Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 24. Sep 2017 · Musik

Verinnerlichte Naturstimmungen – das Symphonieorchester Vorarlberg bot zum Saisonsauftakt einen ereignisreichen Konzertabend

Mit dem neuesten Werk „Landschaft mit Regenbogen“ von Richard Dünser eröffneten das SOV und Gérard Korsten im Feldkircher Montforthaus die aktuelle Saison. Damit setzten sie ein Zeichen, das Schule machen sollte. Die Uraufführung spielten die Musikerinnen und Musiker mit einer beeindruckenden Klangkultur, so dass die klangfarbenreichen und fein verwobenen musikalischen Inhalte hervorragend zur Geltung kamen. Eine niveauvolle Show, die für Abwechslung im Konzertsaal sorgte, war der Auftritt des "Wave Quartet" mit vier Marimbas. Gut abgerundet wurde der Konzertabend mit der Interpretation der ersten Sinfonie von Robert Schumann.

Richard Dünser ist ein gebürtiger Vorarlberger, seit vielen Jahren lebt er in der Südsteiermark. Seine Musik mögen die Orchestermitglieder und Gérard Korsten, das war bei der Uraufführung der Komposition „Landschaft mit Regenbogen“ gut spürbar. Überdies haben die Musikerinnen und Musiker ein Verständnis für Richard Dünsers musikalischen Ausdrucksgehalte. Bereits der Werktitel „Landschaft mit Regenbogen“ verwies auf die Hörperspektive, denn ein bekanntes Gemälde des romantischen Malers Caspar David Friedrich trägt den gleichen Titel. Richard Dünser ist ein romantischer Zeitgenosse. Das zeigte sich unter anderem darin, dass er ausdrucksstark mit den Licht und Schatten emotionaler Empfindungen und deren Wahrnehmungen spielte und in gut nachvollziehbare musikalische Gestalten transferierte. Während ätherisch ausgebreitete Klangfelder auch große Wahrnehmungsräume eröffneten, durchkreuzten markant gesetzte Klangblöcke mit gezackten Gesten den musikalischen Fluss. In der Dialektik zwischen Stillstand und Bewegung entwickelte sich ein beziehungsreiches Geflecht mit lyrischen, kammermusikalisch gesetzten Frage- und Antwortgesten. Eine besondere Rolle innerhalb der nuancierten Instrumentierung nahmen die Harfe und das Vibraphon ein, von wo immer wieder melodische Gestalten aus der Stille heraus ihren Anfang nahmen. Vor allem die Rahmenteile des Werkes, das man auch als symphonische Dichtung erleben konnte, verströmten eine pastorale Stimmung. All diese Ausdruckgehalte stellte das SOV hervorragend dar, besonders die feinsinnige Pianokultur rief Bewunderung hervor.

Das Publikum folgte dem stimmungsvollen und gut nachvollziehbaren Werk konzentriert und applaudierte begeistert.

Der Tanz der Schlägel

Einen Kontrast zur Uraufführung stellte der Auftritt des „Wave Quartet“ dar. Bogdan Bacanu, Christoph Sietzen, Vladi Petrov und Emiko Uchiyama musizierten das „Concerto in C-Major, BWV 1061“ in einer Bearbeitung für vier Marimbas. An eine Showeinlage ließ der Aufbau auf der Bühne mit vier auf Hochglanz polierten weiß-roten Instrumenten und ganz in weiß gekleideten Herren denken. Das steigerte die Spannung, ob Bachs Concerto - ursprünglich gesetzt für zwei Cembali und Basso Continuo - diese Bearbeitung wohl „aushalten“ würde. Doch rasch wurde klar, dass Bogdan Bacanu Bachs Musik hervorragend eingerichtet hat. Gut nachvollziehbar und transparent erklangen die auf vier Marimbas aufgeteilten Stimmenverläufe. Einen feinen Touch erhielt die Musik durch den weichen Klang der Marimbas. Der Rolle des Orchesterparts entsprechend, war das Symphonieorchester im Hintergrund postiert.

Nach einem etwas „verwackelten“ Beginn benötigten die Musiker einige Zeit, bis sich die Klangbalance zwischen den Schlaginstrumenten und den Streichern einpendelte, doch schließlich entfaltete die Musik ihre Wirkung. Bewundernswert aufeinander abgestimmt korrespondierten die Musiker miteinander und stellten die musikalischen Verläufe prägnant dar. Besonders deutlich kam die virtuose Spielart des „Wave Quartet“ in der Ausformung der dynamischen Kontraste zur Geltung. Überdies bot das Spiel der Quartettmusiker mit sechzehn Schlägeln auch etwas fürs Auge.

Junges Orchester

Schumanns Sinfonie Nr. 1, op. 38, die sogenannte „Frühlingssinfonie“, bildete einen passenden Rahmen zur „Landschaft mit Regenbogen“ von Richard Dünser. Viele neue Gesichter fanden sich in den Reihen des Symphonieorchesters Vorarlberg, das Gérard Korsten energiegeladen leitete. Gut phrasiert entwickelten die Musiker die thematischen Linien aus den rhythmischen Bewegungsimpulsen im Eröffnungssatz und führten diese zum Höhepunkt. Auch der lyrisch liedhafte Charakter des Larghettos kam schön zum Ausdruck. Aufhorchen ließen die Soli im Scherzo. Der Widerstreit der thematischen Gedanken im Finale und die feierliche Conclusio entließen das Publikum in guter Stimmung.

Tipp zum Nachhören
Am 20. und 27. November jeweils ab 21 Uhr, im Programm Radio Vorarlberg Kultur „Das Konzert“