Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Anita Grüneis · 30. Jän 2013 · Tanz

Mit „FANS“ Fan des Zeitgenössischen Tanzes werden

Da hat die Vorarlberger Companie „Bewegungsmelder“ etwas Schönes angerichtet! Ihr Streifzug durch die Tanzgeschichte des 20. Jahrhunderts wurde zu einer Einladung, sich mit Tanz im Allgemeinen und mit dem zeitgenössischen Tanz im Besonderen zu beschäftigen. Das alles auf eine äußerst humorvolle, informative und kurzweilige Art. Kurzkommentar einer tanzunkundigen TAK-Besucherin: „Ein toller Abend“.

Schon der Beginn amüsierte das Publikum. Der Schauspieler Romeo Meyer fragte: „Was fällt dir ein, wenn du das Wort Tanz hörst?“ Die Antworten kamen, als Ergebnis einer Straßenumfrage, vom Band: „Bewegung, Rhythmus, feeling, fun“.  Zum Begriff Bühnentanz waren dann Attribute zu hören wie „Theater ... Fest ... Tralala“ und zum zeitgenössischen Tanz kamen die Kommentare schon viel spärlicher: „Nie gehört ... auch schon gehört ... stell ich mir schwierig vor.“ Die Umfrage sollte dringend nach einem Besuch dieser Produktion wiederholt werden. Denn die „Bewegungsmelder“ machten klar, was Tanz bedeutet – und auch, dass er immer noch ein künstlerisches Nischendasein fristet.

Der Blick zurück

In einem kurzweiligen Rückblick stellte Romeo Meyer mit Hilfe von großflächigen Projektionen die wichtigsten Choreografen und ihre Produktionen seit dem Jahr 1900 vor. Die markantesten Neuerungen wurden jeweils live von den Tänzerinnen Claudia Grava, Pascale Staudenbauer und Aleksandra Vohl vorgeführt. Zu sehen waren Isodora Duncan (grandios majestätisch: Claudia Grava) mit ihren ausladenden Schritten und den Posen, die den Tanz zur religiösen Kunst erhoben. Aus Russland kam der revolutionäre Sergej Diaghilew, der zu den Werken von Debussy, Ravel oder Strawinsky tanzen ließ, dem Matisse und Picasso Kostüme und Bühnenbilder lieferten. Typisches Beispiel: „Der Nachmittag eines Fauns“ – hervorragend getanzt von Aleksandra Vohl, bei dem das Kostüm zum Körper wurde.

Tanztheater der 30er-Jahre

In den 30er-Jahren lieferte der Deutsche Kurt Joos spannende Neuerungen wie die Choreografie „Der grüne Tisch“, die von den drei Tänzerinnen und dem Schauspieler eindrücklich vorgestellt wurde. Dazu rauschte die Musik von Fritz Cohen, als käme sie von einer alten Schallplatte.  Die Amerikanerin Martha Graham wurde liebevoll karikiert mit ihrer Forderung: „be realllll“, ihr Schüler Merce Cunningham vorgestellt mit seiner Improvisationskunst – bis dann die Rolling Stones donnerten: „I can´t get no satisfaction“. Die 60er-Jahre waren angebrochen, alles Bisherige wurde gesprengt. Aus dieser neuen Freiheit heraus kamen Pina Bausch und Anne Teresa De Keersmaeker.

Ist das noch Tanz?

Von da an übernahmen die drei Tänzerinnen die Regie und zeigten, von welchem Choreografen sie Fan sind und warum. Da ging die Post so richtig ab. Ob bei der „Allee der Kosmonauten“ von Sasha Waltz, „Self Unfinished“ des Molekularbiologen Xavier Le Roy, der den Tanz wahrhaft auf den Kopf stellte, hinreißend interpretiert von Pascale Staudenbauer, oder beim unendlichen Hinfallen (Falling in love) von Dave St-Pierre – an diesem Abend allerdings nicht nackt getanzt! Der zeitgenössische Tanz war plötzlich das Normalste der Welt und zeigte keine Anzeichen von Schwierigkeiten. Auch nicht beim Publikum, das begeistert war. Es hatte den Generalschlüssel für diese Kunstsparte erhalten und hätte diesen „FANS“ noch lange zuschauen mögen!

www.bewegungsmelder.in

Weitere Aufführungen von „FANS“:
31.01.2013, 10.00 Uhr, TAK Schaan (FL) | Schulaufführung
15.02.2013, 10.30 Uhr, Pförtnerhaus Feldkirch | Schulaufführung
15.02.2013, 19.30 Uhr, Pförtnerhaus Feldkirch
23.02.2013, 19.30 Uhr, Kulturhaus Dornbirn