Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 07. Nov 2014 · Musik

Wenn unterschiedliche Musikstile eine kreative Verbindung miteinander eingehen – Die „Lautten Compagney“ begeisterte mit „timeless“ bei Dornbirn Klassik

Vor vier Jahren wurde das Ensemble für Alte Musik, die „Lautten Compagney“, mit einem Echo Award für das Projekt „timeless“ ausgezeichnet. Seit damals spielen die sympathischen Musiker aus Berlin quer durch die Lande dieses außergewöhnliche Konzertprogramm, bei dem Musik der Gegenwart und des Barock zueinander in Beziehung gestellt werden. Im Rahmen von „Dornbirn Klassik“ gastierte die „Lautten Compagney“ im Kulturhaus Dornbirn und zog auch hier das Publikum in ihren Bann.

In „timeless“ verknüpfte Wolfgang Katschner, kreativer Kopf der „Lauten Compagney“, die musikalischen Welten von Philip Glass und Tarquinio Merula und stellte ungewöhnliche Querverbindungen her. Faszinierend an dieser Konzertdramaturgie ist, dass nie der musikalische Effekt im Vordergrund steht, sondern die innermusikalischen Zusammenhänge zwischen den unterschiedlichen Werken zu Tage gefördert werden. Wie ähnlich die musikalische Fortschreitung in Imitationsmustern und Wiederholungen zwischen minimalistischer und barocker Musik ist, kristallisierte sich in zahlreichen Passagen heraus und bot vielerlei Anreize beim Hören.

Ein weiterer Clou dieses Projektes bestand darin, dass zu den Streichern (Birgit Schnurpfeil und Andreas Pfaff, Violine; Ulrike Paetz, Viola; Ulrike Becker, Violoncello; Annette Rheinfurth, Kontrabass) sowie zu Laute und Theorbe (Andreas Nachtsheim und Hans-Werner Apel) eine Marimba (Peter A. Bauer) und ein Saxofon (Karola Elßner) hinzugefügt worden sind. Nebenbei bestätigte sich auch bei diesen Darbietungen wie gut das Saxofon mit den Streichern harmoniert und überdies imaginierte der Saxofonklang die menschliche Stimme hervorragend. Ganz im Sinne des Erfinders Adolphe Sax, der genau am 6. November vor 200 Jahren geboren worden ist.

Aus einem Guss


Die engagierte Spielfreude, die wirkungsvollen Kombinationen der Instrumente und die kluge Aufeinanderfolge der Werke von Philip Glass und  Tarquinio Merula bewirkten eine Spannung, die von Anfang bis Ende hielt. Zahlreiche Anregungen lieferten die aufmerksam aufeinander hörenden und interagierenden Musikerinnen und Musiker. Vor allem Peter A. Bauer an den Perkussionsinstrumenten und Karola Elßner an den unterschiedlich großen Saxofonen lenkten immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich. Beispielsweise im Ballo detto Polliccio, wo die variantenreiche Perkussion stets die rhythmische Phrasierung der Streicher betonte. Dies führte zu einer virtuosen Steigerung. Die Verdichtung und Aufhellung der Klangflächen in „Facades“ setzte schöne Akzente zwischen die Patterns der Streicher und die melodische Linie des Saxofons. So entwickelten sich in vielen Passagen spielerische und klangsinnliche Passagen. Am markantesten wirkte der Kontrast zwischen der Canzona „La Lusignola“ und der „Melody for Saxophone Nr. 10“, die Karola Elßner resolut in den Raum stellte und damit wohl viele Zuhörende zum Schmunzeln brachte. Dass der Komponist Philip Glass auch ein offenes Ohr für Alltags- und Naturgeräusche hat, kam im Opening von „Glassworks“ schön zum Ausdruck.

Korrespondenzen ausfindig gemacht


Den Höhepunkt des Abends stellte die Aufeinanderfolge von Glass’ „Video Dream“ und Merulas „Sonata cromatica“ dar. Auch das Spiel mit Energieverläufen, Impulsen und ‚Ausschwingvorgängen’ zelebrierten die Ensemblemusiker höchst wirkungsvoll. Und zum Schluss hin vermischten sich die Spielarten zwischen barockem Ausdrucksgestus und jazziger Phrasierung immer mehr. Die Konzertbesucher reagierten begeistert und das Ensemble konnte sich über einen regen CD-Verkauf ihres ausgezeichneten Musikprojektes freuen.