Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 26. Apr 2016 · Musik

Virtuoser Glanz und natürliche Sinnlichkeit – Bewunderung für die Geigerin Elisso Gogibedaschwili und die Janáček Philharmonie Ostrau

Vorarlberg ist reich an herausragenden jungen Musikerinnen und Musikern, die international viel Beachtung finden. Dazu gehört auch die in Lustenau lebende Geigerin Elisso Gogibedaschwili. Mit ihrer Musikalität und Ausdruckskraft zieht sie die Zuhörenden in ihren Bann. So geschehen auch im Rahmen des fünften Abonnementkonzertes, wo die erst Sechszehnjährige mit der Janáček Philharmonie Ostrau unter der Leitung von Heiko Mathias Förster das D-Dur Violinkonzert von Johannes Brahms interpretierte.

Elisso Gogibedaschwili spielte Brahms' Violinkonzert mit einer Selbstverständlichkeit, die wohl alle im Dornbirner Kulturhaus in bewunderndes Staunen versetzte. Das technisch höchst anspruchsvolle Werk verlangt nicht nur eine große Fingerfertigkeit und flexible Bogenführung, zum Leben erwacht diese Musik erst, wenn ihr Ausdruck und Gefühl verliehen wird. Und genau diese Kraft und Musikalität besitzt die junge Geigerin.

Gute Partner


Wunderbar ausgeglichen in der Tongebung und mit viel Emotion gestaltete Elisso Gogibedaschwili ihren Part. Die Themen formte sie transparent, mit einer guten Intonation bis in die höchsten Lagen und spannenden Phrasierungsbögen. Gleich das erste Thema modellierte die zarte Musikerin mit einem energischen Zugriff. Die Gegensätze der Themengruppen lotete sie mit viel Gespür aus, sodass eruptive Passagen in einem schönen Wechselspiel mit lyrischen Feldern erklangen. In zahlreichen Passagen ließ sie Solistin aufhorchen, wenn sie beispielweise aus wirbelnden Akkordzerlegungen beziehungsreiche Verlangsamungsprozesse herauskristallisierte. Die Aufmerksamkeit lenkten auch die Dialoge zwischen dem Solo- und dem Orchesterpart im feinsinnig entfalteten Adagio auf sich. Wie kraftvoll es Elisso Gogibedaschwili versteht, Themen markant zu artikulieren und resolut in den Raum zu stellen, zeigte sich am besten im straff ausformulierten Finalsatz.

Töne zum Leuchten gebracht


Elisso Gogibedaschwili wirkt auf der Bühne sehr natürlich und strahlt eine sympathische Bescheidenheit aus. Sie hört sich selbst zu und es ist erlebbar, dass sie die Musik nicht nur mit einer bewundernswerten Technik, sondern mit einer außergewöhnlichen Musikalität formt. So war das Spiel der jungen Musikerin vom ersten bis zum letzten Ton glaubhaft. Die „Janácek Philharmonie Ostrau“ trug die Solistin sensibel und verlieh ihr Raum, dazu formten die Musiker den symphonisch angelegten Orchesterpart ausgewogen und leidenschaftlich aus.

Mit stürmischem Applaus dankte das Publikum für die bewundernswerte Werkdeutung. Noch einmal in Staunen versetzte Elisso Gogibedaschwili die Zuhörenden mit dem vierten Satz aus der zweiten Sonate von Eugène Ysaye. In „Les Furies“ ließ sie ihren Bogen über die Saiten tanzen und brachte arpeggierende und col legno gespielte Klänge zum Leuchten. Auf die weitere Karriere der sympathischen Musikerin darf man sich freuen.

Wärme böhmischer Musik


Heiko Mathias Förster und die „Janácek Philharmonie Ostrau“ wendeten sich anschließend Antonin Dvoraks Sinfonie Nr. 8 in G-Dur zu und boten auch mit dieser Interpretation beste Unterhaltung. Das mitteilsame Werk entfalteten die Musiker mit viel Elan und großer Spielfreude. Vom Dunkel zum Licht führte der melodische Fluss im Eröffnungssatz, um dann in eine naturhafte Stimmung umzuschwenken. Mit einem warmen Gesamtklang und über einem guten Fundament der tiefen Streicher erklang das Adagio. Den dritten Satz, eine Reminiszenz an Peter I. Tschaikowsky, spielte das Orchester ebenfalls mit Esprit. Doch hier zeigte sich auch, dass der Werkdeutung in einem gewissen Sinne die innere Ruhe fehlte. Besonders in Übergangsphasen vom Forte hin zu beschaulicheren Klangfeldern verlief der Duktus nicht immer ebenmäßig. Große Gesten stellte das Orchester im Finalsatz in den Raum. Hier wurden die Motive in den einzelnen Stimmgruppen vielfarbig herauskristallisiert, sodass die Linienführungen der Musik ein klares Profil verliehen.

Engagiert und mit prägnanter Gestik leitete der Chefdirigent Heiko Mathias Förster die Orchestermusiker. Das Flair und die Wärme böhmischer Musik brachte die „Janáček Philharmonie Ostrau“ mit Antonin Dvoraks „Slawischem Tanz“, op. 71/1 nach Dornbirn.