„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Dagmar Ullmann-Bautz · 01. Jun 2018 · Theater

Das sollte man nicht versäumen – „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“

Heiß ging es her bei der Premiere des Aktionstheater Ensembles im Theater Kosmos im Rahmen des Bregenzer Frühlings. Martin Gruber und sein Ensemble haben sich intensiv und äußerst selbstkritisch mit „dem Männerbild“ auseinandergesetzt. „Die wunderbare Zerstörung des Mannes“ - so der Titel des Stückes -, dem als Grundlage eine Männer-Rollenbilder-Umfrage und die eigenen Geschichten aller Mitwirkenden diente, eröffnet dem Publikum den Kosmos Mann auf die ganz typische Gruber´sche Art! Denn das gesammelte Material - und das war ganz schön viel - wurde von Martin Gruber auf seine unnachahmliche Weise verdichtet und in eine dramatische Form gebracht, unterstützt von Texten der Autoren Wolfgang Mörth und Elias Hirschl.

Was die Schauspieler in 80 Minuten auf der Bühne leisten ist absolute Spitzenklasse – sie tanzen, sie sprechen, sie singen, sie schreien, sie entblößen Körper und Seele. Die Emotionen sind nicht nur spürbar, sie sind greifbar im Raum. Und gerade in Momenten, in denen man als Zuschauer Klischees wittert, wird man im nächsten Moment eines Besseren belehrt. Denn die Klischees , die nicht aus der Luft gegriffen sind, hat das Ensemble wunderbar und mit viel Humor umspielt, dass es eine wahre Freude ist.

Gnadenlos leidenschaftlich

Andreas Jähnert, Sascha Jähnert, Thomas Kolle, Peter Pertusini, Fabian Schiffkorn und Benjamin Vanyek erzählen Geschichten von Stärke und Schwäche, von Träumen und Wünschen, von Ängsten, von Macht in verdichteter poetischer Form, mit allergrößter Leidenschaft und Wahrhaftigkeit. Gnadenlos drehen sie sich im Kreis, versuchen sich selbst zu erkennen, sich auf den Grund zu gehen. Und ebenso gnadenlos aber mit größter Empathie zerstören sie das heraufbeschworene Bild.

Mitreißende Musik

Die Choreographien, die Gruber entworfen hat, sind in ihrer Einfachheit bestechend und in ihrer Ausdruckskraft einfach unschlagbar, genauso wie auch die Bilder der Videokünstlerin Claudia Virginia vom Lichtkunst- und Videokollektiv dORNwiTTCHEN. Die Musik von und mit Nadine Abado/PH LION ist betörend und aufrüttelnd, ergreifend und mitreißend.

Ein kleines Universum

Eigentlich müsste man sich dieses Stück mehrmals gönnen, denn ganz bestimmt entdeckt man immer wieder Neues, Spannendes, Lustiges. Jeder einzelne Mensch auf der Bühne ist ein kleines Universum!
Das Publikum war begeistert und applaudierte anhaltend mit großem Jubel für diesen großartigen, ehrlichen, berührenden und mitreißenden Theaterabend!