Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Peter Füssl · 07. Mai 2012 · Tanz

Hightech-Tanz - Wayne McGregor/Random Dance beim „Bregenzer Frühling“

Zum Auftakt beleuchten vier FackelträgerInnen einen fast schon traditionell anmutenden Pas de deux, wobei die Bewegungen zunehmend aus den gewohnten Mustern ausbrechen und schon angedeutet wird, was da in der nächsten Stunde alles auf die in Massen erschienenen „Bregenzer Frühling“-Fans zukommen wird. Denn Wayne McGregor und Random Dance wollen mit der vor eineinhalb Jahren uraufgeführten Produktion „FAR“ – nach Roy Porters Buch „Flesh in the Age of Reason“ – Licht in die Zusammenhänge der vermeintlichen Gegensatzpaare Körper und Geist, Kunst und Wissenschaft bringen.

Technoides Spektakel

Eine riesige, rechteckige, weiße, mit Leuchtpunkten übersäte Lichtinstallation dominiert die ansonsten leere Bühne. Das Gehirn, die Schaltzentrale der Produktion? Jedenfalls gibt sie mit ihren exakten Leuchtmustern Stimmungen und Tempi vor. Weiß man um McGregors Interesse und aktive Teilnahme an der Erforschung kognitiver Prozesse und an der wissenschaftlichen Untersuchung künstlerischer Bewegungsabläufe, so eröffnet die Lichtinstallation Assoziationen zu Hirnströmungen, Nervenbahnen, Reizwahrnehmungen, Gedankenblitzen, Impulsen aller Art. Die passende Musik zu diesem etwas unterkühlt wirkenden technoiden Spektakel liefert der dreißigjährige in Australien geborene und in Island lebende Komponist, Musiker und einflussreiche Musikproduzent Ben Frost, der in der elektronischen Musikszene in etwas denselben Kultstatus genießt wie Wayne McGregor auf den Tanzböden dieser Welt. Nur selten setzt Frost Frauenstimmen im konventionellen Sinn ein, zumeist erfüllt er die Szenerie mit minimalistischen, noisigen Musikfragmenten, die sich in ihrer Intensität durchaus in unangenehme Hörbereiche steigern können.

Außergewöhnliches Bewegungsvokabular


Ein ideales Umfeld für die zehn Tänzerinnen und Tänzer, um solo, im Duo oder in kleineren Tanzformationen jenes Bewegungsvokabular auszubreiten, für das McGregor berühmt geworden ist. Die einzelnen Körperteile scheinen völlig ungewohnten Bewegungsmustern zu gehorchen: Verblüffende Verrenkungen, irrwitzige Verdrehungen und Verzerrungen verlangen von allen Akteuren eine perfekte, mitunter akrobatische Körperbeherrschung. Hightech also nicht nur bei Sound und Bühnenbild, sondern auch im Tanz. Man staunt und möchte vielleicht mehr über Wayne McGregors Forschungen erfahren, auf der Gefühlsebene kommt „FAR“ aber nicht wirklich an. Will es vermutlich auch gar nicht.