Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Mirjam Steinbock · 26. Nov 2016 · Tanz

Überzeugendes „More“ – Silvia Salzmann ist die Preisträgerin des Kulturpreises Vorarlberg für die Kategorie zeitgenössischer Tanz

Acht nominierte Tänzerinnen und Tänzer präsentierten Anfang November im ORF Landesstudio ein jeweils zehnminütiges Solo, zeigten engagiert die Vielfalt des zeitgenössischen Bühnentanzes in Vorarlberg und stellten sich der Beurteilung einer international tätigen Expertenjury im Wettbewerb um den Kulturpreis Vorarlberg. Am Freitag, 25. November wurde das über knappe drei Wochen streng gehütete Geheimnis endlich gelüftet. Silvia Salzmann ist die Preisträgerin des Kulturpreises 2016. Den Anerkennungspreis erhielten Natalie Fend und Carmen Pratzner.

Zu einer Gala in das Bregenzer Falstaff Restaurant luden die Initiatoren des Preises, das Casino und die Sparkasse Bregenz sowie deren Kooperationspartner ORF Vorarlberg und die Kulturabteilung des Landes. Die Atmosphäre war so feierlich wie von spannender Erwartung geprägt. Im Eingangsbereich wurde zum Aperitif begrüßt, während auf den Monitoren kurze Ausschnitte der Soli zu sehen waren und im Hintergrund ein Vorarlberger Streichquintett spielte. Bevor die zahlreichen Gäste, bestehend aus den Nominierten und ihren Familien und Freunden, weiteren AkteurInnen der heimischen Tanz- und Kulturszene sowie VertreterInnen der Stadt Bregenz, des Landes, der Sparkasse und des Casinos sich dem vorzüglich zubereiteten Menü des Restaurants hingeben konnten, hatten die seit längerem diskutierten Spekulationen um die Juryentscheidung endlich ein Ende.

Alle Soli in Kürze

Zur Erinnerung an die Vorausscheidung und zur Würdigung aller Beiträge ließ der ORF in bewegten Bildern nochmals den Abend der Vorausscheidung Revue passieren. Die gelungenen Zusammenschnitte mit den eindrücklichsten Bildern der Soli, einer Essenz quasi, die das Team des Landesstudios gekonnt in einen gemeinsamen Einklang brachte, bestätigten, mit welchem Enthusiasmus und künstlerischem Einsatz alle Nominierten ihre Wahl annahmen. So durften die Gala-Gäste nochmals in aller Kürze erleben, wie der junge und außergewöhnlich talentierte Tänzer Dominik Feistmantl in reduzierter Form ein geometrisches Bühnenkonzept auflöste, die erfahrene Tänzerin und Musikerin Carolina Fink Limitierungen mit einem Rollator auf poetische Weise schlicht wegtanzte, Fabienne Rohrer ein minimalistisches Muskelspiel zu einem vibrierenden Seherlebnis machte, Carina Huber sich mit einem farblichen Tauchgang sinnlich und wagemutig dem Plakativen hingab, Natalie Fend ihre ausdrucksvolle künstlerische Präsenz doppelt via Projektion und Live-Darstellung zeigte, Thomas Geismayr eine ganz eigene und authentische Form des urbanen und künstlerischen Tanzes darbot, Carmen Pratzner den Blick mit einem ungewöhnlichen Kostüm nur auf Arme und Beine lenkte und anstelle ihres Gesichts Darstellungsalternativen für Mimisches fand und Silvia Salzmann sich organisch und selbstverständlich mit einer Vielzahl an Bühnenelementen verband und dabei Grazie und Frechheit in Verbindung brachte.

Gewinnbringender Impuls für Vorarlberg

Sehr lang habe die Jury-Sitzung gedauert, so viel verriet die ORF-Kulturkoordinatorin Jasmin Ölz-Barnay, selbst Mitglied des Auswahlkomitees. Und Hiekyoung Blanz, die neben Renate Graziadei und Giovanni Netzer die fachliche Expertise gab, erläuterte später, dass der Dialog um die Entscheidung innerhalb der Jury von größter Wertschätzung geprägt war. Der Gewinn von Silvia Salzmanns Solo „More“ wurde von der Jury damit begründet, dass die Künstlerin mit ihrer Darstellung des Überflusses unserer Wohlstandsgesellschaft und dem begierigen Verlangen nach immer mehr einen wichtigen Impuls für die Vorarlberger Kunstlandschaft setze. Darüber hinaus sei es ihr gelungen, sich in dem Kurzstück nie hinter die verwendeten Objekte versteckt, sondern sie spielerisch und tänzerisch gekonnt zu einem Statement verwendet zu haben. Was Silvia Salzmann in ihrem Schaffen außerdem auszeichnet, ist der kunstübergreifende Ansatz und die Einbindung von KollegInnen derselben oder anderer Sparten. Auch das wurde von Laudator Winfried Nussbaummüller, ebenfalls Teil der Jury, anerkennend erwähnt.

Auftrieb für das Kunstschaffen

Die Preise, die in skulpturaler Form sowie einer monetären Draufgabe von 10.000 Euro für den Kulturpreis und je 2.500 Euro für die Anerkennungspreise verliehen wurden, dürften die Künstlerinnen Salzmann, Fend und Pratzner freuen. Es ist eine motivierende Wertschätzung für eine Kunstsparte, die neben vielen anderen sehr um die Deckung kunstproduzierender Kosten ringen muss und das Honorar der künstlerischen LeiterInnen meistens an letzter Stelle steht. Es ist aber nicht nur das Geld, das der Sparte zeitgenössischer Tanz, die hier in Vorarlberg seit einiger Zeit elegant schreitend aus dem Nischendasein hervortritt, Auftrieb gibt. Es tut den ProtagonistInnen sichtbar wohl, von den Initiatoren des Preises derart wertschätzend behandelt zu werden und auch die Zuschauenden haben ihre Freude daran. Der Gang der Preisträgerinnen auf die Bühne erinnerte an den roten Teppich auf bekannten Filmpreisgalas, bei denen die Kameras klicken, weil Fotografen und Filmer um den besten Shot ringen.

Neue Eisen im Feuer

Der Galaabend war insgesamt geprägt von einer tiefen Verbundenheit. Die gute Vernetzung der Tanzszene musste sich irgendwie übertragen haben auf die Allgemeinheit und das hinterlässt eine inspirierte Stimmung. Man hörte Feedbackgespräche unter den KünstlerInnen, von Herzen kommende Gratulationen und sah viele lächelnde Gesichter. Man wurde auch gewahr, dass einige Eisen neuer und dem Tanz zuträglicher Pläne bereits in den Feuern liegen. Und wenn ein Preis dazu führt, dass künstlerische Arbeit auf einem noch viel größeren Feld ausgesät wird, dann ist wohl mehr als ein Zweck erfüllt und man hofft auf die Weiterführung. Hoffnungen in dieser Hinsicht wurden nicht nur geschürt, sondern bestätigt: Bernhard Moosbrugger, Direktor des Casinos Bregenz und der Vorstandsdirektor der Sparkasse Bregenz, Martin Jäger, bestätigten den Fortbestand. Musikkomposition in der Sparte Jazz wird die Kategorie des Kulturpreises 2017 sein. Auf dass auch hier gute Impulse gesetzt werden, neue Kunstblüten zum Vorschein kommen und die KünstlerInnen gewinnbringend miteinander ins Tun kommen.