Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 21. Aug 2011 · Musik

Wenn Solisten der Musik den Rang ablaufen – beim Porträtkonzert mit Werken von Judith Weir wurde in erster Linie der Pianist Aaron Pilsan gefeiert

Zum Abschluss der diesjährigen Bregenzer Festspiele stand noch einmal die britische Komponistin Judith Weir mit einigen ihrer Werke im Zentrum. Das Symphonieorchester Vorarlberg unter der Leitung von Nicholas Collon musizierte im Theater am Kornmarkt ihr Klavierkonzert sowie den Liederzyklus „Woman.Life.Song“. Beim Publikum weckten jedoch die dargebotenen Kompositionen weit weniger Interesse als der junge Dornbirner Pianist Aaron Pilsan, der den Solopart souverän spielte.

Im Klavierkonzert von Judith Weir wurden unterschiedliche Arten der Kontaktaufnahme des Solisten mit dem aus neun Streichern bestehenden Ensemble und deren Reaktionen darauf ausgelotet. Im langsamen Mittelteil übernahm der Klavierpart die Vorreiterrolle und setzte mit kraftvollen Tonaggregaten Impulse frei, die jeweils unterschiedliche melodische Floskeln der Streicher nach sich zogen. Über weite Strecken war die Musik tonal angelegt, modale Klangfelder und ein romantischer Gestus bestimmten die Musik. Erst im Finale, mit girlandenartigen Läufen entwickelten sich auch gegenläufige Bewegungsmuster, so dass sowohl das Klavier als auch die Streicher ein Eigenleben entwickelten. Der virtuose Habitus wurde durch einen offenen Schluss originell in Frage gestellt.

Aaron Pilsan belebte die im Grundcharaker eher schwerfällige Musik, in dem er mit seiner differenzierten Anschlagskultur unterschiedliche Kraftfelder erzeugte und diese zueinander in Beziehung stellte. Aufmerksam unterstützten ihn die EnsemblemusikerInnen.

Die geistreiche Spieltechnik von Aaron Pilsan machte sogar das Stück „The Art of Touching the Keyboard“, das wie eine Kompositionsstudie angelegt war, zu einem anregenden Hörerlebnis.

Lebensbilder

Die Erwartungen an den Liederzyklus „woman.life.song“ waren hoch gesteckt, weil diese Komposition in enger Zusammenarbeit und im Auftrag der Mezzosopranistin Jessey Norman entstanden ist. Sehr kurzfristig konnte die Mezzosopranistin Rowan Hellier als Solistin engagiert werden, die anstelle von Tania Kross den anspruchsvollen Solopart gestaltete. Sie bewältigte die Herausforderung gut und verlieh den Liedern eine individuelle Note. Die Musik von Judith Weir unterstützte die Atmosphäre der Textvorlagen von Maya Angelou, Clarissa Pinkola Estés und Toni Morrison. Vor allem das ungewöhnliche Instrumentarium, unter anderem mit Gitarre und Röhrenglocken, Conga, Glockenspiel und Vibraphon verliehen der Musik einen farbenreichen Touch und untermalten die Inhalte der Liedtexte. Im Mittelpunkt stand der Abschied der Protagonistin von ihrer verstorbenen Mutter. Vorwärtsdrängende Rhythmen, die Gesangslinie und farbenreich instrumentierte melodische Floskeln entfalteten emotionale musikalische Bilder, die auch eine spirituelle Weltsicht zum Ausdruck brachten.

Nicholas Collon dirigierte das klein besetzte Symphonieorchester Vorarlberg mit großen Gesten. Klar in seiner Diktion führte er Aaron Pilsan und Rowan Hellier im Zusammenwirken mit den OrchestermusikerInnen zu einer ausgewogenen Klangbalance.