Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Peter Bader · 21. Apr 2012 · Musik

Zugängliche Kompositionen mit Tiefgang

Für Begeisterung sorgte am Freitagabend das Carla Bley Trio im sehr gut besuchten Dornbirner Spielboden im Rahmen der Jazz&-Reihe.

Peter Füßl zeigte sich in seinen einführenden Worten hoch erfreut: Heute Abend erfülle sich ein Traum für ihn, denn seit vierzehn Jahren versuche er, „das Carla Bley Trio hierher zu bekommen.“ – Bley, diese Ikone des zeitgemäßen Jazz. Und so wurde das Erscheinen der amerikanischen, 1938 geborenen Pianistin, Komponistin, Arrangeurin und Bandleaderin Carla Bley und ihrer zwei musikalischen Weggefährten Steve Swallow (semiakustischer Bass) und Andy Sheppard (Saxophone) auf der Bühne mit entsprechenden Auftrittsapplaus gewürdigt.

Große Ruhe, Ausgewogenheit und Unaufgeregtheit

Schon mit dem Opener, der dreiteiligen Suite „Wildlife“, wurde die Gangart der zwei Sets definiert. Ausgeschriebene Musik, die von den Notenblättern gelesen wurde. Gut klingende Arrangements, die den Ausführenden viel Platz ließen. Die drei Parts dieser Komposition Bleys – „Horns“, „Paws without claws“ und „Sex with birds“ – bestachen dabei durch Klangschönheit, Unaufdringlichkeit und ironischen Geist. Eine Komposition ohne große Dynamikstufen; Musik, die durch große Ruhe, Ausgewogenheit und Unaufgeregtheit überzeugte und mit viel Beifall quittiert wurde. Das Trio vermochte dabei auch ohne Schlagzeug zu grooven. Die Figuren, die von Klavier, Bass und Sopran-Saxophon gespielt wurden, waren hierbei präzise ineinander verzahnt. Sheppards Solo war virtuos und schön, Bley blieb in ihrem Comping am Seiler-Flügel genauso klar und einfach wie in ihrem Solo. Sie sang die Töne still mit. Spielte zurückhaltend. Reduziert auf das Wesentliche. Fast schüchtern. Schüchtern wie ihre Worte an diesem Abend, wenn sie vorsichtig ans Mikrofon trat. Bedachtsam war auch ihr Solo im zweiten Stück „Sidewinders in paradise“, mit Achtelnoten als kleinstem Notenwert bei mäßigem Tempo, denn wirkliche Fingerfertigkeit oder gar Virtuosität ließ Bleys Handicap, eine quälende Arthritis, nicht zu.

„We are still learning it“

Thelonious Monks Blues „Mr. Misterioso“ war die einzige Nummer an diesem Freitagabend, die nicht aus der Feder Bleys stammte. Weltberühmtes Fremdmaterial, dem allerdings durch das Arrangement Bleys Stempel aufgedrückt wurde. Sheppard steuerte ein virtuoses Tenorsaxophon-Solo bei. Das neueste Stück war laut Swallow „Local okra“; humorvoll gab er zu: „We are still learning it“.

Immer wieder Applaus. Auch für Swallows Solo-Kunst auf dem fünfsaitigen semiakustischen Bass. Etwa bei der Nummer mit dem witzigen Titel „The girl who cried champagne“.

Langanhaltender Beifall. Eine Zugabe: „Utviklingssang“.