Neu in den Kinos: „Ich Capitano“ (Foto: X-Verleih)
Silvia Thurner · 23. Aug 2014 ·

Sinnvolle Kooperationen befruchten sich gegenseitig – Die Sommerakadmie OPUS XXI zu Gast bei den Festspielen

Das Abschlusskonzert der 13. Internationalen Sommerakademie „Opus XXI“ bereicherte die Reihe „Kunst aus der Zeit“ bei den Bregenzer Festspielen. Im konzentrierten Ambiente des Seestudios musizierten Studentinnen und Studenten aus aller Herren Länder sowie die Musiker des französischen Ensembles „L’Instant Donné“ in unterschiedlichen Besetzungen zusammen. Vier Kompositionen von Sarah Nemtsov und Sirah Martinez-Alvarez sowie Antonis Adamopoulos und Julien Jamet kamen zu Uraufführung. Abgerundet wurde das inspirierende Konzert mit dem Werk „Mask“ von Michel van der Aa. Die Musiker spielten gut aufeinander abgestimmt und in kollegialer Atmosphäre, professionell geleitet von der Dirigentin Claire Levacher.

„Prospekt“ nannte Sarah Nemtsov ihr Werk, in dem sie vielschichtig auf die Sprache des zugrundeliegenden Gedichts „Prospekt“ von Ron Winkler Bezug nahm. Die gesungenen und auch gesprochenen Textpassagen zeichnete der Bariton Woo-Ram Lim mit einem großen Ambitus und einem gut ausgeloteten Wechselspiel mit den Instrumentallinien sowie synthetischen Klängen nach. Dabei kamen die Verhältnisse zwischen Klangvorder- und Klanghintergrund zur Geltung und es entwickelte sich eine Dynamik, die gestützt wurde von den insistierenden Perkussionen des Klaviers. Wahrscheinlich wären die Inhalte der reizvoll angelegten Komposition, die im Auftrag der Sommerakademie OPUS XXI entstanden ist, noch besser nachvollziehbar gewesen, wenn der Text im Programmheft abgedruckt gewesen wäre.

Eindrückliche emotionale Zustände


Aufhorchen ließ das Auftragswerk „El crimen fue en Granada“ von Sirah Martinez-Alvarez. Die Komposition stellte eine Vertonung des Textes von Antonio Machado dar, der die Exekution des Dichters Federico Garcia Lorca durch die Schergen Francos erzählte. Von Beginn an verschufen die unterschwellig aufgeladenen Liegetöne, die immer wieder klanglich „aufgesprengt“ wurden, eine große Spannung und Erwartungshaltung. Die Mezzosopranistin Alice Fagard füllte ihren Part facettenreich aus, wurde aber vom Tumult des groß besetzten Ensembles mitunter auch überdeckt. Wenn man jedoch den politischen Bezug zur Musik bedenkt, verstärkte genau dies die Eindringlichkeit zusätzlich. Den Höhepunkt bildete die Mittelpassage, wo die Streicher col legno und die anderen Instrumente weitgehend perkussiv spielten. Mit größter Zurückhaltung erklang der Text nur mehr geflüstert. Auch bei diesem Werk wäre der Abdruck des Textes eine willkommene „Hörhilfe“ gewesen.

Miniaturen


Zwei eher kürzere Werke waren Julien Jamets „6 Bagatellen“ und das „Largo“ von Antonis Adamopoulos. In diesen Werken experimentierten die Komponisten mit musikalischen Ideen und deren künstlerischer Gestaltung. Im Largo lenkte der vierstimmige Streichquartettsatz im Zusammenwirken mit der Pauke und dem Klavier die Aufmerksamkeit auf sich, denn diese Instrumentierung bot einige Anreize. Während der Streichquartettsatz in sich abgerundet wirkte, verströmten vor allem die Klavierpassage sowie die Wiederholung des Beginns den Charakter einer Studie.

Die „6 Bagatelles“ von Julien Jamet offerierten musikalische Gedanken, die in einer fein abgestimmten Instrumentierung zu hören waren. Besonders die zweite Bagatelle, mit den gegenläufigen Bewegungsmustern sowie die dritte, die sich in fein ziselierten Klangbändern entwickelte, und die obertonreichen Basstöne blieben in Erinnerung.

Gute durchdachte Verhältnisse


Michel van der Aa ist bereits als international erfolgreicher Komponist bekannt. Als „composer in residence“ war er bei der Sommerakademie auf Schloss Salem dabei. Von ihm wurde „Mask“ als österreichische Erstaufführung präsentiert. In diesem Werk hat sich Michel van der Aa unter anderem originell mit der Zeit in der Musik und dem was ist, wenn der Musik das Zeitmaß abhanden kommt, auseinandergesetzt. Schöne, auch effektvolle Sounds, wie das Herunterziehen eines Isolierbandes vom Tisch sowie elektronische Zuspielungen in Verbindung mit dem herkömmlichen Instrumentarium wirkten gut aufeinander abgestimmt und erzeugten reizvolle Querverbindungen und Klangfarbenspiele. Auffallend bei diesem kurzweiligen Werk war die gute Proportionierung der einzelnen Phrasierungsbögen.