Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 07. Sep 2012 · Musik

Spieltechnik allein genügt nicht – Martin Stadtfeld hinterließ bei der Schubertiade einen unbefriedigenden Eindruck

Im Rahmen eines Rezitals bei der Schubertiade Schwarzenberg spielte der Pianist Martin Stadtfeld „Moments musicaux“ von Franz Schubert und Sergei Rachmaninow. Dass seine individuellen Werkdeutungen oft zwiespältige Reaktionen hervorrufen, ist bekannt. Auch hier sorgten vor allem die Schubertwerke für Diskussionen. Doch Stadtfelds Auftritt im Angelika Kauffmann-Saal wirkte in erster Linie unnahbar. Erst die Musik von Sergei Rachmaninow mit den langen Linien, dicht verwobenen Klangteppichen und dem vielschichtigen Figurenwerk brachte die Qualitäten des Pianisten zur Geltung.

Schuberts Moments musicaux D780 sind musikalische Miniaturen, die auf engem Raum sehr viel von der kompositorischen Ideenwelt Schuberts vereinen. Fast jeder Dilettantin und jedem Dilettanten sind zumindest einige der sechs Moments musicaux aus der Praxis bekannt. Lediglich das zweite Stück ließ die Qualitäten des Pianisten erahnen. Darin breitete Stadtfeld ein gut ausbalanciertes harmonisches Farbenspiel aus und entwickelte die nachfolgende melodische Linie schön aus dem Gefüge heraus.

Misslungene Werkdeutung

Über weite Strecken musizierte Martin Stadtfeld Schuberts liebenswerte Stücke sehr distanziert. Spannung versuchte er mittels Kontraste zu erzeugen, die jedoch in der kompositorischen Anlage der Stücke wenig begründet liegen. Vor allem der undifferenzierte Pedaleinsatz, der teilweise zu störenden Schwebungen führte, rief Befremden hervor. Noch dazu trübten einige Flüchtigkeitsfehler den Gesamteindruck. Höchste Maßstäbe sind bei der Schubertiade Schwarzenberg angebracht, doch diese Interpretation genügte diesen auf keinen Fall.

Virtuose Spielart

Die Moments musicaux, op. 16 von Sergei Rachmaninow kamen der Spielart des Pianisten entgegen. Flächige Passagen, die mit vielen melodischen Floskeln ein Tongewebe ausbreiteten und den Bewegungsfluss vorantrieben, stellte Martin Stadtfeld eindrücklich in den Raum. Vor allem das emotionale Gegensatzpaar der Nummer 5 und 6, in Des-Dur und C-Dur mit dem konzentrierten Atem im Adagio sostenuto im ausgeglichenen Piano und der darauffolgende kraftvolle Zugriff hinterließen einen positiven Eindruck.