Das Wiener Burgtheater war mit Molières „Der Menschenfeind“ unter der Regie von Martin Kušej im Bregenzer Festspielhaus zu Gast ( Foto: Matthias Horn))
Silvia Thurner · 03. Nov 2013 · Musik

Singen als ganzheitliche Sinneserfahrung erlebbar gemacht – der Landesjugendchor „Voices“ und Oskar Egle feierten mit einem fulminanten Konzert

Ein rundum gelungenes Geburtstagsfest feierte der Landesjugendchor „Voices“ mit seinem Leiter Oskar Egle und einem euphorischen Publikum in der Kulturbühne AmBach. Highlights der vergangenen zehn Jahre präsentierten der aus fünfundzwanzig Männern und siebenundfünfzig Damen bestehende Chor. Mit ihren Darbietungen versetzten die ChorsängerInnen die Zuhörenden in Staunen, denn das Niveau und der Esprit dieses Jugendchores lässt sich nur mit Superlativen beschreiben. Gleich mit der ersten Nummer, „Il Carnelvale di Venezia“ von Gioacchino Rossini, war der Bann zwischen Bühne und Auditorium gebrochen. Es gab einige musikalische Höhepunkte an diesem Abend, besonders beeindruckend waren unter anderem die Auftritte der zahlreichen SolistInnen.

Ein abwechslungsreiches Programm mit Kompositionen aus unterschiedlichen musikalischen Genres hatte der Landesjugendchor ausgewählt. Der Werkzusammenstellung war eine Abstimmung von aktiven und „pensionierten“ Chormitgliedern vorausgegangen, die eine Hitliste jener Werke erstellten, die den „Voiclern“ besonders am Herzen liegen. So waren lauter Lieblingsstücke zu hören, die die SängerInnen mit einer überbordenden und ansteckenden Freude sangen. Auffallend bei allen Darbietungen war die Intonationssicherheit des Chores. Auch die Stimmbalance zwischen den einzelnen Registern war hervorragend ausgelotet. Trotz der Überzahl der Sopran- und Altstimmen wirkte der Chorklang in sich abgerundet und homogen. Die große Aufmerksamkeit, die die SängerInnen der genauen Artikulation beimaßen, verlieh den melodischen Linien Strahlkraft und rhythmischen Floskeln eine prägnante Triebkraft.

Vorlieben

Über jede einzelne Komposition, die an diesem Abend zu hören war, gäbe es einiges zu berichten. Besonders in Erinnerung blieb Eriks Esenvalds „Stars“. In diesem Werk erzeugten „singende Gläser“ einen stimmungsvollen Klanggrund. Darüber gestalteten die SängerInnen die melodischen Linien harmonisch ausbalanciert sowie in einem gut proportionierten dynamischen Bogen. „Halleluja“ von Leonard Cohen belebten die SängerInnen ebenfalls mit sensibel gestalteten Lautstärkeverhältnissen. Darüber hinaus präsentierten sich die „Voicler“ ebenso selbstbewusst als Frauen- wie als Männerchor.

Dass den Jugendlichen die Pop- bzw. Filmmusik besonders nahe steht, war in „Parkplatzregen“ von Olivier Gies nachvollziehbar. In „Gabriellas Sång“ von Stefan Nilsson trugen die ChorsängerInnen die Solistin mit viel Bedacht aufeinander. Und als beim Traditionional „Vela“ der Landesjugendchor von ehemaligen Chormitgliedern „verstärkt“ wurde, bebte der Saal in ausgelassener Feierstimmung.

Gleiche Wellenlänge

Außergewöhnlich ist, dass der Landesjugendchor ihr Festkonzert mit der „Latin Jazz Mass“ von Martin Völlinger gefeiert hat. Der Komponist selbst war beim Konzert anwesend, und es war spürbar, dass die Wellenlänge zwischen ihm und den Jugendlichen passt. Erst kürzlich haben sie gemeinsam das Werk auf CD eingespielt. Dem Chor zur Seite stand eine Jazzband mit Benny Omerzell (Klavier), Martin Franz (Saxophon), Stefan Reintaler (Kontrabass) und Jörg Mikula (Schlagzeug). Die Musiker modellierten den Instrumentalpart fantasievoll aus und setzten die Saxophon- und Klaviersoli gut in Szene. Sie gestalteten Überleitungen, reflektierten über Vokalpassagen und verliehen den Messteilen den nötigen Groove. Martin Völlinger hat die einzelnen Abschnitte wirkungsvoll komponiert. Beispielweise kamen im Kyrie die Stimmgruppen in den Wechselgesängen gut zur Geltung. Dynamische Steigerungen verliehen dem Gloria Profil und die Rhythmik im Halleluja wirkte belebend. Dem „Laudato si“ gaben die exakt ausformulierten Artikulationsmuster rhythmische Prägnanz. Den Sprachfluss des Rosenkranzbetens und das anschließende „Driften“ der Frauenstimmen lenkten im „Santa Maria“ die Aufmerksamkeit auf sich. Dieser A-capella-Satz bündelte noch einmal die Energie und leitete eine ausdrucksstarke Schlusssteigerung ein.

Ein Chorleiter mit Charisma

Oskar Egle ist der „Spiritus Rektor“ des Jugendchores. Das große Einverständnis zwischen dem Chorleiter und „seinen“ SängerInnen sowie die Freude am gemeinsamen Tun prägten den gesamten Abend und belebte die Sinne auch der ZuhörerInnen.

Zum Abschluss gab es Geburtstagswünsche von Axel Girardelli (Obmann des Chorverbandes), Blumen und eine Geburtstagstorte sowie Geschenke. Landeshauptmann Markus Wallner höchst persönlich überreichte den „Voiclern“ einen Scheck als finanzielles Unterstützung für die geplante Konzertreise nach Malaga im kommenden Frühjahr.

Da bleibt nur, ebenfalls herzlich zu gratulieren sowie viel Freude und Erfolg für die kommenden Vorhaben zu wünschen!