Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Silvia Thurner · 28. Mär 2011 · Musik

Von der Musik getragen – Die Aufführung des „Canto ostinato“ von Simeon ten Holt mit den Pianisten Johannes Wohlgenannt-Zincke und Stefan Eder beglückte die Einen und langweilte die Anderen

Johannes Wohlgenannt Zincke und Stefan Eder luden zur Aufführung des berühmten Klavierwerkes „Canto ostinato“ in die Villa Falkenhort. Die beiden Pianisten musizierten an zwei Klavieren mit höchster Konzentration. Das minimalistische Werk des niederländischen Komponisten Simeon ten Holt nahm die ZuhörerInnen im voll besetzten Douglass-Saal mit auf eine Reise der allmählichen Veränderungen. Doch im Laufe der Zeit driftete der musikalische Fluss ab und blieb stecken in einer allzu beliebig wirkenden "Ballade".

Johannes Wohlgenannt-Zincke eröffnete den Abend mit bemerkenswerten Worten. Er habe seit Jahren versucht in Vorarlberg einen Veranstalter zu finden, der die Aufführung dieses eineinhalbstündigen Werkes auf das Programm setzt. Bis jetzt wurde stets abgelehnt mit der Bemerkung, dass für ein derartiges Werk kein Publikum zu gewinnen sei. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass das Konzert in der Villa Falkenhorst ausverkauft war. Für Johannes Wohlgenannt-Zincke war es nach Jahren ein Heimspiel, denn er stammt aus Ludesch, lebt aber seit Jahren als Komponist und Pianist in Niederösterreich.

Nuancenreiches Zusammenwirken

Simeon ten Holts Klavierwerk für ein oder mehrere Klaviere hat in den Niederlanden seit seiner Entstehung 1979 Kultstatus. Der Komponist verfasste eine minimalistische Musik, die den Interpreten jedoch Freiraum für die persönliche Gestaltung lässt. Johannes Wohlgenannt-Zincke und sein Klavierpartner Stefan Eder aus Dresden spielten mit viel Kontakt und Einverständnis zueinander. Auf diese Weise gestalteten sie die Musik detailliert aus, ineinander verzahnte Tonfloskeln spiegelten sich nuancenreich wieder. Vor allem die gut ausbalancierte Anschlagskultur ermöglichte es den beiden Interpreten, flächig ineinander fließende Passagen eindrucksvoll zu formen. Vor allem das erste Drittel der Komposition wirkte mit wechselnden Ausdrucksmustern anregend. Die Pianisten loteten die Proportionen der einzelnen Passagen gut aus. Immer dann, wenn sich das Klangmaterial zu erschöpfen schien, führten sie eine neue musikalische Facette ein. Rhythmisierungen und Akzente sowie die ganze Palette an dynamischen Möglichkeiten wurden ausgeschöpft. Die beiden kommunizierten gut miteinander und die Freude am gemeinsamen Gestalten war spürbar.

Endlosschleifen

Im mittleren Teil der eineinhalbstündigen Aufführung transformierte die Musik in eine romantische Melodie mit dem Charakter einer Popballade. Eingängige Modulationen, Fadeouts und Übergangsphrasen gliederten die musikalischen Felder. Ab diesem Zeitpunkt wirkte die Musik auf mich eher langatmig. Johannes Wohlgenannt-Zincke und Stefan Eder kamen nicht mehr von der schwelgerischen Melodie los, wiederholten sie in unterschiedlichen harmonischen und dynamischen Stufen immer wieder. Zwischendurch streuten die Pianisten zwar reizvolle Ideen ein, vor allem als die Melodie quasi zergliedert wurde. Jedoch gab es im abschließenden Drittel des „Canto ostinato“ wenige musikalische Anreize. Der Schluss signalisierte dann auch die Beliebigkeit, die der Musikdarbietung anhaftete. Der musikalische Fluss wurde unvermittelt zum Stillstand gebracht.
Als Mittel zur Meditation ist diese Musik gut geeignet, rein musikalisch beinhaltet sie für eine eineinhalbstündige Performance eher wenig Substanz.