Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 02. Nov 2016 · Musik

Vom Zauber der „Sprache in Tönen“ – Der allseits geschätzte und beliebte Musiker und Pädagoge Eugen Bertel ist im Alter von 48 Jahren gestorben

Der Flötist Eugen Bertel war in der Vorarlberger Musikszene fest verankert. Seit 1998 unterrichtete er am Landeskonservatorium, er war Soloflötist beim Symphonieorchester Vorarlberg sowie als Kammermusiker vor allem im Duo mit Alexander Swete erfolgreich. Unter anderem musizierte er mit dem Klarinettisten Martin Schelling und dem Fagottisten Allen Smith im Trio. Viele junge Musikerinnen und Musiker hat Eugen Bertel mit seiner freundschaftlichen pädagogischen Begleitung geprägt und ihnen die Begeisterung für die Musik weiter gegeben. Zahlreiche Impulse setzte er mit stets herausragenden Auftritten, sowohl als erster Flötist in den Reihen des Symphonieorchesters als auch als Kammermusiker. Eugen Bertels Wirken wird fehlen. Trost bringen viele eindrückliche Spuren, die er hinterlässt und die noch lange nachklingen werden.

„Ich liebe es und finde es von Tag zu Tag erneut spannend, meinen eigenen, ganz persönlichen Klang zu finden und ihn zu färben“, sagte Eugen Bertel in einem Gespräch anlässlich seines Auftrittes als Solist mit dem Symphonieorchester Vorarlberg im Mai 2014. „Ich hatte in den vergangenen Jahren schon einige Male die Ehre, mit dem SOV solistisch aufzutreten und jedes Mal waren es wunderbare Glücksgefühle, die mich während der Proben und Konzerte begleitet haben.“

Fünfundzwanzig Jahre lang war er Soloflötist des Vorarlberger Symphonieorchesters. Als persönliche Höhepunkte bezeichnete Eugen Bertel drei Produktionen mit Persönlichkeiten, die die Orchestergeschichte bisher geprägt haben und prägen, nämlich Mahlers „Lied von der Erde“ mit Christoph Eberle, Debussys „Prélude à l’après-midi“ mit Kirill Petrenko und Haydns „Die Schöpfung“ mit Gérard Korsten.

Ein sinnliches Klangempfinden sowie eine virtuose Leichtigkeit zeichnete das stets authentische Spiel von Eugen Bertel aus. Eine besondere Liebe pflegte der Flötist zum französischen Impressionismus, denn diese musikalische Stilrichtung lässt der Flöte eine bevorzugte Stellung im Orchester und in der Kammermusik zuteil werden.

Liebe zur Kammermusik

Mit dem Gitarristen Alexander Swete verband Eugen Bertel eine langjährige Künstlerfreundschaft, gemeinsam und im Trio mit Daniel Sepec haben sie CDs eingespielt. „Seit Beginn unserer Konzerttätigkeit hat uns das Spiel klassischer und frühromantischer Werke immer begleitet, parallel dazu haben wir immer auch gerne Werke der Moderne interpretiert“, erzählte Eugen Bertel.

Im Austausch mit den Komponisten

Offen und mit großem Interesse beobachtete Eugen Bertel auch die zeitgenössische Musik aus Vorarlberg. Er war als Gründungsmitglied des „ensemble plus“ bei zahlreichen Produktionen dabei und spielte auch eine CD mit Werken des französischen Impressionismus ein.

2013 brachte er mit einem Ensemble des Landeskonservatoriums das „Stück für Ensemble“ von Gerald Futscher auf die Bühne. Darüber hinaus spielte er den Flötenpart in der „Yunus Emre Suite“ von Murat Üstün und brachte das Solowerk „Odem“ von Wolfgang Lindner zur Uraufführung. „Die Arbeit mit zeitgenössischen Komponisten ist für mich in mehrerlei Hinsicht von Bedeutung und ich finde es sehr wertvoll, sich mit dem ‚Urheber’ auszutauschen und letztlich nicht nur für das jeweilige Werk, sondern für alle anderen Stile zu profitieren“, lautete Eugen Bertels Überzeugung.

Begeisterung für das Handwerk

Als Pädagoge war Eugen Bertel auch im Verein „Syrinx“, einer Plattform für Flötisten, tätig. Darin sah er auch eine Herausforderung für die Ausbildung, „und da mache ich bewusst keinen Unterschied zwischen Musikschulen und höheren Instituten“, betonte Bertel. Denn es geht in erster Linie darum, „den jungen Menschen die Begeisterung für die Musik und den Zauber der ‚Sprache in Tönen’ nahezubringen und dabei das nötige Handwerk jederzeit im Blickfeld zu haben.“

Künstlerbiografie
Eugen Bertel absolvierte seine Studien am Landeskonservatorium Feldkirch bei Prof. Herbert Baumgartner, an der Musikhochschule Wien bei Prof. Wolfgang Schulz und besuchte Meisterkurse u.a. bei Aurèle Nicolet, Maxence Larrieu, Peter-Lukas Graf, Andras Adorjan.
Er war Soloflötist des Symphonieorchesters Vorarlberg und wirkte als Soloflötist bei den Orchestern der Wiener Kammerphilharmonie und der Camerata Salzburg. Zahlreiche CD-Produktionen dokumentieren sein intensives Schaffen. Kammermusikalische konzertierte er u.a. mit Alexander Swete (Git), Daniel Sepec (Vl), Christopher Hinterhuber (Kl). Er gab Meisterkurse in Österreich, Spanien, Frankreich und den USA.

CD-Tipps:
„Giuliani - Carulli – Schubert“, music for flute, violin and guitar / Alexander Swete ; Eugen Bertel, VMS/Zappel Music 2009

„Impressionen“, Werke für Flöte ; Roussel, Debussy, Francaix, Jolivet / Ensemble Plus ; Eugen Bertel, Karlsruhe Amphion Records 2002