Die Theatergruppe "dieheroldfliri.at" zeigt derzeit ihr neues Stück "Das Rote vom Ei" (Foto: Mark Mosman)
Silvia Thurner · 22. Apr 2013 · Musik

Unterschiedliche Aspekte des menschlichen Lebens mit Schuberts Musik dargestellt – das Chorseminar und das Sinfonieorchester Liechtenstein musizierten mit Elan

Im Chorseminar Liechtenstein versammeln sich SängerInnen aus Liechtenstein, Österreich und der Schweiz jeweils im Frühjahr, um anspruchsvolle Chor- und Orchesterwerke einzustudieren. Dieses Jahr widmete sich die Singgemeinschaft, die aus etwa 100 Mitgliedern besteht, Werken von Franz Schubert, insbesondere der Messe in Es-Dur. Beim Konzert in der Kulturbühne AmBach Götzis beeindruckten das Chorseminar und das Sinfonieorchester Liechtenstein vor allem durch die engagierte Musizierhaltung. Unter der Leitung von William Maxfield wirkten auch die Solisten Eva Oltivanyi (Sopran), Martina Gmeinder (Alt), Karl Jerolitsch (Tenor) und Clemens Morgenthaler mit, so dass ein ansprechendes Konzertprogramm geboten wurde.

„In der Tiefe wohnt das Licht“ lautete das Motto des Chor- und Orchesterkonzerts, bei dem sich die SolistInnen mit Schubert-Liedern vorstellten. „An die Musik“ sang Martina Gmeinder mit einer in sich ausgeglichenen Stimmgebung, die auch in höheren Lagen obertonreich entfaltet wurde. „Der Tod und das Mädchen“ eröffnete Clemens Morgenthaler mit einer aufgewühlten Geste und setzte damit einen markanten Gegensatz zu den ruhigen Tonrepetitionen, mit denen er den Bruder Tod versinnbildlichte. Mit dem Lied „Im Abendrot“ bot Karl Jerolitsch ein feines Stimmungsbild und „Du bist die Ruh“ sang Eva Oltivanyi mit einem hellen Timbre und beeindruckend gestalteten Höhepunkten.

Das Orchester musizierte die von Max Reger, Felix Mottl und Hector Berlioz für Orchester bearbeiteten Lieder enthusiastisch. Über weite Strecken erklang die orchestrierte Klavierstimme an den Vokalpart angepasst, teilweise überdeckte das Orchester jedoch die Singstimmen. Die dramatisierte Interpretation des „Erlkönigs“ mit einer Rollenaufteilung auf die vier Gesangssolisten hinterließ einen positiven Eindruck. Rasant und aufbrausend modellierte das Orchester unter der Leitung von William Maxfield seinen Part, so dass die zugrundeliegende Dramatik unmittelbar erlebbar war.

Energiegeladenes Singen und Musizieren


In Schuberts „Magnificat“ (D486) und „Tantum ergo“ (D962) boten die markanten Textartikulationen eine starke Grundlage für straffe Phrasierungsbögen. Überdies boten diese Kompositionen eine gute Überleitung zur Schubertmesse in Es-Dur (D950), die im zweiten Konzertteil interpretiert wurde. Dieses Werk stellte eine Herausforderung dar, die die große Chorgemeinschaft und das Sinfonieorchester mit Schwung annahm. Zwar wirkte die musikalische Linienführung etwas unbeweglich. Vor allem im Hinblick auf die dynamische Gestaltung blieben Wünsche offen, aber alle SängerInnen bemühten sich um eine differenzierte Diktion und der Dirigent William Maxfield war ganz beim Chor und leitete diesen mit klaren Gesten. Auch die SolistInnen Eva Oltivanyi, Martina Gmeinder, Karl Jerolitsch, Michael Nowak und Clemens Morgenthaler unterstützten die motivierte Darbietung.

Die Stimmbalance war ausgeglichen und obwohl sich ein abgerundeter Gesamtklang nicht so recht einstellte, kamen die dunklen Färbungen, die Harmonik und die textdeutenden Tonsymbole sowie die chromatischen Gestalten gut zum Ausdruck. Mit einer schönen Schlusssteigerung und einer gut nachvollziehbaren Klangauffächerung der Tonlinien wurde die Werkdeutung beendet.