehr wahrhaftig gespielt wurde. Wagners sensible Regie wird der emotionalen Dichte des Textes gerecht.
Der Abend im Kosmodrom hat Spaß gemacht, war beeindruckend und entließ das gefesselte Publikum mit einigen nachwirkenden Gedanken.