Tobias Grabher, die Camerata Musica Reno und Michael Köhlmeier bescherten dem Publikum ein „österliches Cineastenfest“.
Anita Grüneis · 29. Aug 2015 · Musik

The beauty of Gemina Art im Kunstmuseum Vaduz

Passen Gothic Rock und Dark Wave ins Kunstmuseum? Und ob! Vor allem wenn die Band „Beauty of Gemina“ heißt und die Musiker so verdammt gute Künstler sind!

Das exklusive Konzert war Teil des Ausstellungskonzepts von „Wo das Gras grüner ist“. Eingeladen hatte der Verein Schichtwechsel, der die Ausstellung kuratierte. Bestritten wurde es von Michael Sele (Voc, Piano, Guitar), Andi Zuber (Bass), Mac Vinzens (Drums), Marco Gassner (Guitar), Raphael Zweifel (Cello) und Eva Wey (Violin) sowie Gastmusikern aus Island mit Saxophon und Gitarre.

Staubmonster suchen das Weite


Den Einstieg machte „Beauty of Gemina“ mit dem Song „Kingdoms of Cancer“, einem eher düsteren Klangteppich, der an die Ursprünge der Band erinnert, als sie mit „Suicide Landscape“ in den World Gothic Charts landete. Beim zweiten Titel „Narcotica“ kam eine zusätzliche Komponente des Abends ins Spiel: Die Filmprojektionen der isländischen Künstlerin Gabriela Friðriksdóttir.  In der Ausstellung zeigt sie das Werk „Das innere Leben eines Heuballen“. Für sie leben dort merkwürdige Wesen, die sie aus Bleistiftstrichen zusammensetzt. Während des Konzerts geisterten diese Wesen an der Decke des Restaurants. Sie passten erstaunlich gut zur Musik, diese Staubmonster mit ihren Augen und den großen Mündern mit spitzen, gierigen Zähnen. Alles an ihnen war in Bewegung, sie veränderten sich wie Barbapapas, wurden immer wieder zu neuen Wesen, mal waren es Lippen, die in einem Zylinder wohnten und ständig zu plappern schienen, mal eine Art von Staubmilben, die sich wie Girlanden aneinanderreihten.

Schwarze Stimme in Moll-Klängen


Sie mäanderten langsam dahin und passten damit nicht nur perfekt zu den vielen Tattoos, die an diesem Abend im Publikum zu bewundern waren, sondern vor allem zu den vorherrschenden Moll-Klängen, die sich in den Raum legten und ebenfalls das Weite suchten. Manchmal aber erinnerte Michael Seles Musik an die Minimal music von Steve Reich oder Philipp Glass, wie im Song „In Silence“ - ein Stück, das sich mit kraftvollen Bogenstrichen des Cellisten Raphael Zweifel langsam hochschraubte und dabei von den klaren und kräftigen Beats des phänomenalen Drummers Mac Vinzens gestützt wird. Die Stimme von Michael Sele war bei den meisten Titeln so schwarz wie die Kleidung des Publikums, das auch gerne mal mitsang wie zum Beispiel bei „Dark Rain“ oder „One Million stars“.

Gothic und neue Klänge


Es war das 150. Konzert von „Beauty of Gemina“, die bisher vor allem in der Gothic Szene bekannt war. Nächstes Jahr feiert die Band ihren 10. Geburtstag. Zeit für eine Neuausrichtung? Sie ist hörbar bereits dahin unterwegs. Diese Musiker können auch amoklaufenden Country wie „Down by the horses“ oder „Hunters“ oder melancholische Balladen, die an Tim Burtons Filme erinnern. Gemina ist übrigens der Name der Muse des Philosophen Plotin. „Mich hat der Name gereizt und in meiner Vorstellungskraft musste diese Frau wunderschön gewesen sein, weil sie ja die Muse dieses Philosophen war. Das ist der Hintergrund, es hat also nichts mit dem Sternzeichen Zwilling, dem Gemini, zu tun“, erklärte Michael Sele in einem Interview.