Fouad Boussouf mit einer österreichischen Erstaufführung des Stückes „Fêu“ zu Gast beim „Bregenzer Frühling“ (Foto: Antoine Friboulet)
Silvia Thurner · 08. Dez 2013 · Musik

Zweiundvierzig Saiten und viel mehr – Das „CIA Seven on Six Guitar Ensemble“, das „CIA-Trio“ und mittendrin der Komponist und Pianist Peter Madsen boten ein fulminantes Konzertereignis

Es war ein lang geplantes Vorhaben von Peter Madsen, einmal für ein Gitarrenensemble zu komponieren. Im Laufe des vergangenen Jahres wurde aus der Idee Wirklichkeit und so konnte nun im Rahmen der Reihe Jazz& am Dornbirner Spielboden Premiere gefeiert werden. Der Wille, genau in diesem Moment für die Musik und für alle zusammen das Beste zu geben, war beim Auftritt des „CIA Seven on Six Guitar Ensemble“ zu spüren. In bester Spiellaune präsentierten die zehn Musiker das in mehrere Einheiten gegliederte Mammutwerk von Peter Madsen. Rhythmisch vertrackte und melodisch balladeske Passagen, unterschiedliche stilistische Ausdrucksarten und zahlreiche aufregende Soli fügten sich zu einem anspruchsvollen musikalischen Ganzen. Gute Unterhaltung bot darüber hinaus das „CIA Trio“ mit seiner individuellen Sicht auf Elvis Presley Songs.

Kein anderer Musiker und Komponist hat in den vergangenen Jahren die musikalische Szene in Vorarlberg so aufgemischt und bereichert wie Peter Madsen. Er ist ein origineller Impulsgeber, ideenreicher Klangforscher und Komponist, der unermüdlich für sich und aufgeschlossene MusikerInnen nach neuen Ufern sucht. Viele Musikerpersönlichkeiten hat der charismatische Lehrer bereits geprägt und in ihrer musikalischen Entwicklung in die richtigen Bahnen gelenkt. Ein weiterer Clou ist ihm mit dem „CIA Seven on Six Guitar Ensemble“ gelungen.

Inspirierend und abwechslungsreich


Für sieben Gitarren sowie Klavier, Kontrabass und Schlagzeug hat Peter Madsen mehrere Stücke geschrieben und diese zu einem Zyklus zusammengefasst. Am Spielboden stellte das neu formierte „CIA Seven on Six Guitar Ensemble“ mit Oliver Rath, Christian Bilgeri, Berndt Kühnel, Roger Szedalik, Michael Jörger, Markus Holzmaier, Gernot Häfele sowie Herwig Hammerl am Kontrabass, Andi Wettstein am Schlagzeug und Peter Madsen am Klavier den Werkzyklus vor. Gut ausgewählt waren die einzelnen Typen der E-Gitarren, denn den sieben Gitarristen waren individuelle Klang- und Stilcharaktere zugeschrieben. Der Kernpunkt des Werkes bestand in der Doppelfunktion des Gitarrenensembles. Durch die einheitliche Klanggebung agierte die siebenköpfige Gitarrengruppe einerseits als Einheit, die sich mit dem Klavier, dem Kontrabass und dem Schlagzeug wie in Quartettform musikalisch zusammenfügte und einen vielschichtigen Gegenpol zum Klavier darstellte. Andererseits ermöglichten die individuell agierenden Gitarristen unzählige Sound- und Variationsmöglichkeiten, die auch intensiv ausgekostet wurden.

Aufregende Sounds und ein tragfähiger Groove


Am spannendsten waren jene Passagen, in denen die Gitarristen mit großer Eigenverantwortung ihre Parts in parallel geführten rhythmischen und melodischen Schichtungen formierten. Aufgelöst wurden komplex angelegte Passagen mit Soli, die die Musik in unterschiedlichste stilistische Richtungen führten. Besondere Aufmerksamkeit lenkte Oliver Rath mit seinen Klangassoziationen auf sich, denn er erweiterte die Ausdruckspalette mit hohem Geräuschanteil sowie perkussiven Sounds. Die Freiräume zur Improvisation füllte jeder für sich und im Sinne des Ganzen fantasievoll aus. Ab und zu ergaben sich anregende Dialoge beziehungsweise Schlagabtausche zwischen den Ensemblepartnern. So entwickelte sich ein vielfarbiges musikalisches Panoptikum, das die Aufmerksamkeit immer wieder auf andere Aspekte des Werkes lenkte.

Weil aber die Zeit im zweiten Set schon ziemlich fortgeschritten war, nahmen die Aufnahmefähigkeit und der Reiz ab, die Feinheiten der Komposition wahrzunehmen. Deshalb war es gut, dass die Musik auch die Möglichkeit bot, sich einfach vom Groove und den voluminösen Sounds mitreißen zu lassen.

Elvis Presley als treibende Kraft


Im „CIA Trio“ ließen Peter Madsen (Klavier), Herwig Hammerl (Kontrabass) und Alfred Vogel (Perkussion) Elvis Presley hochleben. Peter Madsen hatte in bekannten Elvissongs wie „Jailhouse Rock“, „Suspicious Minds“, „Hound Dog“, „Don’t be Cruel“ nach musikalischen Wesenheiten gesucht und sich diese originell für sich zunutze gemacht. Er schrieb nicht konventionelle Arrangements, sondern eigenständige Kompositionen, denen die Elvis-Songs als Inspirationsquelle zugrunde lagen.

Alfred Vogel an den Perkussionsinstrumenten war in Hochform, er schuf Atmosphäre mit unterschiedlichsten Sounds, die er ideenreich in den musikalischen Fluss integrierte. Peter Madsens Kunst am Klavier ließ immer wieder aufhorchen, unter anderem blieben die harmonischen Patterns, die er in „Dont’t be Cruel“ durch den Tonraum driften ließ, besonders in Erinnerung. Herwig Hammerl am Kontrabass bot ein zuverlässiges Fundament. Weshalb jedoch einige Passagen unisono mit der Basslinie des Klaviers geführt wurden, blieb für mich eine offene Frage.

Begeisterung im Saal


Sympathisch und humorvoll moderierte Peter Madsen das Konzert, erzählte von seinen Ausgangsideen und erinnerte daran wie die legendären Elvis Filme nicht nur seine Samstagnachmittage retteten. Jubel gab’s im vollbesetzten Saal nach so viel geistreicher und packender Musik.