Neu in den Kinos: „Challengers – Rivalen“ (Foto: MGM)
Silvia Thurner · 14. Jul 2018 · Musik

Starke Persönlichkeiten, die sich ergänzen – der Klarinettist Martin Fröst und Roland Pöntinen am Klavier sorgten im Markus-Sittikus-Saal für Jubelstimmung

In mehrerlei Hinsicht wirkte das Schubertiadekonzert mit dem Klarinettisten Martin Fröst und Roland Pöntinen am Klavier spektakulär. Die beiden Individualisten rahmten ihr hervorragend zusammengestelltes Programm mit Schumanns Fantasiestücken op. 73 und der Sonate für Klavier und Klarinette, op. 120/2 von Johannes Brahms. Darin eingeschrieben erklangen Bartóks berühmte Rumänische Volkstänze (Nr. 2-6) und die „Premiere Rhapsodie“ von Claude Debussy. Mit Moments musicaux (Nr. 1, 2 und 4) von Franz Schubert wurde die Werkauswahl abgerundet. Martin Fröst und Roland Pöntinen musizierten wunderbar aufeinander bezogen, mit einer markanten musikalischen Gestaltungskraft und atemberaubenden Spieltechniken.

Martin Fröst und Roland Pöntinen sind ausgesuchte Meister, die sämtliche Kompositionen ihres breiten musikalischen Spektrums - das selbstverständlich auch die zeitgenössische Musik einbezieht - mit ihrem individuellen Charakter ausfüllen und beleben. Im Hinblick auf die Perfektion der Spieltechniken sind den beiden Musikern keine Grenzen gesetzt. Umso spannender war es mitzuverfolgen, welche musikalischen Zugänge sie den Werken von Schumann und Brahms sowie Bartok und Debussy zugrunde legten. Den Höhepunkt bildeten Debussys Première Rhapsodie, in der Martin Fröst seine herausragenden Qualitäten voll ins Szene setzte. Unter anderem ließen das atemberaubende Pianissimo aufhorchen, der große Ambitus auf seinem Instrument sowie die an der Grenze zum Glissando ausgeformten chromatischen Bögen, die der Klarinettist mit unglaublicher Präzision entfaltete. Nicht weniger faszinierte die Werkdeutung des Préludes für Klavier Nr. 10 von Claude Debussy „Profondement calme“ („la cathédrale engloutie“). Roland Pöntinen modellierte die Musik zu einer Klangskulptur, in der die Analogie von Arthur Schopenhauer, dass Architektur gefrorene Musik sei, nachvollziehbar wurde. Die Art wie der Pianist aus der brodelnden Klangfläche die Klangsäulen herauskristallisierte und am Ende die Stille als Sinnbild mitdachte, zog die Zuhörenden in ihren Bann.

Souverän und eindrücklich

Begeisterung lösten auch die Rumänischen Volkstänze von Béla Bartók aus, die in der Bearbeitung für Klarinette und Klavier von Jonas Dominique erklangen. Die Charaktere jedes einzelnen Tanzes formten Martin Fröst und Roland Pöntinen mit viel Gespür aus. Pianissimoklänge und schwebende Klangfelder, Tremoli und feinsinnige Glockenklänge ließen ebenso aufhorchen und verliehen den Tänzen Profil, wie die körperlich sehr präsente Spielart des Klarinettisten. Darüber hinaus wurde wieder aufs Neue bewusst, wie nah sich Volksmusikidiome sein können, denn Anklänge an sephardische und orientalische Musiken verliehen den Rund-, Stampf- und Kettentänzen sowie der Polka und dem Zwiefachen ein reizvolles Kolorit.

Eine Frage der Stimmbalance

Zu Beginn musizierten Martin Fröst und Roland Pöntinen Schumanns Fantasiestücke für Klarinette und Klavier, op. 73. Martin Fröst entfaltete die Melodielinien mit einer ausgeglichenen Ruhe und viel Liebe zum Detail. So kam der innige Charakter des Werkes schön zum Ausdruck. Allerdings erklang der Klavierpart zu gewichtig und drängte die Kantilenen der Klarinette allzu sehr in den Hintergrund. Korrespondierend zu Schumanns Fantasiestücken präsentierten die Musiker die Sonate für Klavier und Klarinette, op. 120/2 von Johannes Brahms. Hier wirkte die Stimmbalance zwischen der Klarinette und dem Klavier gut ausgeglichen. So lebte auch diese Werkdeutung von der emphatischen Spielweise von Martin Fröst und Roland Pöntinen und den exakt aufeinander abgestimmten Dialogen.