„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Dagmar Ullmann-Bautz · 05. Okt 2017 · Theater

Ein spannender Start - „Theater der Sprachfehler“ überzeugt!

Die neu gegründete Company „Theater der Sprachfehler“ lud zur Premiere und feierte mit der Uraufführung des Stückes „Rost“ von Christian Kühne, in der Regie von Andreas Jähnert, ihren Einstand. Und da beide Theatermacher schon nach ihrer ersten Premiere vor neuen Ideen nur so sprühen, sollte ihr Unterfangen eine glückliche Fortsetzung finden.

Der Abend beginnt recht unterhaltsam. Das Publikum versammelt sich im Verkaufsraum der Bäckerei Gunz in Hörbranz. Man bekommt zu trinken und einige ahnen es schon, ein paar Happen Brot. Gegen eine freiwillige Spende kann man sich außerdem mit den verschiedensten Brotspezialitäten eindecken. Autor Christian Kühne und Regisseur Andreas Jähnert begrüßen, kassieren, bedienen - sie machen das mit ungeheurem Charme und auch verdientem Stolz, haben sie doch ihre erste eigene Produktion auf die Beine gestellt.

Von Raum zu Raum

Begleitet von Musik, oder besser gesagt von Tönen, wird das Publikum in die nächste Station gebeten, hinter den Verkaufsraum, wo eine Videoprojektion von einem weiblichen Kopf leichten Gruselschauer beschert. Es ist spannend, wie geht es weiter, geht es noch weiter? Oh ja, durch eine Türe wird man ins Freie geführt, nach wenigen Schritten hinter dem Haus dann wieder hinein, über eine Stiege und ein Stockwerk höher findet man sich schließlich auf einer Bühne wieder, hinter einem Vorhang, der sich jetzt langsam öffnet und den Blick in den Saal freigibt. Dort stehen sie, die üblichen Theaterstühle, schön in Reih und Glied. Mitten im Saal ist der eigentliche Schauplatz aufgebaut. Nach einem Streifzug durch verschiedenste Räume beginnt nun das eigentliche Stück, in dem auch die Protagonisten umherstreifen, ja umherirren, auf der Flucht oder auf der Suche.

Eigenwilliger, kreativer Text

Christian Kühne hat ein Stück über eine Familientragödie geschrieben, über drei Menschen, Mutter, Vater, Sohn, die sich verloren haben in ihren Ängsten und Erwartungen. Der Text fordert nicht nur die Schauspieler sondern auch den Zuschauer. Man muss ganz genau hinhören und die Schauspieler müssen ganz genau artikulieren, was den drei Protagonisten hervorragend gelingt. Selten lässt der Autor die drei ins Gespräch kommen, jede, jeder ist mit sich selbst beschäftigt. Die Satzkonstellationen ebenso wie die Gedankenkonstellationen von Christian Kühne sind eigenwillig, gewagt und äußerst kreativ.

Tolle Schauspieler

Die Schauspielerin Ina Maria Jaich überzeugt als Mutter mit unaufgeregter und schöner Klarheit, sowohl in Sprache, als auch in Mimik und Gestik. Und auch Thomas Gerber gefällt in der Rolle des fischenden Vaters, des ewigen Draufgängers. Der junge Mann, der Sohn, der seine Mutter getötet hat, wird sehr intensiv und feinfühlig von Sascha Jähnert dargestellt.

Beeindruckende Videosequenzen

Andreas Jähnert hat mustergültig inszeniert, ist den Emotionen der Figuren auf den Grund gegangen, hat dem Text vertraut und ihn durch die eigene Handschrift bereichert. Ganz großartig auch die Bühne von Michael Mayer und die Videosequenzen von Christoph Skofic, beides absolut schlicht, überraschend und auf den Punkt gebracht.

Das Publikum beklatschte die Leistung des Ensembles und diskutierte noch lange über den herausfordernden Text. Ein Theaterabend, der sowohl sprachlich, als auch bildhaft noch lange nachhallt.