Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Dagmar Ullmann-Bautz · 05. Feb 2016 · Theater

Die Liebe ist ein seltsames Spiel – Mozarts „Die Entführung aus dem Serail“ am Vorarlberger Landestheater

Letzten Mittwoch erlebte ein erwartungsvolles Publikum die Premiere einer recht reduzierten Inszenierung von Mozarts Singspiel „Die Entführung aus dem Serail“. Mozart komponierte sein Werk 1781 im Auftrag von Kaiser Joseph II., es wurde über die Jahre zu einer beliebten und vielgespielten Schöpfung Mozarts. In Bregenz inszenierte Sigrid Herzog, sie feierte in den letzten Jahren am Landestheater mit „Emilia Galotti“ und „Bluthochzeit“ bereits große Erfolge.

Konstanze, ihre Dienerin Blonde und deren Geliebter Pedrillo werden nach einem Piratenüberfall verschleppt und auf einem Sklavenmarkt an Bassa Selim verkauft. Konstanzes Verlobter Belmonte ist dem Überfall entkommen. Bassa Selim verliebt sich in Konstanze, wirbt um sie. Sie jedoch liebt Belmonte, der nach langem Suchen die Entführten findet. Die Flucht wird geplant, der Plan jedoch aufgedeckt. Konstanze, Belmonte, Blonde und Pedrillo haben jetzt eine hohe Strafe zu erwarten, Bassa Selim überrascht sie jedoch mit seinem unerwarteten Urteil.

Starke Frauen


Regisseurin Sigrid Herzog legt ihr Augenmerk auf die Emotionen, auf die Gefühlslandschaft der Liebenden. Beide Frauen, Konstanze sowie Blonde lieben ihre Verlobten und doch verunsichert sie das Werben und Begehren der beiden Fremden Bassa Selim und Osmin. Die Frauen sind irritiert, stellen sich jedoch kämpferisch der Situation.

Schwierige Bedingungen


Das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Ingo Ingensand tut sich hörbar nicht leicht, was einerseits auf die schwierigen akustischen Bedingungen des Theaters, andererseits auf eine doch eher demoralisierende Vorberichterstattung zurückzuführen ist.

Schöne Stimmen


Netta Or brilliert als Konstanze mit ihrem wunderschönen, glasklaren Sopran und überzeugt spielerisch mit starken Emotionen. Sie kehrt den inneren Kampf sichtbar nach außen. Mit herrlicher Leichtigkeit, viel Esprit und einer, wenn auch zarteren, aber sehr schönen Stimme gewinnt Alexandra Flood als Blonde das Publikum. Die Rolle des Aufpassers Osmin wird großartig gesungen und gespielt von Levente Páll, ein Bass mit umfassendem Spektrum. Sven Hjörleifsson gibt einen lustigen und liebenswürdigen Pedrillo mit gefälligem, noch ausbaufähigem Tenor. Ebenso Thomas Elwin, der als Belmonte gegen die starken Emotionen der Damen nur schwer ankommt. Bassa Selim ist eine reine Schauspielerrolle, das Landestheater leistete sich den aus Film und Fernsehen bekannten Schauspieler Heio von Stetten, der erst im zweiten Teil des Abends so richtig Fahrt aufnimmt, dann aber mit großen Emotionen spielt. Ihn stückfremde Monologe (Das Käthchen von Heilbronn, Don Juan und Faust) sprechen zu lassen, war jedoch keine fesselnde Idee.

Berechtigte Bravorufe


Die Ausstattung von Davy van Gerven (Bühne) und Katharina-Maria Diebel (Kostüme) ist geprägt von einer schlichten Schönheit jedoch nicht immer ganz schlüssig, die Lichtgestaltung von Kai Luczak sehr emotional und stimmig.

Die Premiere war gut besucht, der Applaus, mit durchaus berechtigten Bravorufen für einzelne KünstlerInnen, wohlwollend.

Neuer Dresscode?


Ausnahmsweise sei eine kleine, sonst nicht übliche Anmerkung zur nachfolgenden Premierenfeier gestattet. Einen neuen Premieren-Dresscode und Style scheint dieser Tage im Hause am Kornmarkt Intendant Alexander Kubelka etablieren zu wollen, der, nicht zum ersten Mal, in formvollendendem (kein Schreibfehler!) Ballermann-Freizeitlook erschienen war, um sein Ensemble zu belobigen und diesem sowie dem Publikum die Ehre zu geben. Mögen in Zukunft viele Besucher seinem Beispiel zur allgemeinen Freude folgen!

 

Weitere Aufführungen:
05/02, 07/02, 09/02, 18/02, 20/02, 22/02, 24/02, 26/02, 28/02, 01/03