Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Silvia Thurner · 01. Dez 2009 · Musik

Über den Rhythmus die Wurzeln finden und spüren - Hakim Ludin und Claudio Spieler faszinierten das Publikum im voll besetzten Theater Kosmos

Auf einer wohl lebenslangen Reise durch die Welt des Rhythmus befinden sich Hakim Ludin und sein Meisterschüler Claudio Spieler. Am Sonntag haben sie ins Theater Kosmos zu ihrem ersten gemeinsamen Konzert geladen. Es sind so viele gekommen, dass der Theaterraum die Fans und Freunde der beiden Musiker kaum fassen konnte. Das vielseitige Programm führte die ZuhörerInnen sofort hinein in das Spüren des Rhythmus, denn von Hakim Ludin und Claudio Spieler ging ein großer Aufforderungscharakter aus. Sie animierten zum Mitmachen und selbst Erleben und faszinierten die Anwesenden durch ihre Vielseitigkeit, ihr hohes musikalisches Niveau, ihr Miteinander und die sympathische Bühnenpräsenz.

Dass Rhythmus vor allem auch eine Körpersprache ist, machten die Musiker gleich zu Beginn klar, denn sie luden das Publikum ein mitzumachen. Dadurch bekamen alle ein Gefühl dafür, wie virtuos Hakim Ludin und Claudio Spieler ihre Kunst beherrschen. In weiterer Folge wurden jedoch nicht Virtuosennummern dargeboten, sondern die Meisterschaft der Perkussionisten stand ganz im Dienste der Musik. Außerdem hat Hakim Ludin nicht nur eine musikalische Botschaft zu vermitteln, sondern ihm sind die zwischenmenschliche Kommunikation sowie ein weltumspannendes Verständnis füreinander wichtig. Ihre Weltsicht vermittelten die beiden Musiker durch ihr musikalisches Tun eindringlich.

Zwei, die sich gefunden haben

Hakim Ludin stammt aus Afghanistan, seit Jahren lebt er in Deutschland und genießt international einen hervorragenden Ruf. Vor zehn Jahren lernte der Dornbirner Claudio Spieler den Perkussionisten bei einem Workshop kennen. Seit fünf Jahren ist er Meisterschüler von Hakim Ludin, und dass die beiden gut harmonieren und quasi eine Vater-Sohn Beziehung aufgebaut haben, war beim Konzert im Shed8 gut nachvollziehbar.

Globale Stilmixturen

Vielerlei Trommeln aus aller Herren Länder präsentierten Hakim Ludin und Claudio Spieler. Dabei stellten sie die Instrumente in einen musikalischen Zusammenhang zum jeweiligen Herkunftsland, anschließend kombinierten sie Rhythmen sowie Instrumente aus unterschiedlichen Kontinenten. So gestalteten die Musiker kunstvolle und oft verblüffende Verflechtungen, die musikalische Wirkzusammenhänge gut zur Geltung brachten. Das Spiel auf der Kanjira zeigte, dass Trommeln viel mehr ist, als rhythmische Pattern zu vollziehen, denn mit diesem Instrument lassen sich auch Tonhöhen formen und melodische Linien spielen. So nutzte Hakim Ludin, gespickt mit viel Humor, die Gelegenheit und spielte die Europahymne an.

Das Wissen um die Herkunft

Der Weltbürger Hakim Ludin erforscht die Instrumente und Rhythmen und bereichert durch sein Wissen um kulturelle Zusammenhänge seine Spielart maßgeblich. Mit einer ausgeklügelten Fingertechnik entfaltete sich ein mitreißendes Spiel, das auch vom großen Aufforderungscharakter, der von Seiten des Meisters ausging, lebte. Faszinierend war auch das Kennenlernen der südindischen Silbensprache „Konnakol“, mit der sehr komplexe polyrhythmische Sequenzen äußerst virtuos deklamiert wurden.

Wärme und Sonne

Die imaginäre musikalische Reise führte über Südindien nach Afrika und Lateinamerika, beinhaltete das Spiel auf der afrikanischen Caxixi genauso wie Wassertrommeln, Kongas und Cajones. Auch der zart besaitete Klang der Berimbau und die Wassertrommeln sowie das Spiel auf dem Hang führten das begeisterte Publikum während gut zwei Stunden in ein mediterranes Lebensgefühl.

Konzerttipp: Am 3. Jänner 2010 um 20.15 Uhr spielen Claudio Spieler und Hakim Ludin beim Neujahrsjazzfestival am Saumarkttheater in Feldkirch.