„Kaffee und Zucker?“ Dokumentartheater im TAK in Liechtenstein © Pablo Hassmann
Silvia Thurner · 11. Jun 2018 · Musik

Stürmisch bewegt und lyrisch verweilend – Der Orchesterverein Götzis mit Benjamin Lack am Pult und dem Cellisten Alexandr Karakhanyan bot ein inspirierendes Musikerlebnis

Seit neuen Jahren spielt der Orchesterverein Götzis jeweils Anfang Juni in der Kulturbühne AmBach eine Matinee, die im dichten Konzertkalender des Landes Aufmerksamkeit erregt. Die hervorragende Programmgestaltung des künstlerischen Leiters Markus Ellensohn, die freudvolle Spielart des Orchesters und das professionelle Dirigat von Benjamin Lack garantieren anregende musikalische Erlebnisse. Dieses Mal gestalteten die Musikerinnen und Musiker Werke aus der (vor)klassischen Stilepoche von Leopold Mozart, Luigi Boccherini und Joseph Martin Kraus. Im Mittelpunkt stand der armenische Cellist Alexandr Karakhanyan. Mit subtiler Tongebung und in feinsinniger Übereinstimmung mit den Streichern deutete er das Cellokonzert Nr. 6 (G 479) von Luigi Boccherini.

Die einleitend gespielte Sinfonie in D-Dur (D 25) von Leopold Mozart beinhaltete alles, was man sich von einem schwungvollen - in vorklassischer Manier gestalteten - Werk erwartet. In den Ecksätzen kristallisierten die Orchestermusikerinnen und -musiker und Benjamin Lack die aufstrebenden Themen sowie die vorwärtsdrängenden Passagen mit den eingeschriebenen melodischen Linien hervorragend heraus. Den flockig leichten Duktus der Streicherkantilenen unterstrichen die Bratschen und tiefen Streicher mit exakt ausgeführten Pizzicati. Auffallend gut waren zudem die beiden Hörner in den Gesamtklang integriert.

Sinnliches Spiel

Mit Spannung wurde die Werkdeutung von Boccherinis Violoncello in D-Dur (G 479) erwartet. Boccherini selbst war Cellist und kostete die Raffinessen des Instrumentes gekonnt aus. Sein sechstes Konzert legte er virtuos und in durchwegs hohen Lagen an. Um den feinen Celloklang optimal zur Geltung zu bringen und noch dazu wirkungsvolle Kontrastwirkungen zu erreichen, erklangen die Solopassagen stets mit den Violinen parallel geführt, währenddessen die tiefen Streicher meist pausierten. Alexandr Karakhanyan formte seinen Part sensibel und gestaltete die fein verzierten Linien mit weichem Celloton aus. Die Solokadenzen setzte er mit großem Ambitus gekonnt in Szene. Mit seiner sensiblen Tongebung berührte Alexandr Karakhanyan die Zuhörenden auch im Stück „Der Kranich“ des armenischen Ethnomusikologen und Komponisten Komitas.

Gegensätze

Es ist ein Markenzeichen des Orchestervereins, dass sich die Musikerinnen und Musiker auch wagemutig neuen Herausforderungen stellen. Dies geschah mit der Sinfonie in cis-Moll (VB 140) von Joseph Martin Kraus. Ganz dem Sturm und Drang verpflichtet, lebte dieses Werk von Gegensätzen. Aufgeraute tremolierende Flächen standen chromatisch und langsam verflochtenen Linien gegenüber, ausgefallene harmonische Wendungen und vor allem in schnellen Wechseln ineinander verzahnte Floskeln zwischen den hohen und tiefen Registern boten den Zuhörenden viele Anreize. Die Orchestermusiker loteten die Kontraste aus und brachten aufbrausende Gesten gut zur Geltung. Doch die raschen Tempi zeigten spieltechnische Grenzen auf. Trotzdem überwog am Ende der positive und inspirierende Gesamteindruck.

Gutes Einvernehmen

Auch bei diesem Konzert war das gute Einverständnis der Orchestermusiker mit dem Dirigenten Benjamin Lack eindrücklich zu erleben. Im Orchesterverein Götzis finden jüngere und ältere Laienmusiker, Profis und Studierende die Möglichkeit, qualitätvoll miteinander zu musizieren. Darin liegt eine große Qualität und dieses Zusammenwirken ist eine maßgebliche Bereicherung der kulturellen Szene des Landes.