Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 11. Mär 2013 · Musik

Virtuose Dialoge und aktives Aufeinanderhören – Natalia Ladstätter und Daniel Schneidt stehen am Beginn ihrer Karriere und sind doch schon mitten drin

Berühmte Werke der Literatur für Violine und Klavier wählten die Geigerin Natalia Ladstätter und ihr Klavierpartner Daniel Schneidt für ein Kammerkonzert im Theater Kosmos. Virtuos gestalteten sie die Violinsonate KV 526 von W. A. Mozart sowie die Sonate in A-Dur von César Franck aus. Den Höhepunkt des Abends bildete Sergej Prokofjews Violinsonate op. 80, weil dieses Werk der leidenschaftlich bewegten und impulsiven Aussagekraft der beiden jungen Musikern am meisten Spielraum gewährte.

Die unterschiedlich angelegten Teile der Prokofjew-Sonate mit dem bedrohlich dunklen Beginn, suchenden Gesten in der Violine und aufgewühlten Trillermotiven bildeten einleitend die Grundlage für ein intensives Miteinander zwischen der Geigerin und dem Pianisten. Diesem folgten in einem schreitenden Grundduktus sowie energetisch ausgeschöpften, parallel geführten Passagen ein gewichtiger Klanggrund und ein sphärisches Schweben der Geigenstimme. Natalia Ladstätter und Daniel Schneidt entwickelten den musikalischen Fluss in guter Übereinstimmung und Kommunikation zueinander. So kam auch der mit Nachdruck in den Raum gestellte Finalsatz voll zur Geltung.

Leichtigkeit und Leidenschaft

Natalia Ladstätter ist vielen VorarlbergerInnen als besonders begabte Geigerin bekannt. Seit 2009 studiert die vierundzwanzigjährige Musikerin in Berlin. Als Solistin im Theater Kosmos beeindruckte sie durch ihre feinsinnige Ausstrahlung, virtuos gesetzte Passagen erklangen mit einer bewundernswerten Leichtigkeit. Leidenschaftlich bewegt agierte sie in langsamen und vor allem expressiven Passagen, die mit Empathie aus dem Notentext in die musikalische Gestalt transferiert wurden. Der deutsche Pianist Daniel Schneidt  war Natalia Ladstätter ein ebenbürtiger Partner, der sich durch sein aktives Hören auf seine Violinpartnerin auszeichnete. Deshalb ist es gut nachvollziehbar, dass Daniel Schneidt unter anderem Unterricht in Liedinterpretation erhält.

Romantische Lesart

Die berühmte Violinsonate in A-Dur von César Franck ist eine romantisch angelegte Komposition, die die beiden Musiker mit leidenschaftlichem Ausdruck ausbreiteten. Das Duo spielte in einem energetischen Fluss, der die motivischen inhaltlichen Klammern zwischen den einzelnen Satzteilen transparent herauskristallisierte. Zum Schluss hin wurde die Intensität noch einmal gesteigert und die in großen Bögen geführten Themen der beiden Instrumente wirkungsvoll verwoben.

Zwei, die etwas zu sagen haben

Die Violinsonate Nr. 34 in A-Dur von KV 526 von Wolfgang Amadeus Mozart ergänzte die beeindruckende künstlerische Visitenkarte von Natalia Ladstätter und Daniel Schneidt gut. Das konzertant angelegte Werk interpretierten sie gekonnt, allerdings kamen die für Mozart so typisch aus einem rhetorischen Geist heraus geformten Themen- und Motivgestalten eher wenig zur Geltung und deshalb fehlte mir persönlich bei dieser Werkdeutung teilweise die individuelle Aussage der beiden Interpreten. Dass Natalia Ladstätter und Daniel Schneidt etwas zu sagen haben, war bei diesem Konzertabend beeindruckend erlebbar. Bleibt nur, alles Gute für die weitere musikalische Zukunft zu wünschen.