Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 25. Feb 2017 · Musik

Spiel mit Licht und Schatten – die Pianistin Anna Adamik zog vor allem solistisch die Zuhörenden in ihren Bann

Das erste Konzert des Jahres gestaltete die Präsidentin der Chopin-Gesellschaft, Anna Adamik, selbst am Klavier mit Werken von Beethoven, Bartòk und Debussy. Die kluge Werkzusammenstellung und die empathischen Werkdeutungen ergaben einen schönen Spannungsbogen. Zusammen mit dem Offenburger Streichtrio interpretierte Anna Adamik auch das berühmte „Zingarese-Klavierquartett“ von Johannes Brahms, doch diese Werkdeutung ließ Wünsche offen. Die Zuhörenden im gut besuchten Pförtnerhaus, darunter viele Studierende, feierten die Musikerin und die Musiker mit herzlichem Applaus und Bravorufen.

Die Trias mit Beethovens „Sturm-Sonate“, Bartòks Suite op. 14 und Debussys „L’isle joyeuse“ vereinte drei sehr berühmte Klavierwerke und entfaltete in dieser Kombination eine große Wirkung. Beethovens Sonate, op. 31/2 in d-Moll spielte Anna Adamik, seit 1997 Professorin für Klavier am Vorarlberger Landeskonservatorium, in Erinnerung an den verstorbenen Freund und Kollegen Eugen Bertel. Mit diesem Hinweis lenkte Anna Adamik die Hörperspektive auf den Sturm und Drang, düstere harmonische Farben, auf widerstreitende Kräfte und gegenläufige Linien sowie seufzende Motive auf der einen Seite und fließend helle Flächen mit arpeggierenden Wellen voll Ruhe und Gelassenheit auf der anderen Seite. In ihrem Spiel verlieh Anna Adamik jedem Ton eine Bedeutung und formte auf diese Weise die einzelnen Sätze packend aus.

Die Kraft der Suite op. 14 von Béla Bartòk kam in der Interpretation von Anna Adamik hervorragend zur Geltung. Mit Energie stellte sie die unterschiedlichen Charaktere in den Raum und betonte die archaisch wirkenden Tonverhältnisse wie Tritonus oder modale Tonreihen. Perlende, vorwärts treibende und groovige Tonballungen standen in einer schönen Korrespondenz zum abschließenden Sostenuto.

Die ‚malerische’ und ausgelassene Stimmung im Werk „L’isle joyeuse“ von Claude Debussy entfaltete sich in der virtuosen Spielweise von Anna Adamik transparent. Mitreißend kristallisierte die Pianistin die changierenden harmonischen Farben und die energetischen Stimmungen des euphorischen Stückes heraus.

Zu wenig Pfeffer


Wie die vorangegangenen Werke ist auch Johannes Brahms’ Klavierquartett in g-Moll, op. 25 allseits bekannt. Dem Vergleich mit den anderen Werkdeutungen hielt die Interpretation des Offenburger Streichtrios mit Frank Schilli (Violine), Rolf Schilli (Viola) und Martin Merker (Violoncello) sowie Anna Adamik am Klavier nicht stand. Zwar formten die Musiker das Werk durchaus mit Emotion aus, aber die Spielart wirkte insgesamt allzu sehr auf Sicherheit bedacht und deshalb mitunter etwas zu verhalten. Beispielsweise füllte die Pianistin Freiräume, die ihr das Streichtrio gewährte, zu bescheiden aus. Den Höhepunkt erlangte die Werkdeutung im dritten Satz, wo die Musiker die lyrischen, strahlenden Motive allmählich abdämpften und in eine leidenschaftliche Mollpassage modulierten. Selbstverständlich betonten die Quartettmusiker im Finalsatz das ungarische Kolorit. Aber auch diesem Abschnitt fehlte der Esprit, um eine wirklich fesselnde Wirkung zu entfalten.

Brahms' „Ungarischer Tanz“ Nr. 1 hat Martin Merker für Klavierquartett ausdrucksstark arrangiert. Spannungsgeladen und mit schönen Übergängen versehen, bedankten sich die Musiker mit diesem Werk für den herzlichen Applaus.