Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 25. Apr 2012 · Musik

Zwei Weltklassemusiker, die sich verstehen – Frank Braley und Gautier Capuçon beeindruckten mit ihrer beseelten und zugleich humorvollen Spielart

Bei der Schubertiade Hohenems musizierten die französischen Musiker Gautier Capuçon am Violoncello und Frank Braley am Klavier Werke von Beethoven, Schubert und Mendelssohn-Bartholdy. Ihr gutes Gespür füreinander ließ ausgeklügelte musikalische Dialoge und überraschende Wendungen entstehen. Während Gautier Capuçon vor allem in lyrischen Passagen sein Violoncello zum Singen brachte, lenkte die weiche und überaus differenzierte Anschlagskultur von Frank Braley die Aufmerksamkeit auf sich.

Ludwig van Beethovens Sonate in g-Moll, op. 5/2 ist auch in kompositionshistorischer Hinsicht interessant, weil hier erstmals die Stimmen des Violoncellos und des Klaviers als gleichberechtigte Partner geführt sind. Genau dieses Moment betonten die beiden Musiker in ihrer Interpretation, sodass die motivischen Frage- und Antwortspiele gut ausgelotet erklangen. Die Pausen dienten als austarierte Ruhepole, die Räume für jeweils neue Ideen öffneten. An diesen Wendepunkten wurde unter anderem deutlich, dass die beiden Kammermusikpartner im Hinblick auf ihre Musizierhaltung gut zueinander passen. Trotzdem war abschnittweise der Klavierpart im Vergleich zum Celloklang etwas zu dominant.

Immer wieder schön

In der berühmten „Arpeggione-Sonate“ von Franz Schubert begeisterte vor allem die Spielart des Pianisten Frank Braley. Er modulierte die Stimmführungen mit einer beeindruckenden Natürlichkeit, sodass die harmonischen Fortschreitungen und die Intervallbeziehungen zueinander schön zur Geltung kamen. Dynamisch ausdifferenziert und mit einem warmen und zugleich satten Celloklang musizierte Gautier Capuçon. Allerdings gab er einigen Passagen im ersten Satz, verstärkt durch sein auffälliges Atmen, eine unnötige inhaltliche Schwere. Die Deutung des Adagios stellte den Höhepunkt des Abends dar. Darin entfalteten die Tonlinien ein eigenständiges Innenleben. Mit einem kristallinen Klang und feinsinnigen Pianissimo wurden Seufzermotive und lyrische Passagen ausgebreitet.

Fein ziseliert und kraftvoll gedeutet

Felix Mendelssohn-Bartholdys Sonate, op. 58 spielten die Duopartner mit Esprit und mitreißender Spielfreude. Jedem Ton verliehen sie ihre eigene Individualität und gleichzeitig musizierten sie mit orchestraler Strahlkraft in den tiefen Registern. Die Klanggebung und die Pizzicati im Allegretto scherzando unterstrichen unter anderem die kauzige Wirkung der Musik.

In der solistischen Einleitung des Adagios kam die herausragende Qualität des Pianisten Frank Braley noch einmal zur Geltung. Perlend und mit einer ausgewogenen Gewichtung innerhalb der einzelnen Akkordzerlegungen schuf der Pianist ein in sich stimmiges musikalisches Gefüge, in dem der harmonische Unterbau beeindruckend herausgeformt erklang. Schön verschmolzen wurde diese Passage mit der Cellostimme. Den Finalsatz breiteten Gautier Capuçon und Frank Braley mit brillanter Stimmführung aus.

Das Publikum applaudierte frenetisch und in ausgelassener Stimmung im schönen Ambiente des Markus-Sittikus-Saales.