Stefan Rüeschs Werke sind derzeit in der Galerie Sechzig in Feldkirch zu sehen. (Durchblick, Acryl u. Kohle auf Leinwand, 126 x 438, 2020, Foto: Markus Tretter)
Dagmar Ullmann-Bautz · 13. Apr 2013 · Theater

Ein akribisch servierter Leckerbissen – „Biographie: Ein Spiel“ von Max Frisch am Vorarlberger Landestheater

„Biographie: Ein Spiel“ ist, obwohl es nach seiner Uraufführung 1968 in Zürich nicht sehr wohlwollend kritisiert wurde, inzwischen das meistgespielte Stück von Max Frisch. Das liegt vermutlich am Inhalt, an der Sehnsucht des Menschen, die Lebensuhr zurückdrehen zu können, alte Fehler auszumerzen, dem Leben eine andere Richtung zu geben. Am Vorarlberger Landestheater inszenierte Günther Beelitz das Stück, das am gestrigen Freitag Premiere feierte.

Hannes Kürmann bekommt diese einmalige Chance, sein Leben an einer beliebigen Stelle neu zu beginnen. Doch für den Verhaltensforscher erweist es sich als äußerst schwierig und diffizil, neue, richtungsgebende Entscheidungen zu treffen, obwohl er eigentlich genau weiß was er will – nämlich die Heirat mit Antoinette Stein verhindern.

Großartige Schauspieler


Die Figur des Kürmann wird wunderbar dargestellt von Dietrich Adam, der es schafft, sie mit allen notwendigen Facetten auszustatten – der nötigen Unsicherheit bei den Entscheidungen, der Eloquenz und Souveränität des Intellektuellen, der Angst vor der eigenen Vergänglichkeit und noch mehr.

Katrin Hauptmann, die im ersten Jahr der Kubelka-Intendanz in Bregenz oft zu bewundern war, verleiht ihrer Anoinette Stein die erforderliche Kühle und Raffinesse. Sie ist es auch, die am Schluss ohne zu zögern die Entscheidung trifft und damit ihrem und Kürmanns Leben eine neue Wendung gibt. Eine ordentliche Portion Humor und Beweglichkeit beweist Hauptmann zudem in den kleinen Nebenfiguren, dem Jugendfreund, der Putzfrau und der amerikanischen Geliebten.

Als Spielleiter, das Alter Ego von Hannes Kürmann und in den zahlreichen Figuren aus Kürmanns Vergangenheit stellt Dirk Diekmann seine außerordentliche Spielstärke unter Beweis. Sein exaktes Spiel, seine Wandlungsfähigkeit und seine Ausdruckskraft haben großen Applaus verdient.

Schönes und funktionelles Bühnenbild


Regisseur Günther Beelitz hat das Stück mit viel Humor und akribisch genau inszeniert, mit einer ausgefeilten Bewegungs- und Sprachchoreographie. Und diese klare und exakte Arbeit harmoniert wunderbar mit dem genialen Bühnenbild von Heinz Hauser. Riesige transparente Spiegel vermitteln spielend die unterschiedlichen Ebenen von Vergangenheit und Gegenwart, spiegeln die Protagonisten in ihren zum Teil desperaten Versuchen, auf dem Schachbrett des Lebens zurande zu kommen. Ausgefeilt auch das Licht von Arndt Rössler, das die Wirksamkeit des Bühnenbildes unterstützt. Absolut stilvoll und passend eingekleidet wurden die drei Schauspieler von Aleksandra Kica.

Das Publikum bedankte sich mit großem Applaus für diesen detailverliebten, witzigen und exakten Max Frisch.