Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast. (Foto: Matthias Horn)
Anita Grüneis · 15. Dez 2017 · Musik

"Spiritual Standards" verzaubert Publikum mit ideenreichem Jazz im TAK in Schaan

Sie kamen aus Wien und flogen anschließend weiter nach Berlin. Der Pianist Markus Burger und der Saxophonist Jan von Klewitz sind vielbeschäftigte Musiker. Mit „Spiritual Standards“ bescherten die Klangkünstler den wenigen Zuhörerinnen und Zuhörern im TAK ein Adventkonzert der besonderen Art.

Der 1964 in Zagreb geborene von Klewitz, ein Enkel von Pastor Martin Niemöller, spielt weltweit mit allen Jazzgrößen und lebt in Berlin. Sein musikalischer Partner Markus Burger, 1966 in Wittlich geboren, lebt schon lange in Kalifornien, wo er „Music Industrie Studies“ am Fullerton College unterrichtet. Derzeit arbeitet er an einem Album, das Ambient Electronics - eine Variante der elektronischen Musik, bei der sphärische, langgezogene Klänge dominieren - mit Jazz verbindet. Die beiden Musiker arbeiten seit vielen Jahren zusammen, in den letzten vier Jahren wurden sie mit ihren „Spiritual Standards“ auch zu Botschaftern der Musik von Martin Luther.

Aus der Kirche in den Jazz und zurück

„Die Musik ist eine Gabe und ein Geschenk Gottes; sie vertreibt den Teufel und macht die Menschen fröhlich“, schrieb Martin Luther, der selbst ein geübter Sänger und Lautenspieler war. An diesen Satz hat sich anscheinend das Duo Burger/von Klewitz gehalten, denn ihre Musik stimmte das Publikum tatsächlich fröhlich. Wenn das Singen einst eine Waffe der Reformation war und Luthers Lieder auch als Protestlieder geschmettert wurden, dann war diese Musik in ihrer neuen jazzigen Interpretation wieder an seinem Ursprung gelandet. Markus Burger, der optisch eher an einen in Ehren ergrauten Pastor erinnerte, wurde am Klavier zu Fats Waller und Oscar Peterson gleichzeitig – mit einer unglaublichen Präzision und Innigkeit ließ er das „Vater unser“ zu einem swingenden Blues werden.

Weihnachtslieder haben den Blues

Neben den Liedern von Luther standen Weihnachtslieder auf dem Programm, wie „Kommet ihr Hirten“, oder „Leise rieselt der Schnee“ und „Es ist ein Ros’ entsprungen“. Dabei stimmte das Saxophon die Melodie an, schweifte ab, begann zu improvisieren, fand neue Wege, kam zurück, übergab an das Klavier, das zunächst immer wieder die gleichen Akkorde spielte, dann aber nach Weite suchte, dabei stets leise und besinnlich blieb, bis der Ton wieder beim Saxophon landete, das ihn zurück zur Urmelodie führte. 

Am deutlichsten wurde diese Art des Zusammenspiels bei „Maria durch ein Dornwald ging“. Jan von Klewitz setzte mit seinem Saxophon an, Markus Burger zupfte dazu die Saiten im Klavier als wären es Harfensaiten, ein klanglicher Zauberwald entstand, bis das Saxophon einen wehmütigen Ton erklingen ließ, das Klavier zögernd mit seiner Begleitung einsetzte und mit extrem klaren Tönen ein feines Glockengebimmel schuf. Erst nach diesem Vorspiel, mit dem ein großer neuer Raum kreiiert wurde, stimmte das Saxophon die Melodie an, erst dann durfte Maria durch diesen neu geschaffenen Dornwald gehen. Schöner lässt sich das Kyrie eleison nicht einmal singen! Vor allem bei diesem Lied wurde klar, dass Jan von Klewitz mit seinem Saxophon nicht spielt, sondern durch sein Saxophon spricht und Markus Burger die Tasten des Klaviers jedes Mal aufs Neue abzuwiegen scheint. Ein reiches Geschenk, dieser „Spiritual Standards“-Abend.