Derzeit in den Vorarlberger Kinos: The Zone of Interest (Foto: Filmcoopi Zürich)
Silvia Thurner · 07. Okt 2018 · Musik

Schwebende musikalische Bilder aus unterschiedlichen Kulturkreisen – Stimmungsvolles Eröffnungskonzert der Reihe „Unter der Laterne“ im ORF-Funkhaus

Der Musiker Andreas Paragioudakis-Fink setzt ein Zeichen des gesellschaftlichen und musikalischen Miteinanders und initiierte die Konzertreihe „Unter der Laterne“. Mit befreundeten Künstlerinnen und Künstlern sollen Begegnungsräume geschaffen werden, in denen musikalischen Wurzeln nachgespürt sowie Gemeinsamkeiten und Verbindungslinien aufgezeigt werden. Zum Eröffnungskonzert im ORF-Funkhaus trafen sich Robert Bernhard (Saxophon), Moaz al Shamma (Ud), 
Florian King (Kontrabass), Martin Grabher (Percussion), Aydin Balli (Saz) und Steve Pinter (Electronics) zum gemeinsamen Musizieren und nahmen das Publikum mit auf eine inspirierende musikalische Weltreise.

Aus Griechenland und der Türkei sowie dem Bodenseeraum stammen die Bandmitglieder, die in Vorarlberg großteils bekannt und etabliert sind. Von fünf Musikern kam ein eigenes Werk zur Aufführung, eine Auswahl bekannter Melodien des türkischen Komponisten Tamburi Cemil Bey hat Moaz al Shamma zusammengestellt, so dass ein abwechslungsreiches Panorama musikalischer Ausdruckswelten dargeboten wurde. Die Mischung der traditionellen Instrumentalfarben von Klavier, Saxophon, Kontrabass und Drumset mit der arabischen Ud und der türkischen Saz sowie Perkussion boten ideale Voraussetzungen, um die unterschiedlichen musikalischen Kulturkreise klanglich zur Geltung zu bringen. Gefühlsbetont nahmen die drei Kompositionen „Semai“ von Tamburi Cemil Bey, „54 Sides“ von Martin Grabher sowie „Trohos“ von Andreas Paragioudakis-Fink die Zuhörenden mit in orientalische und europäische Klangwelten, die zwischen Ethnomusic und Jazz changierte.

Zu Beginn schuf eine lange Einleitung die Atmosphäre für die türkisch-arabischen Maquams, die Moaz al Shamma und Aydin Bally an Ud und Saz aufnahmen. Rasch nahm die Musik Fahrt auf und schöpfte immer wieder neue Impulse aus improvisatorischen Klanginseln, in denen sich die Musiker passend zum Duktus der Musik in Szene setzten. Eine besondere Farbe brachten dabei auch die Flöte und insbesondere die kretische Lyra bzw. türkische Kemençe in den Klangfluss ein. Im mittleren Abschnitt zog Martin Grabhers Werk „54 Sides“ die Aufmerksamkeit auf sich, in der die europäische Musik mit arabischen Komponenten verbunden wurde. Lyrisch endete das erste Set mit Paragioudakis’ „Trohos“. Die Electronics von Steve Pinter boten passende Ruhepole und übernahmen gleichzeitig eine Brückenfunktion zwischen den einzelnen Stücken. Dadurch waren die einzelnen ‚Stationen’ musikalisch voneinander abgegrenzt und gleichzeitig miteinander verbunden, so dass die drei Kompositionen als musikalische Einheit empfunden wurden.

Surreale Poesie als Inspirationsquelle

Den künstlerischen Ausgangsgedanken des Eröffnungskonzertes bildete ein Vers von Mirjam Steinbock, die sich vom griechischen Autor und Lyriker Odysseas Elytis inspirieren ließ. „Hörst du das Erwachen“, zitierte Andreas Paragioudakis-Fink. „Schmeckst auch das Aufstehen, riechst die jungen Blüten des noch Ungeborenen. Das schon immer da war?“ Mit diesen Worten im Ohr wirkten die lyrischen, ebenfalls mit virtuosen Soli durchsetzten Werke „Südostwest“ von Robert Bernhard, „Light“ von Florian King und „Hicaz“ von Aydin Balli poesievoll und boten Raum für eigene Assoziationen.

Moaz al Shammas Gesang, versehen mit zahlreichen Tonhöhenschattierungen und arabesken Verzierungen sowie die spezifischen innovatorischen Färbungen der Ud und Saz setzten einen markanten Höhepunkt. Der gegenseitige Kontakt der Musiker zueinander und die Art, wie sie aus stehenden Flächen stets in neue musikalische Ausdrucksformen führten, bot beste Unterhaltung.

Termine der folgenden 11 Konzerte „Unter der Laterne“:
www.unter-der-laterne.com