Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 13. Dez 2010 · Musik

Wahre Gefühle passen nicht in einen Koffer - Die Musik der jugendlichen MusikerInnen des "Bochabela String Orchestra" aus Südafrika war eine enorme Bereicherung

Das „Bochabela String Orchestra“ begeisterte in den vergangenen zehn Tagen viele hundert Konzertbesucher in Vorarlberg. In ausverkauften Sälen beflügelten die afrikanischen MusikerInnen, die auf Einladung von Klaus Christa im Land gastierten, die Sinne all jener, die die Begegnung mit diesen außerordentlichen Jugendlichen machten. Sie stammen aus den Slums von Bloemfontain und wurden aus diesen vom Orchestergründer und -leiter Peter Guy heraus geholt, um ein Streichinstrument zu lernen. Die zweiundzwanzig MusikerInnen spielten mit bewundernswerter Ausdruckskraft im ersten Teil ein klassisches Repertoire. Der zweite Konzertteil war der afrikanischen Folkmusik gewidmet. Diese Darbietungen lockten die Zuhörer aus der Reserve. Begeisterung machte sich im Hittisauer Ritter von Bergmann Saal breit. Frenetisch wurden die jungen Künstler gefeiert.

„Das ist die positive Seite der Globalisierung“, sagte Klaus Christa, als er über seine Begegnung und das Zusammenwirken mit diesem außerordentlichen Streichorchester erzählte. Seit drei Jahren leitet der in Vorarlberg bekannte Bratschist als Faculty staff member Meisterkurse in Südafrika. Dort lernte er das "Bochabela String Orchestra" und Peter Guy kennen, der das Orchester im Jahr 1998 gegründet hatte. Über fünfhundert Kinder und Jugendliche aus den Townships erhalten nun Musikunterricht und entfalten mit der Musik ihre ganze Persönlichkeit. Dabei ist der Orchesterleiter, der seinen renommierten Orchesterposten als Kontrabassist zugunsten der bedürftigen Kinder und Jugendlichen an den Nagel gehängt hat, gleichzeitig auch Busfahrer und Instrumentenbauer.

Besinnliches

Das Jugendorchester eröffnete den Abend mit der Ouvertüre aus Händels "Messias" und machte dabei klar, dass sie mit ihrem interpretatorischen Zugang vor allem aus ruhenden Polen die Energie für die schnellen Abschnitte heraus kristallisieren können. Einige MusikerInnen traten anschließend als Solisten aus den Orchesterreihen hervor. Den zweiten Satz aus Bachs Doppelkonzert für zwei Violinen und Orchester in d-moll musizierten Stella Benbooi und Kamo Magau als Solistinnen gehaltvoll. Dann versetzte der Bratschist Kgaugelo Mpyane die KonzertbesucherInnen in Staunen, als er die Tenorarie aus dem „So ihr mich von ganzem Herzen suchet“ aus Mendelssohn-Bartholdys Oratorium „Elias“ sang.

Eine Entdeckung

Den besinnlichen ersten Teil beendeten die Orchestermusiker mit Klaus Christa als Solisten. Dieser hatte ein ganz besonderes Werk einstudiert: „In Memoriam an den Holocaust“ des ungarischen Komponisten Ödön Pártos. Die verinnerlichte Musik gestalteten Klaus Christa an der Bratsche und das Orchester mit einer expressiven Tonsprache, die erzählende Episoden beinhaltete und zum Ende hin das Prinzip Hoffnung mit aufhellenden Akkorden zum Klingen brachte.

Lebensfreude

Den zweiten Konzertteil widmeten die Jugendlichen der Folkmusik Südafrikas. Musiziert wurden Stücke und Songs, die bereits die Großeltern gekannt und gesungen hatten. Die positive Energie der mitreißend spielenden und tanzenden MusikerInnen übertrug sich auf das Publikum. Kaum ein Fuß, der nicht mitwippte und wohl kein Mensch im Saal blieb unberührt von den Jugendlichen, die den Rhythmus und die Musik im Blut haben. Spontan und ungekünstelt brachten sie ihre Lebensfreude zum Ausdruck. Ihrer Begeisterung am gemeinsamen Tun ließen sie freien Lauf.

Hohes Niveau

Bemerkenswert war das hohe musikalische Niveau, mit dem musiziert wurde. Dabei wirkte sich die gute Klangkultur, die sich das "Bochabela Orchestra" mit klassischen Werken erarbeitet hatte, sehr positiv auf das Spiel der traditionellen Musik aus. Im Mittelpunkt standen die Songs, die die Sängerin Keikantseng Lesenyego mit viel Gefühl und Aussagekraft formte, besonders in Erinnerung blieben dabei „Tlhapi ke Noga“ und „Pata Pata“

Eine Bereicherung für alle

Während ihres zehntägigen Aufenthalts in Vorarlberg gab es für die Jugendlichen zahlreiche Begegnungen. In einem Workshop mit Evelyn Fink-Mennel wurde Jodeln gelernt, ein Workshop in Au sowie ein Nikolausmusizieren im Bahnhof Andelsbuch und zahlreiche weitere Veranstaltungen boten Gelegenheit, sich auszutauschen. Die Konzerte des "Bochabela String Orchestras" im Dornbirner Kulturhaus sowie im Rahmen von „musik in der pforte“ in Feldkirch stießen auf enormes Publikumsinteresse und fanden vor ausverkauften Häusern statt. Für die kulturelle Szene in Vorarlberg war das Wirken des „Bochabela String Orchestra“ eine Bereicherung und ein großer Erfolg für die jungen MusikerInnen und Peter Guy.